Hamburg/Berlin. In der Spitzelaffäre bei der Telekom gibt es dem „Spiegel“ zufolge Hinweise, dass die beiden ehemaligen Top-Manager Zumwinkel und Ricke angeblich illegale Schnüffeloperationen gedeckt haben. Zumwinkel verteidigt unterdessen seine Pensionsansprüche von 20 Millionen Euro.

In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom gibt es dem Nachrichtenmagazin «Spiegel» zufolge Hinweise, dass die beiden ehemaligen Top-Manager Klaus Zumwinkel und Kai-Uwe Ricke angeblich illegale Schnüffeloperationen gedeckt haben. Laut einem konzerninternen Aktenvermerk aus dem Jahr 2005 soll Zumwinkel Anweisungen für eine Geldzahlung erteilt haben, mit der angeblich ein Maulwurf in einer Zeitschriftenredaktion entlohnt worden sei. Verfasser des Papiers sei der in Untersuchungshaft sitzende frühere Leiter der internen Ermittlungsabteilung KS 3, Klaus Trzeschan.

Ansehen beschädigt: In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom gibt es Hinweise, dass die beiden ehemaligen Top-Manager Klaus Zumwinkel und Kai-Uwe Ricke angeblich illegale Schnüffeloperationen gedeckt haben. (Foto: ddp)
Ansehen beschädigt: In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom gibt es Hinweise, dass die beiden ehemaligen Top-Manager Klaus Zumwinkel und Kai-Uwe Ricke angeblich illegale Schnüffeloperationen gedeckt haben. (Foto: ddp) © ddp | ddp





Trzeschan gilt in der Telekom-Affäre laut «Spiegel» als Schlüsselfigur für die Frage, ob Zumwinkel und Ricke bei der Suche nach Informationslecks im Aufsichtsrat ausdrücklich auch illegale Aktionen wie das Ausspähen von Verbindungsdaten oder das Installieren von Maulwürfen in Redaktionen angeordnet hatten. Ricke hatte dies bestritten und erklärt, er habe nur generell den Auftrag erteilt, undichte Stellen im Konzern aufzuspüren. Zumwinkel hatte sich ausweichend geäußert. Er habe als Aufsichtsratsvorsitzender keine Anweisungen an Telekom-Mitarbeiter geben können.

„Besondere Brisanz des Auftrags“

Trzeschans Vermerk vom 29. November 2005 nennt laut «Spiegel» Zumwinkel und Ricke nun als Verantwortliche für eine Operation, bei der mit Hilfe eines bezahlten Informanten in der Redaktion des Wirtschaftsmagazins «Capital» das damalige Aufsichtsratsmitglied Wilhelm Wegner als Quelle der Zeitschrift überführt werden sollte. In dem Vermerk heiße es dazu: «In der Abwicklung des Falles konnte beim Verlagshaus Gruner + Jahr eine Innenquelle gewonnen werden, die bereit war, die gegebenen Informationen durch Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung zu belegen».

Burg Tenno oberhalb des Gardasees. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Spitzelaffäre am Mittwoch Häuser und Büros von Zumwinkel und Ricke durchsuchen lassen. Darunter war auch Zumwinkels Burg am Gardasee. (Foto: ddp)
Burg Tenno oberhalb des Gardasees. Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Spitzelaffäre am Mittwoch Häuser und Büros von Zumwinkel und Ricke durchsuchen lassen. Darunter war auch Zumwinkels Burg am Gardasee. (Foto: ddp) © ddp | ddp





Als «in die Abwicklung eingebunden» listet der Bericht sieben Personen auf, darunter «VV Herr Ricke» und «VAR Herr Dr. Zumwinkel». Ausdrücklich habe Trzeschan auf die Notwendigkeit hingewiesen, den ganzen Vorgang geheim zu halten: «Wegen der besonderen Brisanz dieses Ermittlungsauftrags war der Kreis der involvierten Personen extrem klein zu halten». Diese Anordnung sei direkt von Ricke und Zumwinkel gekommen, schreibt der «Spiegel» weiter.

In diesem Zusammenhang sei es dann am 7. Dezember 2005 zu einer Zahlung der Telekom auf das Privatkonto Trzeschans gekommen, die dieser vereinbarungsgemäß an die Quelle bei Gruner + Jahr weiterleiten sollte. Dazu heiße es in dem Papier: «Auf Weisung von Herrn Dr. Zumwinkel ist die Abwicklung der Ausgleichszahlung genauso diskret und 'geräuschlos' abzuwickeln wie der gesamte Ermittlungskomplex. Nachverfolgbare Spuren, z. B. durch Nachvollziehen von Zahlungsströmen, sind zu legendieren.»

Wahrheitsgehalt von konzerninternem Vermerk umstritten

Laut «Spiegel» gibt es an der tatsächlichen Existenz einer Telekom-Quelle beim Verlag Gruner + Jahr allerdings erhebliche Zweifel. Die Staatsanwaltschaft werfe Trzeschan vor, sich in diesem und einem weiteren Fall an den dafür bereitgestellten Geldern persönlich bereichert zu haben. Vor diesem Hintergrund gebe es seitens der Staatsanwaltschaft und der Telekom auch Vorbehalte gegen Trzeschans Darstellung in dem Vermerk, dessen Wahrheitsgehalt untersucht wird.

Die Staatsanwaltschaft hatte wegen der Spitzelaffäre am Mittwoch Häuser und Büros von Zumwinkel und Ricke durchsuchen lassen. Darunter war auch Zumwinkels Burg am Gardasee. Die Auswertung des beschlagnahmten Materials wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft einige Wochen dauern.

Laut «Spiegel» will der Vorstand der Telekom den Aktionären bei der kommenden Hauptversammlung am 30. April empfehlen, Zumwinkel vorläufig die Entlastung zu verweigern.

Zumwinkel rechtfertigt Pensionszahlungen von 20 Millionen Euro

Der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel. (Foto: AP)
Der frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel. (Foto: AP) © AP | AP





Der wegen Steuerhinterziehung verurteilte frühere Post-Chef Klaus Zumwinkel hat die Auszahlung seiner gesamten Pensionsansprüche in Millionenhöhe verteidigt: «Ich bin doch nicht der einzige, der sich seine Rente frühzeitig ausbezahlen lässt. In meinem Arbeitsvertrag war die Wahlmöglichkeit vorgesehen und ich habe die Möglichkeit wahrgenommen», sagte Zumwinkel der «Bild am Sonntag». Das sei «bei der Post ein ganz normaler Vorgang».

Zumwinkel soll dem Geschäftsbericht der Post zufolge etwa 20 Millionen Euro Pensionsansprüche ausbezahlt bekommen haben. Die Sprecherin der Deutschen Post AG, Silje Skogstad, bestätigte den Vorgang: «Ja, die Deutsche Post hat Herrn Zumwinkel seine Rentenansprüche ausbezahlt», sagte sie der «BamS». Der Geschäftsbericht weckt nun Zweifel an Zumwinkels Angaben zu seinem Vermögen in dem Strafverfahren. Vor Gericht hatte er seinen Besitz mit rund 13 Millionen Euro beziffert.

Zumwinkel war wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Derzeit wird gegen ihn noch in der Abhöraffäre der Deutschen Telekom ermittelt. Fahnder durchsuchten dazu unter anderem seine Burg am Gardasee. (AFP)


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