Düsseldorf. Hälfte der Mobilfunkstationen in Krisengebieten läuft wieder. Vodafone setzt auf Telefonieren via Satellit. Telekom baut mobile Stationen auf.
Die Flut in NRW und Rheinland-Pfalz hat nicht nur Menschenleben, Häuser und Straßen zerstört. Auch die Mobilfunk- und Datennetze waren zusammengebrochen. Die Telekommunikationskonzerne arbeiten fieberhaft an Reparaturen und Provisorien.
„Eine Katastrophe solchen Ausmaßes haben auch wir in unseren Netzen noch nicht erlebt. Wir brauchten zum Teil Räumpanzer, um überhaupt zu unseren Mobilfunkstationen vordringen zu können“, sagt Hannes Ametsreiter, Deutschlandchef von Vodafone, im Gespräch mit unserer Redaktion. Mit der Flex hätten sich seine Teams den Weg zu den Masten bahnen müssen. „Sie haben in den letzten Tagen wirklich bis zur Erschöpfung gearbeitet“, meint Ametsreiter. „Diese Kollegen stehen auch unter einem erheblichen psychischen Druck. Sie sehen das Leid der Menschen, die Angehörige und ihr Hab und Gut verloren haben.“
Die vorläufige technische Bilanz des Düsseldorfer Unternehmens: Von den 250 Mobilfunkstationen, die den Wassermassen in der vergangenen Woche zum Opfer gefallen waren, seien inzwischen mehr als die Hälfte repariert. „Mittlerweile funken wieder 80 Prozent aller Stationen im Krisengebiet und versorgen damit rund 90 Prozent der betroffenen Bevölkerung“, so Ametsreiter. 20.000 Festnetz-Anschlüsse funktionieren allerdings weiterhin nicht.
In den besonders geschädigten Ortschaften wie Ahrweiler setzt Vodafone auf mobile Lösungen. „Zudem haben wir über die Vodafone-Stiftung Spezialteams aus ganz Europa eingeflogen. Sie haben Instant Network Boxen im Gepäck. Rettungskoffer vollgestopft mit Technik und einer Satellitenschüssel“, erklärt der Deutschlandchef. Die Experten waren schon beim schweren Erdbeben in Haiti 2010 im Einsatz. Auch wenn die Mobilfunkstationen völlig zerstört sind, funken etwa in Ahrweiler jetzt kleine kabellose Internet-Netze, die Retter und Anwohner gleichermaßen nutzen können.
Rund um die Uhr arbeitet auch die Deutsche Telekom. „Wir mobilisieren alle Ressourcen in Technik und Service, um Störungen zu beheben. Der Fokus liegt dabei auf dem Mobilfunk“, heißt es aus dem Bonner Konzern. „Wo möglich, stellen wir mobile Sondernetztechnik auf.“ Mit Erfolg: Von den rund 130 Standorten in den nordrhein-westfälischen und rheinland-pfälzischen Krisenregionen konnte die Telekom nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte wieder in Gang setzen.
Die Netzbetreiber wollen aber nicht nur technisch präsent sein. Gemeinsam mit dem FC Bayern München und dem 1. FC Köln spendet die Deutsche Telekom 100.000 Euro für die Opfer der Hochwasserkatastrophe. Vodafone greift tiefer in die Kasse. „Wir wollen nicht nur mit Netzen helfen, sondern auch denen, die durch die Flut ihr Zuhause verloren haben. Deshalb spenden wir eine Million Euro an die ,Aktion Deutschland hilft’, sagt Vodafone-Deutschlandchef Ametsreiter. „Darüber hinaus rufen wir unsere Kundinnen und Kunden auf, ebenfalls zu spenden – einfach per SMS. Über die Rechnung reichen wir das Geld dann an den Fonds weiter.“
Hitze, Gewitter, Stürme und Starkregen – Energie- und Telekommunikationskonzerne werden ihre Infrastruktur vor Extremwetter stärker schützen müssen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Widerstandsfähigkeit unserer Systeme“, sagt Ametsreiter. Viel verspricht er sich von einer Technik, die bald keine Zukunftsmusik mehr sein soll. Vodafone habe sich an der AST-Gruppe beteiligt, die niedrig fliegende Satelliten betreibt. „Die Idee dabei ist, dass Menschen mit normalen Handys in nicht versorgten Regionen über diese Satelliten telefonieren können“, so der Deutschlandchef. „Ich denke, um 2023 werden wir hier erste Lösungen am Markt sehen.“