Oberhausen.. Erst musste der Chef gehen, nun könnten auch die beiden anderen Vorstandsmitglieder wegen eines 20-Millionen-Kreditdebakels abberufen werden. Der Verwaltungsrat trifft sich am Freitag. Das Geldinstitut kämpft nach dem Kreditdebakel um seine Eigenständigkeit.

Die Sondersitzung vor der fristlosen Entlassung des Oberhausener Sparkassen-Chefs Karlheinz Merzig dauerte acht Stunden. Die Mitglieder des Verwaltungsrates beschlossen den Rauswurf ohne Gegenstimme. Gegen Merzig ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.

Am Freitag werden sich die Aufseher des in eine Kreditaffäre verwickelten Geldinstituts wieder sehen – um 10 Uhr. Diesmal geht es um die Zukunft der noch amtierenden Vorstände Thomas de Koster und Ulrich-J. Salhofen. Auch sie stehen in Verdacht, die Affäre, an deren Ende die Sparkasse womöglich 20 Millionen Euro abschreiben muss, mitverursacht zu haben. Weil der Verwaltungsrat der Sparkasse auch gegen sie Schadenersatzansprüche geltend macht, ist wahrscheinlich, dass auch de Koster und/oder Salhofen gehen müssen. Das Tischtuch zwischen Vorstand und Aufsehern sei zerschnitten, heißt es.

Im Fall der fristlosen Entlassung von de Koster und/oder Salhofen steht bereits die deutsche Bankenaufsicht Bafin bereit. Das Gesetz nämlich fordert zwei fachlich geeignete Geschäftsführer. Ansonsten droht der Entzug der Bankerlaubnis. Der Spielraum für kurzfristige Ausnahmen sei sehr eng, so ein Bafin-Sprecher. Zum Fall Oberhausen wollte er sich nicht äußern.

Not-Vorstand aus Mülheim?

Im Sparkassen-Umfeld sieht man für die Lösung des Problems mehrere Varianten: Einer der Vorstände bleibt und agiert mit einem neu bestellten Vertreter, bis die Nachfolge geregelt ist. Möglich sei aber auch, dass Vorstände der Sparkassen in Duisburg und Mülheim kurzfristig einspringen könnten, um die Geschäfte in Oberhausen kommissarisch weiterzuführen. Weil sich Duisburg bereits in Richtung Niederrhein orientiert und mit Kamp-Lintfort fusioniert hat, spreche vieles dafür, dass es in dem Fall auf Mülheim hinauslaufen würde.

Fusion abgelehnt

Vor rund zehn Jahren war eine Verschmelzung der Sparkassen Mülheim und Oberhausen intensiv diskutiert, dann aber verworfen worden. Stattdessen gründeten beide Institute drei gemeinsame Gesellschaften für Logistik, Informations-Technologie und Bargeldtransport und arbeiten seither eng zusammen – ohne die jeweilige Selbstständigkeit aufzugeben. Auf Dauer können sich weder Mülheim noch Oberhausen eine Fusion vorstellen. In Oberhausen gibt es laut Informationen dieser Zeitung sogar einen aktuellen und einstimmigen Beschluss des Verwaltungsrates gegen eine Verschmelzung. Und auch die Mülheimer scheuen das Risiko. Die Auflösung des Kredit-Debakels werde Monate dauern und die Bilanz der Oberhausener Sparkasse über Jahre schmälern. Angesichts dieser düsteren Aussichten sei eine Fusion nicht attraktiv.

Die Sparkasse in Mülheim gilt derzeit als fünftstärkste der 34 Häuser im Rheinischen Sparkassenverband. Oberhausen rangiert abgeschlagen auf dem letzten Platz.