Dortmund. Der BVB verbuchte 2020/21ein Minus von 72,8 Mio. Euro. Es fehlen die Zuschauer. Bald sollen nur noch Genesene und Geimpfte ins Stadion. Fast.

Am Signal Iduna Park an der Dortmunder Strobelallee bewegt sich etwas. Vor der BVB-Fanwelt wird eine rollende Pommesbude beladen. „Crazy Fritten“. Der Name passt zu den immer noch mindestens ungewöhnlichen Zeiten. Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KG auf Aktien, und BVB-Finanzchef Thomas Treß stellten am Montag die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres 2020/21 vor. Das Ergebnis ist geprägt von den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie.

BVB bleibt liquide

Der Konzernumsatz sank von 486,9 Millionen Euro auf 358,6 Millionen Euro. Unter dem Strich steht ein Fehlbetrag von knapp 73 Millionen Euro. Eine Größenordnung, die die BVB-Geschäftsführung schon vor ziemlich genau einem Jahr prognostiziert hatte, die den Club allerdings nicht aus der Bahn werfen wird. Dazu sind Bonität, Kreditlinien und Rücklagen zu hoch. Man bleibt liquide an der Strobelallee und gehe durchfinanziert und mit Blick auf das Sportliche „mit einem guten Gefühl“ (Watzke) in die Saison.

Am Samstag startet der BVB gegen Eintracht Frankfurt mit einem Heimspiel. Für das Geschäftsmodell Profifußball und die Marke Borussia geht es in diesem Jahr um mehr als Meisterschafts-Punkte. „Ohne Zuschauer kann der BVB keine schwarzen Zahlen schreiben“, sagt Watzke.

Selbst für den solide aufgestellten BVB, nach Bayern München der umsatzstärkste Verein in der 1. Fußball-Bundesliga, sind die Einbußen der vergangenen Monate eine Menge Holz. Und auf Dauer funktioniert das Unternehmen Spitzenfußball nicht ohne Fans auf den Rängen, Emotionen – und den Konsum.

Die Fanwelt am Signal Iduna Park blieb wegen der Pandemieauflagen lange geschlossen. Die Fans orderten online, so dass im Merchandising trotzdem beinahe das Vorjahresergebnis erzielt werden konnte.
Die Fanwelt am Signal Iduna Park blieb wegen der Pandemieauflagen lange geschlossen. Die Fans orderten online, so dass im Merchandising trotzdem beinahe das Vorjahresergebnis erzielt werden konnte. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Von der Stadionwurst vor der Partie, dem Bummel durch die schwarz-gelbe Fanwelt, in der es so ziemlich alles in Vereinsfarben zu kaufen gibt. Vom Plüsch-Maskottchen Emma bis zur Fußmatte mit der Aufschrift „Heimat“ samt Signal Iduna Park-Symbol. Obwohl die meisten Shops wegen des Lockdowns lange geschlossen waren, blieb der Umsatz im Merchandising nahezu stabil. Die Fans bestellten zunehmend im Internet. Unter dem Strich blieb aber durch gestiegene Logistikkosten weniger in der Club-Kasse.

Mehreinnahmen gab es dank der Sponsoren: Evonik, 1+1, Puma – und mit dem Dortmunder IT-Unternehmen adesso einen neuen Geldgeber, der sich vor allem im Jugend- und dem neuen Damenfußballbereich engagiert. Ein Plus von 8,5 Millionen Euro, vermeldet Finanzchef Thomas Treß.

Dennoch: Das Unternehmen BVB braucht die Fans im Stadion – wie alle Proficlubs. Borussia Dortmund hat in der letzten Vor-Corona-Saison (2018/19) rund 1,8 Millionen Tickets verkauft und so insgesamt rund 44,5 Millionen Euro an Zuschauereinnahmen verbucht. 2020/21 durften nur zu drei Heimspielen überhaupt ein paar Fans ins über 80.000 Menschen fassende Stadion. Exakt 21.100 Zuschauer kamen so zusammen.

Nur Zwei „G“ für Stadionbesuch

Ungefähr so viel, wie es am Samstag gegen Frankfurt sein sollen. Immerhin. Aber mittelfristig zu wenig, um wieder gesund wirtschaften zu können, sagt Hans-Joachim Watzke klipp und klar. „Ich glaube, dass wir in ein, zwei Jahren wieder Verhältnisse haben werden wie vor der Pandemie.“ Sprich: die Bude voll, die Südtribüne bebend. Um dahin zu kommen, brauche es mutige Entscheidungen der Politik: „Man kann nicht mehr alles damit lösen, indem man den Laden abschließt“, vertritt Watzke die gleiche Ansicht wie viele andere Unternehmer – insbesondere aus der Eventbranche, Gastronomie, Handel, Tourismus.

Der Sauerländer wünscht sich, dass die Fans (oder am besten alle) sich impfen lassen, um wieder normale Verhältnisse zu bekommen – gesellschaftlich wie geschäftlich. Und Watzke macht keinen Hehl daraus, dass er dafür ist, nur noch Geimpfte oder Genesene in die Stadien zu lassen. „Mit steigender Impfquote sehe ich uns auf dem Weg zu höheren Zuschauerzahlen.“ Und damit auch wieder zu schwarzen Zahlen.

Finanziell „robust aufgestellt“

Der BVB bleibt laut Finanzchef Thomas Treß „robust aufgestellt“: Zum Ende des abgelaufenen Geschäftsjahres belief sich das Eigenkapital auf 232,6 Millionen Euro – allerdings auch, weil man auf rund 60 Mio. Euro aus der Kreditlinie zugriff.Die BVB GmbH beschäftigt 806 Menschen. Vor einem Jahr waren es 902. Vor allem Aushilfskräfte aus dem Catering und Merchandising haben den BVB verlassen.