Düsseldorf/Attendorn. Eine Studie von IW Consult sieht für die Auto- und Zuliefererunternehmen in NRW bis 2040 Milliarden-Wachstumschancen.

Nordrhein-Westfalens Automobilwirtschaft hat riesige Wachstumschancen. Die Unternehmen vom Autobauer wie Ford bis zu den größeren und kleinen Zulieferern haben gute Aussichten, in den kommenden 20 Jahren zu den Gewinnern der Transformation in der Branche zu gehören. In Zahlen ausgedrückt, hat das Institut IW Consult aus Köln ein Wachstums-Potenzial von über 200 Milliarden Euro bis 2040 ausgemacht.

Konservative Schätzung

Belegt wird dies in der Studie „Zukunft der Automobilwirtschaft in Nordrhein-Westfalen – Status quo, Trends, Szenarien“, die IW Consult, ein Tochterunternehmen des arbeitgebernahen Instituts für Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen erarbeitet hat. Es sollte eine realistische Standortbestimmung werden. Insofern habe man die Präsentation in dieser Woche höchst gespannt erwartet, erklärt Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart im Gespräch mit dieser Zeitung: „Das Ergebnis der Studie ist für mich beeindruckend. Ich bin positiv überrascht, dass wir in Nordrhein-Westfalen strukturell viel mehr Chancen als Risiken haben. Das ist ermutigend.“

Prof. Andreas Pinkwart (FDP), Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, ist beeindruckt und positiv überrascht vom Ergebnis der IW-Studie: „Das ist ermutigend.“
Prof. Andreas Pinkwart (FDP), Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, ist beeindruckt und positiv überrascht vom Ergebnis der IW-Studie: „Das ist ermutigend.“ © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Untersucht wurde die Struktur der Automobilwirtschaft in ganz Nordrhein-Westfalen. Dabei zeigen sich auch besondere Stärken und Schwächen der verschiedenen Regionen und die jeweiligen Anteile an zukunftsträchtigen und rückläufigen Produkten und entsprechende Herausforderungen für die kommenden Jahre. Ablesen lässt sich etwa, dass das Marktvolumen der Betriebe, die Teile für klassische Antriebsstränge produzieren, beispielsweise Getriebe und Motorelemente für Verbrenner, bis 2025 gegenüber 2020 von 10,16 auf 10,6 Milliarden Euro sogar noch leicht steigt.

Danach allerdings nimmt die Bedeutung rapide ab bis auf 3,78 Milliarden Euro im Jahr 2040. Laut IW Consult sind in diesem Bereich gut ein Fünftel aller Beschäftigten in der Automobilwirtschaft in NRW tätig. Insbesondere im Kreis Olpe und dem Märkischen Kreis sowie dem Bergischen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis sind die betroffenen Unternehmen ansässig.

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Schöpft NRW das prognostizierte Wachstumspotenzial im Vergleich zur weltweiten Konkurrenz voll aus, müsse der Strukturwandel keineswegs zu Arbeitsplatzabbau führen. Im Gegenteil. „Rationalisierungseffekte durch Digitalisierung und KI in der Produktion sowie Globalisierung wirken sich auf die Beschäftigung aus“, weiß Pinkwart. „Die Wachstumschancen insbesondere in Südwestfalen könnten aber sogar zu mehr Beschäftigung führen. Natürlich müssen wir begleitend qualifizieren und tun dies auch. Wenn wir, Unternehmen, Sozialpartner und Politik die Weichen richtig stellen, ermöglichen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine gute Zukunft“, ist der Wirtschaftsminister optimistisch.

NRW und besonders Südwestfalen sei demnach bei den Zukunftsfelder im Kontext von Elektromobilität und autonomem Fahren bereits stark. Laut Studie ließe sich der Vorsprung im globalen Wettbewerb auf zentralen Feldern wie Leistungselektronik (u.a. mit Firmen wie Kostal in Lüdenscheid, Hella in Lippstadt und Infineon in Warstein). weiter ausbauen.

Technologischen Vorsprung nutzen

Die Wasserstoffwirtschaft – hier gibt es aus Sicht des Landes beste Chancen. Treiber seien der Raum Aachen und das Ruhrgebiet, aber auch Siegen. Dem Weltmarkt weit voraus sehen die Experten die Unternehmen, die sich mit Leichtbau beschäftigen und wesentlich in Südwestfalen vertreten sind. Außerdem stark sei NRW beim Thema Interieur. Aus Sicht von Pinkwart beim Blick auf die Mobilität der Zukunft nicht zu unterschätzen: „Das Auto wird ja das neue Büro.“

180-seitige Studie abrufbar

IW Consult ist ein Tochterunternehmen des Unternehmer nahen Instituts für Wirtschaft Köln (IW) und hat die Studie in Zusammenarbeit mit den Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organsiation (IAO) sowie dem Mobilitäts-Cluster „automotiveland.nrw“.Die 180-seitige Studie ist abrufbar unter: www.wirtschaft.nrw/pressemitteilung/studie-automobilwirtschaft

Die nordrhein-westfälischen Unternehmen sieht IW Consult in Relation zur Konkurrenz aus aller Welt – abgesehen von Automatisierung – in allen Feldern technologisch voraus. Selbst bei der Produktion von Komponenten für Elektroantriebe liegt der Anteil am Marktvolumen in NRW heute bereits bei 5,7 Prozent. Weltweit sind es nur 1,5 Prozent. „Wenn die Unternehmen ihren Internationalisierungskurs fortsetzen und in die technologische Transformation investieren, dann können sie mit digitalen Geschäftsmodellen, Automatisierung und der Vernetzung der Fahrzeuge ihre Marktanteile sogar ausbauen“ , ist Minister Pinkwart überzeugt.