Die Belebung der Konjunktur macht sich auch auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar: Nach dem Krisenjahr 2009 stellen die Unternehmen wieder mehr Lehrlinge ein. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wird kleiner – aber nicht in allen Regionen gleichermaßen.
Die Industrie- und Handelskammer Niederrhein, die Duisburg sowie die Kreise Wesel und Kleve betreut, frohlockt: „Wir haben in den letzten zehn Jahren 30 Prozent mehr Ausbildungsverträge registriert“, sagt Bildungsexperte Jürgen Kaiser. Zum Stichtag 31. Juli waren der IHK zu Duisburg rund 5000 Ausbildungsverträge gemeldet – zwei Prozent mehr als 2009.
40 Stellen sind noch zu besetzen. Kaiser erwartet, dass zum Einstellungstermin 1. September weitere dazu kommen. „Mitte August starten wir zum Endspurt und schreiben alle Unternehmen an.“
Fachkräftemangel
Entscheidender Grund für die Entspannung auf dem Lehrstellenmarkt am Niederrhein sei der sich abzeichnende Fachkräftemangel. Kaiser: „Ältere gehen in Rente. Gleichzeitig erwarten wir, dass die Zahl der Bewerber bis 2020 um weitere 20 Prozent zurückgehen wird.“
Nicht ganz so rosig sieht es am östlichen Rand des Ruhrgebiets aus: In Dortmund, Hamm und dem Kreis Unna waren am 31. Juli 3124 Ausbildungsverhältnisse registriert. Im Vorjahr waren es 3219.
„Wir sind guten Mutes“
Daraus will Dirk Vohwinkel, Leiter des Referats Ausbildungsberatung bei der IHK zu Dortmund, aber keine voreiligen Schlüsse ziehen. Der Stapel der noch nicht bearbeiteten und erfassten Vertragsmeldungen sei groß. Vohwinkels Einschätzung: „Es gibt deutlich mehr Stellen als im Vorjahr. Wir sind guten Mutes.“
Westfalen sei aber im Vergleich etwa zur Rheinschiene „kein Schlaraffenland“, so Vohwinkel. In der Tat: Während es in Düsseldorf mehr Stellen als Bewerber gibt, kommen in Gelsenkirchen drei Bewerber auf eine Stelle.
Keine Frage der Qualifikation
In NRW waren Ende Juli nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 37 020 Jugendliche auf der Suche nach einen Ausbildungsplatz. 19 910 Stellen waren noch unbesetzt – 1640 beziehungsweise neun Prozent mehr als zum Stichtag im Vorjahr.
Im Hinblick auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel sieht Christiane Schönefeld, Chefin der NRW-Regionaldirektion der Arbeitsagentur, kein Qualifikationsproblem der Bewerber: Rund 67 Prozent hätten einen Realschul- oder einen höheren Abschluss.