Ehingen.. Hoffnung für die 13.500 Schlecker-Beschäftigten: Investor Nicolas Berggruen hat sein Interesse für die insolvente Drogeriemarktkette offiziell bestätigt. Doch damit ist eine mögliche Zerschlagung des Konzerns noch nicht vom Tisch.

Das Interesse des deutsch-amerikanischen Milliardärs und Investors Nicolas Berggruen an Schlecker ist jetzt offiziell. Ein Sprecher des 50-Jährigen, der 2010 auch schon die insolvente Warenhauskette Karstadt übernahm, sagte am Freitag der dapd, Berggruen stehe mit dem Insolvenzverwalter in Kontakt. Damit bestätigte er einen entsprechenden Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“. Demnach sei die Berggruen Holdings erst vor zwei Wochen in den Investorenprozess eingestiegen. Er sei an dem gesamten Konzern interessiert und biete einen Kaufpreis zwischen 100 und 150 Millionen Euro.

Die Berggruen Holdings mit Niederlassungen in der ganzen Welt investiert mehrere Milliarden vornehmlich in Langzeitbeteiligungen. Im Oktober 2010 hatte Berggruen die insolvente Karstadt Warenhaus GmbH übernommen. Zuletzt sorgte der 50-Jährige im April für Schlagzeilen, als er mit einer Investorengruppe bei der Fast-Food-Kette Burger King einstieg.

Berggruen soll bereits Geschäftskonzept für Schlecker vorgelegt haben

Eine Verdi-Sprecherin sagte, die Gewerkschaft sei grundsätzlich offen für alle Investoren, „die den Erhalt von Arbeitsplätzen im Blick haben“. Verdi werde alle Fortführungskonzepte von potenziellen Investoren genau prüfen, auch das von Berggruen, kündigte sie an. Signale, dass es für die noch 13.500 Schlecker-Beschäftigten weitergeht, erhofft sie sich von einem Gläubigerausschuss, der seit Freitagmittag tagen sollte. Weder sie noch ein Sprecher des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz konnten zunächst Genaueres über den Beginn sagen.

Der Gläubigerausschuss ist ein beratendes Gremium für den Insolvenzverwalter, das aus ausgesuchten Gläubigern sowie Vertretern der Agentur für Arbeit, von Verdi und dem Gesamtbetriebsrat besteht. Entscheidend kommt es bei der Sitzung auf den Kreditversicherer Euler Hermes an, der mehr als die Hälfte aller Ansprüche gegen Schlecker vertritt.

Den „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge liegt dem Unternehmen bereits ein Geschäftskonzept der Berggruen Holdings vor. Ein bindendes Angebot sei das allerdings nicht. Endgültig muss die Gläubigerversammlung am 5. Juni über das weitere Vorgehen bei Schlecker entscheiden.

Schlecker-Insolvenzverwalter verhandeln mit fünf Interessenten

Die Investorensuche des Insolvenzverwalters gestaltet sich bisher schwierig. Hohe Verluste des Unternehmens sowie Tausende Kündigungsschutzklagen von Ex-Mitarbeitern stehen einem Verkauf im Weg. Die „Stuttgarter Nachrichten“ hatten bereits Mitte der Woche berichtet, das Emirat Katar sei als potenzieller Investor abgesprungen.

Vergangene Woche hieß es von einem Sprecher des Insolvenzverwalters, es gebe für Schlecker noch fünf Interessenten, mit drei davon würden „intensive Gespräche“ geführt. Mit vier potenziellen Investoren befinde man sich in der sogenannten Due-Diligence-Phase, einer tiefgehenden Unternehmensprüfung.

Sollte sich bereits im Laufe des Freitag ein Scheitern der Investorenlösung abzeichnen, könnte der Gläubigerausschuss die Notbremse ziehen und die Zerschlagung des Unternehmens beschließen. (dapd)