Berlin.. Die seit Jahren geplante ICE-Direktverbindung von Frankfurt am Main nach London wird teuer. Der Vorstand der Deutschen Bahn AG beklagt die hohen Trassenpreise für den Kanaltunnel. Der Güterverkehr ist aber profitabel und soll deshalb ausgeweitet werden.

Neue Hindernisse für die seit Jahren geplante und immer wieder verschobene ICE-Direktverbindung von Frankfurt am Main nach London: Der Personenverkehrsvorstand der Deutschen Bahn AG, Ulrich Homburg, deutete am Donnerstag an, dass die hohen Trassengebühren im Kanaltunnel die Wirtschaftlichkeit des Projekts bedrohten. "Wir beobachten dies im Moment sehr kritisch", sagte Homburg bei der Bilanz-Pressekonferenz der DB AG in Berlin. "Aber die Verbindung steht nicht infrage", ergänzte er auf dapd-Nachfrage.

Vor einigen Jahren waren die Olympischen Spiele in London - also der bevorstehende Sommer - als Zeitpunkt für die Aufnahme des Betriebs genannt worden. Darauf folgten langwierige Zulassungsprozeduren für die deutschen Fahrzeuge auf der französischen Teilstrecke und die Lieferverzögerungen durch den Hersteller Siemens. Beides ist noch nicht endgültig bereinigt, so dass offenbar schon allein deshalb der zuletzt genannte Zeitpunkt für die Betriebsaufnahme 2015 wackelt.

Trassengebühren für Kanaltunnel sind 20 Mal höher als auf vergleichbaren Strecken

Homburg gab sich in Sachen Zulassung jedoch zuversichtlich. "Wir warten auf ein letztes 'Go'", sagte er. Zur Auslieferung der ICE-3-Einheiten steht eine Zusage von Siemens, dass noch in diesem Jahr 10 von 16 Zügen abgeliefert werden sollen. Ob das bedeutet, dass sie auch alle Voraussetzungen für den Verkehr jenseits der deutschen Grenzen erfüllen, blieb jedoch offen. Offen sei, wann sie kämen und was sie kosteten.

Die Trassengebühren für den Kanaltunnel seien "20 Mal so hoch wie auf vergleichbaren deutschen Strecken", sagte Homburg. Auch auf jenen britischen Hochgeschwindigkeitstrassen, die mit kontinentaleuropäischen Zügen befahren werden könnten, seien sie noch zehn Mal so hoch.

Der Kanaltunnel wird allerdings von der Deutschen Bahn seit einigen Monaten für den Güterverkehr genutzt: Seit Ende 2011 fahren einmal wöchentlich Züge zwischen London und Breslau für DB Schenker Rail UK, die Güterverkehrstochter der Bahn - laut Schenker-Rail-Chef Alexander Hedderich profitabel. Ab 2013 sind wöchentlich fünf derartige Züge geplant. (dapd)