München. Zwei wegen Bestechung angeklagte ehemalige Manager des Essener Unternehmens Ferrostaal haben Geständnisse abgelegt. Eine Absprache mit der Staatsanwaltschaft sichert ihnen Bewährungsstrafen und eine Geldbuße zu.

Zwei wegen Bestechung angeklagte ehemalige Topmanager des Anlagenbauers MAN
Ferrostaal
haben zum Auftakt ihres Prozesses ein Geständnis abgelegt und können
jetzt mit einer Bewährungsstrafe rechnen. Das sicherte ihnen das Landgericht
München nach einer Absprache mit Staatsanwaltschaft und Verteidigung zu. Die
soeben an eine Investorengruppe verkaufte Ferrostaal müsste nach dieser
Absprache 140 Millionen Euro Geldbuße zahlen. Das Urteil wird für nächste Woche
erwartet.

Der ehemalige MAN-Ferrostaal-Vorstand Johann-Friedrich Haun und der
frühere Prokurist Hans-Dieter M. gaben am Donnerstag zu, ab dem Jahr 2000 in
Griechenland und Portugal rund 62 Millionen Euro Bestechungsgeld für
U-Boot-Aufträge bezahlt zu haben. Haun hatte sich bei dem damaligen griechischen
Verteidigungsminister erkundigt, was er gegen ein französisches
Konkurrenzangebot tun könne, und der Minister hatte ihm einen Freund als
Kontaktmann genannt.

Portugals Honorarkonsul erhielt auch Geld

Dieser Freund hatte laut Anklage Millionen in bar kassiert, zig
weitere Millionen wurden über einen in Griechenland gut vernetzten sogenannten
Gebetskreis und mithilfe von Briefkastenfirmen an Entscheidungsträger in
Griechenland verteilt. Ob auch der Verteidigungsminister selbst kassiert habe, wisse er
nicht, sagte der damalige MAN-Ferrostaal-Vorstand. "Ich hatte kein Interesse
daran, das zu erfahren", erklärte er.

Nachdem Griechenland bis 2002 mehrere U-Boote bei MAN Ferrostaal in
Auftrag gegeben hatte, wurde 2003 der damalige portugiesische Honorarkonsul in
München mit einem Beratervertrag über knapp zwei Millionen Euro geschmiert.
Portugal bestellte wenig später ebenfalls zwei U-Boote.

Bewährungsstrafen von zwei Jahren

Zur Abschöpfung des illegal erwirtschafteten Gewinns und als Geldbuße
will Ferrostaal im Zuge der Absprache 140 Millionen Euro an die bayerische
Justizkasse zahlen. Den beiden 73 Jahre alten Angeklagten sicherte der
Vorsitzende Richter Joachim Eckert eine Bewährungsstrafe von höchstens zwei
Jahren zu. Außerdem soll Haun höchstens 36.000 Euro und M. höchsten 18.000 Euro
Geldstrafe zahlen. Ob Ferrostaal noch Schadenersatz von ihnen fordert, wollte
eine Unternehmenssprecherin nicht sagen.

Wegen der Schmiergeldaffäre musste MAN den Verkauf der
Ferrostaal-Mehrheit an den IPIC-Staatsfonds in Abu Dhabi rückabwickeln und 350
Millionen Euro zurückzahlen. MAN verkaufte Ferrostaal vor zwei Wochen für 160
Millionen Euro an eine Hamburger Investorengruppe weiter. Der Essener
Anlagenbauer verzeichnet immer weniger Aufträge, schreibt rote Zahlen und hat
einen massiven Stellenabbau angekündigt.

Ermittlungen gegen rund 50 Beschuldigte

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt noch gegen rund 50
Beschuldigte wegen der Ferrostaal-Schmiergeldaffäre. Gegen den damaligen
griechischen Verteidigungsminister habe die griechische Justiz ermittelt, aber
das Verfahren sei wegen der bei Regierungsmitgliedern besonders schnell
greifenden Verjährung eingestellt worden, hieß es von Prozessbeteiligten. (dapd)