London/Berlin. Cyberkriminalität richtet weltweit enormen Schaden an - wie hoch er genau ist, lässt sich nur schätzen. Eine Studie hat Zahlen vieler Länder verglichen. Das Ergebnis: Deutschland trifft es besonders schwer. Und längst nicht alle Firmen bemerken die Cyber-Attacken auf ihre Systeme.

Der Schaden durch Internetkriminalität ist einer Studie zufolge in Deutschland am größten - nimmt man die gesamte Wirtschaftsleistung als Maßstab. Die Ergebnisse zeigen, dass der Schaden durch entsprechende Verbrechen hierzulande 1,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmacht. Die Studie wurde vom IT-Sicherheitsdienstleister McAfee und der US-Denkfabrik CSIS herausgegeben. Demnach liegt Deutschland dem relativen Schadensumfang nach vor den Niederlanden (1,5 Prozent), den USA und Norwegen (je 0,64 Prozent) sowie China (0,63 Prozent).

Die Autoren der Studie haben mit Behörden verschiedener Länder zusammengearbeitet, um die Daten zu ermitteln. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da ihre Vergleichbarkeit aufgrund verschiedener Faktoren nicht sicher gegeben ist. Nicht alle Firmen bemerken nach Angaben der Studie Cyber-Attacken auf ihre Systeme oder geben Informationen über Angriffe preis, so zeigten zum Beispiel nur 44% alle australischen Unternehmen Cyber-Angriffe an.

Weltweite Schadenssumme bei 400 Milliarden Dollar

Zudem würden die Kosten, die durch Cybercrime entstehen, von jedem Staat verschieden ermittelt und bewertet. "Der Verlust durch den Diebstahl geistigen Eigentums ist beispielsweise sehr subjektiv", erklärt Raj Samani, technischer Direktor des Wirtschaftsraums Europa bei McAfee.

"Meistens handelt es sich um Opportunitätskosten. Die Auswirkungen sind schwer anzuschätzen, besonders wenn gar nicht auffällt, dass ein Angriff auf die Urheberrechte erfolgt ist."

Der Studie zufolge könnten in der EU 150.000 Jobs pro Jahr durch Verbrechen im Zusammenhang mit Datenverarbeitung vernichtet werden. Weltweit werde die Schadenssumme durch Cyberkriminalität mit mehr als 400 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt. (dpa)