Sindelfingen. Die großen Autohersteller müssen sparen. Daimler stellt deshalb seine Pkw-Produktion weltweit neu auf. Die Werke sollen künftig noch stärker standardisiert und entlang von Baureihen ausgerichtet werden. Laufende Kosten sollen jährlich um bis zu sechs Prozent gesenkt werden.

Daimler stellt seine Pkw-Produktion weltweit neu auf, um die laufenden Kosten jährlich um fünf bis sechs Prozent zu senken. Der Autobauer will - wie andere Hersteller auch - seine Fertigung standardisieren und entlang von Fahrzeugarchitekturen ausrichten, wie Mercedes-Produktionsvorstand Markus Schäfer am Mittwoch in Sindelfingen sagte. In diesem Jahr investiert der Autohersteller dafür mehr als drei Milliarden Euro in seine deutschen Standorte. Zugleich wolle man weiter wachsen und in den kommenden Jahren die Produktionskapazitäten deutlich erhöhen, sagte Schäfer.

Weltweit beschäftigt Daimler mehr als 77 000 Mitarbeiter in der Pkw-Produktion. 2013 liefen gut 1,6 Millionen Fahrzeuge vom Band.

Einen Zeitraum oder genaue Zahlen zu den Sparzielen nannte Schäfer nicht. Daimler hat sich in seiner Pkw-Sparte das Ziel einer Gewinnmarge von zehn Prozent gesetzt, im ersten Halbjahr waren es 7,5 Prozent. Mit einem schon laufenden Sparprogramm sollen die Kosten in der Pkw-Sparte bis Ende 2014 um rund zwei Milliarden Euro gesenkt werden.

Die Stuttgarter stehen mit ihren Sparbemühungen nicht allein. Alle Hersteller ringen um Effizienz. Volkswagen hatte kürzlich ein Sparprogramm von fünf Milliarden Euro bis 2017 angekündigt.

Pro Fahrzeug weniger investieren

Daimler will die Produktion deshalb künftig standardisieren, um beispielsweise bei den Anlagen zu sparen. "Wir werden pro Fahrzeug weniger investieren", sagte Schäfer. Größere Werke werden schrumpfen, kleinere wachsen, wie er ankündigte. Die Größe der Werke werde sich am Ende zwischen 300 000 und 400 000 Fahrzeugen bewegen.

In Daimlers größtem Pkw-Werk war die Produktion bereits 2013 um fünf Prozent auf rund 400 000 zurückgefahren worden. "Jobs werden sich verlagern", sagte Schäfer. Es gebe aber eine "konstruktive Zusammenarbeit" mit dem Betriebsrat.

In den Ausbau und die Modernisierung seiner deutschen Pkw-Standorte steckt der Autohersteller in diesem Jahr mehr als drei Milliarden Euro. Mehr als eine Milliarde Euro fließen nach Sindelfingen, eben soviel nach Untertürkheim und 750 Millionen Euro nach Bremen. Weltweit beliefen sich die Investitionen im Umfeld der Pkw-Produktion weltweit zwischen drei und vier Milliarden Euro, sagte Schäfer. In Sindelfingen hatte Daimler jüngst zusätzliche Investitionen von 1,5 Milliarden Euro bis 2020 zugesagt, will dafür aber einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag einsparen.

Keine traditionellen Werksleiter mehr

Künftig will der Autohersteller seine Produktion entlang von Fahrzeug- und Antriebsarchitekturen organisieren. "Es wird keine traditionellen Werksleiter mehr geben", sagte Schäfer. Der Gedanke "ein Band, ein Fahrzeug" sei überholt. So sollen beispielsweise die Werke in den die mit Frontantrieb ausgestatteten Kompaktmodelle gebaut werden, in einem Verbund zusammengefasst werden. Zudem werde die Fertigungstiefe weiter sinken. Bereiche wie Gießereien oder Schmieden müssten auf den Prüfstand gestellt werden, sagte Schäfer. Das sei auch eine Chance für die Zulieferer.

Darüber hinaus werde der "Faktor Mensch" eine größere Rolle spielen, sagte Schäfer. "Die Industrie dachte immer, mehr Automatisierung rette den Standort Deutschland." Die deutschen Standorte sollen eine Art Vorbildfunktion für Produktionsstandorte weltweit haben. In Bremen werden bereits Mitarbeiter aus Auslandswerken für die C-Klasse-Produktion geschult. (dpa)