Berlin.. Die Deutschen glauben Herstellern und Dienstleistern vieles nicht mehr. Das ergab eine Studie des Bundesverband Verbraucherzentralen. Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte beim „Verbrauchertag“ die Verbraucherschützer, lehnt deren Forderungen aber ab.
Viele warme Worte, aber wenig Konkretes brachte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit zum „Verbrauchertag“. Zu dem hatte der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) geladen und die wichtigsten Politiker folgten der Einladung zur Diskussion. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September. „Für Verbraucher ist jeder Tag Wahltag“, sagte vzbv-Chef Gerd Billen und schickte eine Reihe von Forderungen hinterher – für besseren Anlegerschutz, mehr Datensicherheit im Internet und weniger Kleingedrucktes.
Merkel lobte die Arbeit der Verbraucherzentralen und betonte, sie bei allen Gesetzen einzubeziehen. „Die Zeit der Katzentische für Verbraucherschützer ist vorbei“, versicherte die Kanzlerin. Doch neue Wahlgeschenke brachte sie nicht mit, sondern blieb bei den meisten Forderungen hart. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) betonte, wie viel die Regierung in Sachen Verbraucherschutz bereits erreicht habe, das Vertrauen der Bürger in die Märkte sei größer als das Misstrauen, sagte sie.
Skepsis bei Finanzanlagen und Lebensmitteln
Dagegen hatte der vzbv eine Studie präsentiert, nach der zwei von drei Menschen in Deutschland den Anbietern von Waren und Dienstleistungen nicht mehr trauten. Vor allem bei Finanzanlagen und Lebensmitteln sind die skeptisch, ob wirklich gehalten wird, was versprochen wurde.
Wenig Vertrauen haben Kunden auch in die Energieversorger. Doch in diesem Zusammenhang trat auch ein erstaunliches Ergebnis der Untersuchung zutage: Die Vielfalt des Angebots ist für eine Mehrheit der Kunden kein Segen. Vor allem bei Geldanlagen, Lebensmitteln sowie Energielieferungen würden die meisten Verbraucher lieber weniger Produkte miteinander vergleichen. Mit einer zu großen Auswahl fühlen sich viele Menschen offenbar überfordert.
1500 Stunden zum Lesen der Geschäftsbedingungen
Handlungsbedarf sieht Billen noch in vielen Bereichen. Ein Unding seien etwa die ausufernden Formulierungen in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und Lizenzverträgen. Ein Kunde müsste jährlich 1500 Stunden mit dem Lesen solcher Vereinbarungen zubringen, wenn er alle Inhalte gewissenhaft lesen wollte. Das tut kaum jemand. Die Fallstricke der Verträge treten dann oft erst später zutage. „Regelmäßig werden im Kleingedruckten unsere Rechte ausgehebelt“, kritisiert Billen.
Mehr Einfluss wollen die Verbraucherzentralen auf die Finanzwirtschaft nehmen. Die Bürger hätten binnen zehn Jahren 160 Milliarden Euro allein durch Kündigungen von Lebensversicherungen und Rentenpolicen verloren. Seit langem verlangen sie deshalb die Einführung eines Marktwächters über die Vielzahl der Produkte. Doch damit biss Billen erneut auf Granit bei der Bundesregierung. Merkel lehnt das Ansinnen ab und verwies auf einen neuen Beirat bei der Bundesfinanzaufsicht, der die Kundenbelange dort vertreten soll.
Neue Hoffnung für Mieter
Die Kanzlerin brachte lediglich für die Mieter in Deutschland ein kleines Geschenk mit. Wie zuvor schon die SPD will nun auch die Union bei Neuvermietungen die Kosten deckeln. Vor der Wahl soll allerdings nichts mehr in Gesetzesform gebracht werden und auch mit konkreten Zahlen wollte die Regierungschefin noch nicht aufwarten.