Essen.. Nachtspeicher-Heizung? Eine ziemlich teure Kiste. Wettbewerb gibt es kaum. Anbieter-Wechsel sind schwierig. Die Kunden im Ruhrgebiet müssen im nächsten Jahr kräftig draufzahlen. RWE ist praktisch Alleinanbieter im Ruhrgebiet. Jetzt erhöht der Konzern den Strom für Nachtspeicher um 17 Prozent.
Es kann so einfach sein, den Stromanbieter zu wechseln. Im Internet finden sich zahlreiche Vergleichsportale, die schnell das Sparpotenzial erkunden. In vielen Fällen lässt sich per Mausklick Geld sparen. Kurzum: Es gibt Wettbewerb. Ganz anders ist die Lage, wenn es um den Wärmestrom geht. Beim Thema Nachtspeicher-Heizung kapitulieren selbst Online-Vergleichsportale wie Verivox.
„Wir würden gerne einen Tarifvergleich für Wärmestrom anbieten, aber seit geraumer Zeit kommt der Wettbewerb nicht in Gang“, klagt Verivox-Sprecher Jürgen Scheurer. Das Problem sei: In vielen Gebieten Deutschlands werde Heizstrom nur vom regionalen Energieversorger geliefert. „Es sind derzeit keine überregionalen Anbieter bekannt“, konstatiert Scheurer. Dabei wäre ein Anbieterwechsel „technisch möglich“.
Praktisch kein Wettbewerb auf dem Markt für Wärmestrom
Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen spricht von einem „traurigen Kapitel für die Verbraucher“. Auch er kritisiert, dass praktisch kein Wettbewerb auf dem Markt für Wärmestrom existiere. Bei den in jüngster Vergangenheit massiv beworbenen Wärmepumpen gebe es übrigens „das gleiche Problem“ wie bei den Nachtspeicher-Heizungen aus den 70er-Jahren, sagt der Verbraucherschützer.
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Nun rollt erneut eine Preiserhöhungswelle. Verbraucher müssen sich auf deutlich steigende Kosten einstellen. Zum Jahreswechsel erhöht der im Ruhrgebiet führende Energieversorger RWE seine Preise massiv. „Wärmestrom – also für Nachtspeicher und Wärmepumpen – kostet ab Januar 2013 zwischen 13 Prozent und 17 Prozent mehr“, teilte der RWE-Konzern auf Anfrage mit. In Baden-Württemberg hat auch der Energieversorger EnBW die Preise für Nachtspeichertarife um rund 17 Prozent erhöht, berichtet Verivox.
Nach Modellrechnungen der Verbraucherzentrale Marl muss ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt im Ruhrgebiet mit jährlichen Mehrkosten in Höhe von etwa 440 Euro rechnen – bei Gesamtkosten von dann mehr als 3300 Euro. Schon ein Zwei-Personen-Haushalt zahlt den Berechnungen zufolge kräftig drauf. Der Preis bei durchschnittlichem Verbrauch dürfte am Jahresende bei knapp 2500 Euro liegen – das wären gut 320 Euro mehr als bisher.
„Ein Preisvergleich ist hier wahnsinnig schwierig“
RWE zählt nach eigenen Angaben rund 200 000 Nachtstrom-Kunden. Schätzungsweise wurden in der Vergangenheit bundesweit rund 1,5 Millionen Wohnungen mit Elektrospeicher-Heizungen ausgerüstet. In den 70er-Jahren galten Nachtstrom-Heizungen als zukunftsweisend, da sie den aus heimischer Kohle gewonnenen Heizstrom nutzten, um für eine warme Wohnung zu sorgen. „Die märchenhaften Verheißungen, dass Heizstrom besonders billig und umweltfreundlich sei, haben sich allerdings nicht bewahrheitet“, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Selbst im Jahr 2008, als das Heizöl zu Spitzenpreisen gehandelt wurde, war die Stromheizung die für Endverbraucher teuerste Art der Brennstoffversorgung.“
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Bei Reint Jan Vos, dem Leiter der Verbraucherberatungsstelle Marl, häufen sich dieser Tage die Anfragen von Bürgern, die wissen wollen, was sie angesichts steigender Preise tun sollen. Im Prinzip können Verbraucher den Wärmestrom-Anbieter wechseln. Das Problem ist aber, dass nur wenige Versorger Heizstrom anbieten. „Ein Preisvergleich ist hier wahnsinnig schwierig“, sagt Vos. Wer einen neuen Anbieter sucht, muss sich oft die Mühe machen, die Unternehmen anzurufen oder anzuschreiben.
Nur wenige Anbieter auf dem Markt
Immerhin: Für Marl ist Vos fündig geworden. Neben RWE gibt es noch kleinere Anbieter wie Enqu aus Kiel, Evita aus Stuttgart, die Elektrizitätswerke Schönau und NVB aus Nordhorn. Der Verbraucherschützer hat errechnet, dass ein Verbraucher durchaus rund 150 Euro im Jahr sparen kann, wenn er zum richtigen Wärmestrom-Anbieter wechselt. Doch das Angebot in Marl lasse sich nicht ohne weiteres auf andere Städte übertragen. Bundesweite Preisvergleiche? Fehlanzeige.
Vos kennt unzählige Details, wenn es um Wärmestrom geht. Doch wenn es um die Frage geht, warum es kaum Wettbewerb gibt, kommt er ins Grübeln. Am Ende sagt er: „Das ist mir ein Rätsel.“