Hagen. Wie Hilfe aus dem 30-Milliarden-Wiederaufbaufonds genau fließen soll, ist noch unbekannt. Kammern, NRW-Bank und das Land NRW helfen aber schon.

Fünf Wochen nach der Hochwasserkatastrophe gibt es noch akuten Beratungsbedarf bei betroffenen Unternehmen. Die Frage, nach welchen Kriterien Privatleute und die Wirtschaft vom 30-Milliarden-Euro-Wiederaufbaufonds profitieren können, wird offenbar in diesen Stunden im Bundeskabinett geklärt, ehe der Bundestag in einer Sondersitzung Ende August in erster Lesung berät.

In der Zwischenzeit helfen den Betrieben die Handwerkskammern, die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer, die NRW-Bank und die Landesregierung. Ein Überblick.

Handwerk

Die Handwerkskammer Dortmund vermittelt Hilfe für betroffene Betriebe und berät seit Mitte Juli bei Themen wie der Soforthilfe in Höhe von 5000 Euro, Kurzarbeit oder Organisation von praktischen Hilfsmitteln wie Bautrocknern. Unter www.hwk-do.de/artikel/hochwasser-katastrophe ist das Angebot gebündelt. Bei einer Umfrage gaben rund 100 Betriebe an, direkt oder indirekt vom Hochwasser betroffen zu sein. Bislang habe rund ein Dutzend tatsächlich Hilfe der Handwerkskammer in Anspruch genommen. Die Hilfsbereitschaft untereinander ist groß.

„Etwa 170 Betriebe aus dem Kammerbezirk Dortmund können anderen Betrieben Hilfe anbieten. Gut ein Dutzend Handwerksbetriebe aus dem Kammerbezirk haben bereits signalisiert, auch jenseits unseres Kammerbezirks helfen zu wollen“, sagt Sprecherin Sonja Raasch auf Nachfrage dieser Zeitung.

Industrie und Handel

Die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer in Hagen hat flexibel reagiert und die Corona-Hotline im Juli direkt in eine Hochwasser-Hotline umfunktioniert, um in der Not zu beraten. „Bis zum Jahresende werden wir damit bestimmt zu tun haben. Allerdings hatten viele ja gar keinen Strom und dadurch eben auch kein Internet, so dass es im Moment wichtiger ist, vor Ort zu sein“, sagt Fabian Schleithoff, bei der Kammer für Wirtschaftsförderung zuständig. Also praktiziert die SIHK aufsuchende Hilfe.

Ein Kammer-Team hat in den vergangenen Wochen rund 100 geschädigte Unternehmen besucht und deren Bedarfe abgefragt, schätzt Schleithoff, bei dem die Fäden in Sachen Hochwasserhilfe zusammenlaufen. Wie bei den Handwerkern, unterstützen sich auch in Industrie- und Handel die Unternehmen gegenseitig. Auf einer Plattform der Kammer unter www.sihk.de/standortpolitik/hochwasserhilfe sind alle Kammer-Angebote aufgeführt, auch die Plattform für Hilfesuchende und Hilfswillige.

NRW-Bank

Die Förderbank des Landes Nordrhein-Westfalen hilft mit extrem zinsgünstigen Krediten, damit Unternehmen möglichst schnell mit dem Wiederaufbau oder der Neuanschaffung von Maschinen oder Ware beginnen können. Maximales Kreditvolumen für Gewerbetreibende: bis zwei Millionen Euro bei Laufzeitvarianten bis 10 Jahre. Zins: 0,01 Prozent effektiv. Die Bank unterstützt nicht nur die Wirtschaft. Darlehen bis zu 75.000 Euro zum Zinssatz von 0,01 Prozent mit Laufzeiten bis zu 20 Jahre gibt esauch für Privatpersonen, um Aufräum- und Reinigungsarbeiten, Schäden, etwa an Heizungsanlagen und Sanitärinstallationen, von selbst genutzten Ein- und Zweifamilienhäusern zu finanzieren.

Landesregierung

Das NRW-Wirtschaftsministerium hat gemeinsam mit der NRW-Bank und der der Bürgschaftsbank NRW eine „Akutberatung Hochwasserhilfe“ eingerichtet. Das Akut-Beratungsteam soll den Unternehmen bei der Erarbeitung individueller Finanzierungskonzepte helfen und so Kreditfinanzierungen und Bürgschaften ermöglichen, heißt es von Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart.

Zudem hat das Land bekanntlich gemeinsam mit dem Bund Soforthilfe in Höhe von zunächst 400 Millionen Euro bereitgestellt, von der Unternehmen und Private profitieren. Firmen konnten und können noch 5000 Euro nicht rückzahlbare Soforthilfe beantragen.

Bundesregierung

Gemeinsam mit allen Bundesländern hat sich die Bundesregierung schnell auf einen Wiederaufbaufonds in Höhe von 30 Milliarden Euro für die betroffenen Menschen geeinigt. Die genauen Kriterien für die Inanspruchnahme waren bis Dienstag dieser Woche allerdings noch nicht bekannt. Denkbar sind ebenfalls günstigste Kredite mit Zuschussvarianten oder reine Zuschüsse.

Auch ist laut SIHK Hagen noch nicht ganz klar, über welche Wege die Beantragung laufen wird. Abgesegnet werden muss der Fonds auch noch vom Bundestag, der darüber in einer Sondersitzung am 25. August erstmals berät. Die zweite und dritte Lesung ist für die erste reguläre Sitzung nach der Sommerpause am 7. September vorgesehen.