Stuttgart. Einst verurteilte Porsche-Chef Wiedeking staatliche Hilfen für profitable Firmen. Umso schwerer dürfte ihm nun dieser Schritt fallen: Der ins Schlingern geratene Autobauer will noch diese Woche um einen Kredit bei der staatlichen Kfw bitten, weil er sich mit der VW-Übernahme verhoben hat.

Der hoch verschuldete Sportwagenbauer Porsche klopft bei der Staatsbank KfW für einen Milliardenkredit an. Bis Ende der Woche solle ein Darlehen in Höhe von 1,75 Milliarden Euro beantragt werden, sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch in Stuttgart.

Ende März hatte sich der Sportwagenbauer bei einem Bankenkonsortium nach zähen Ringen zehn Milliarden Euro gesichert. Damit wurde ein früherer Kredit abgelöst, mit dem die Erhöhung der Volkswagen-Anteile finanziert wurde. Ende letzten Monats sicherte sich der Stuttgarter Konzern weitere 750 Millionen Euro. Insgesamt hatte der Konzern aber mit mehreren Geldhäusern über eine Kreditlinie von 12,5 Milliarden Euro verhandelt. Mit dem von der KfW erhofften Geld soll nun die Finanzierungslücke geschlossen werden.

Gespräche mit arabischen Investoren

Unabhängig von den Kreditverhandlungen ist Porsche in Gesprächen mit möglichen Investoren aus dem arabischen Raum. Dem Vernehmen nach wird auch mit den Emirat Katar über einen Einstieg verhandelt. Porsche ist mit 9 Milliarden Euro verschuldet. Der Sportwagenbauer hatte sich bei der Übernahme von Volkswagen übernommen. Die Stuttgarter halten knapp 51 Prozent an Europas größten Autobauer. Beide Konzerne sollen nach dem Willen der Eigentümerfamilien Piech und Porsche nun einen integrierten Automobilkonzern bilden.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff setzt sich dafür ein, dass auch bei einer Porsche-Integration in den VW-Konzern Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzchef Holger Härter ihre Posten beibehalten. «Wir sollten grundsätzlich alle an Bord halten. Porsche hat Wendelin Wiedeking unendlich viel zu verdanken und er hat auch bei VW immer wieder frischen Wind hinein gebracht», wurde der CDU-Politiker von «Auto Motor und Sport» zitiert.

Wiedeking und Härter seien im VW-Aufsichtsrat bisher eine Bereicherung gewesen. Allerdings sei es «eine Entscheidung der Porsche-Eigentümer», ob beide Top-Manager ihre Posten fortführen.

Nun werde ein «starker Konzern mit zehn Marken» gebildet. Unklar sei noch die Rechtsform. Wulff sagte: «Es gibt einige, die eine neue AG gründen wollen. Ich halte das für unrealistisch, wenn damit die Risiken der Porsche SE komplett auf diese neue Gesellschaft übertragen werden. Es kann eher sein, dass Porsche sinnvoll in den Konzern integriert wird oder dass alles bleibt, wie es ist.»

Starke Rolle Niedersachsens

Wulff will VW dem Bericht zufolge vor den Risiken des Finanzengagements von Porsche schützen und plädiert auch im neuen VW-Konzern für eine starke Rolle Niedersachsens. «Ich will, dass VW gestärkt und nicht geschwächt aus diesen Verhandlungen herausgeht. Das heißt, eine AG, die die Familien Porsche und Piëch als wichtigen Mehrheitsaktionär hat und das Land Niedersachsen als Minderheitsaktionär.» Dabei werde Wolfsburg auch Sitz eines VW-Konzerns unter Einschluss der Marke Porsche bleiben. «Wolfsburg ist und bleibt der Konzernsitz von Volkswagen. Das wird auch von niemandem infrage gestellt.» (ap)

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