Essen. Der Preisabstand zwischen Diesel und Super beträgt bis zu 30 Cent. Dieselfahrer tanken günstiger, weil der Super-Bedarf im Ausland gewachsen ist.

Während sich die Benzinpreise allmählich wieder der magischen Grenze von 1,50 Euro pro Liter nähern, können Dieselfahrer frohlocken: Sie tanken um fast 30 Cent günstiger. Der Preisabstand zwischen Diesel und Ottokraftstoffen war lange nicht so groß wie in diesem Sommer.

Die Zahlen, die das Statistische Bundesamt regelmäßig veröffentlicht, zeigen nur einen Trend und der weist nach oben: Hatten Experten vor geraumer Zeit noch prophezeit, dass sich die Preise für Diesel und Benzin auf einem Niveau angleichen werden, betrug die Differenz im Januar bereits 16 Cent und steigerte sich bis Juni auf 26 Cent. Aktuell sind es fast 30 Cent.

Hohe Super-Nachfrage im Ausland

Das Auseinanderdriften der Spritpreise hat mehrere Ursachen. „Der weltweite Absatz von Benzin ist seit Jahresbeginn stark gestiegen. Das gilt besonders für China, Indien und die USA“, sagt Alexander von Gersdorff, Sprecher des Mineralölwirtschaftsverbands (MWV) in Berlin. An der amerikanischen Ostküste ist der Benzinbedarf so groß, dass Sprit aus Europa dorthin exportiert werden muss. Dieselfahrzeuge sind in den Staaten eindeutig in der Unterzahl.

Da die Raffinerien an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, können sie die Produktion nicht in dem Maße hochfahren wie der weltweite Benzindurst wächst. Das hat zur Folge, dass der Einkaufspreis der Tankstellen für Benzin seit Jahresbeginn um 40 Prozent nach oben schnellte. „Das ist doppelt so viel wie der Ölpreis“, meint von Gersdorff. Für einen zusätzlichen Engpass sorgt ein Brand in der Karlsruher Raffinerie Miro, die seither nicht voll produzieren kann.

Dieselpreis um 42 Prozent gesunken

Von einer „Gemengelage“ spricht denn auch Detlef Brandenburger, Sprecher von Deutschlands größter Tankstellenkette Aral in Bochum. Nach seinen Angaben liegt der reguläre Preisabstand zwischen Diesel und den Ottokraftstoffen bei 24 Cent pro Liter. „Das ist mit der unterschiedlichen Besteuerung zu erklären“, so Brandenburger. Dass die Differenz nun 30 Cent betrage, sei auch mit den günstigen Produktpreisen für Diesel an der Rohstoffbörse in Rotterdam zu erklären. Binnen eines Jahres ist der Dieselpreis dort um 42 Prozent eingebrochen. Dieselfahrer, so der Aral-Sprecher, könnten in diesem Sommer auch deshalb so günstig tanken, weil Heizöl „schwer wie Blei“ in den Tanks der Händler liege. Geringe Nachfrage drückt die Preise.

Laut Statistischem Bundesamt kostete der Liter Diesel im Juni durchschnittlich 1,23 Euro. Für Super E5 mussten die Autofahrer knapp 1,49 Euro ausgeben. Das sind rund 20 Cent mehr als noch im Januar, aber immerhin noch zehn Cent weniger als vor einem Jahr, als die Spritpreise in Deutschland ein Rekordniveau erreicht hatten.

Die günstige Preisentwicklung für Dieselfahrer überrascht, weil ihre Zahl in Deutschland immer größer wird. Der deutsche Marktführer Aral etwa konnte in den vergangenen Jahren Zuwächse allein beim Diesel erzielen. Die Bochumer BP-Tochter verkaufte 2014 rund 7,2 Millionen Tonnen Kraftstoffe – darunter 2,8 Millionen Tonnen Benzin und gut 4,4 Millionen Tonnen Diesel. Unter den in Deutschland in diesem Jahr neu zugelassenen Autos haben 47 Prozent einen Dieselmotor. „Der Kraftstoffmarkt ist ein internationaler,“ so Brandenburger im Hinblick auf andere Länder, in denen Diesel weniger Bedeutung hat.