Essen. Was Alchemisten vor rund vier Jahrhunderten nicht gelang, ist für Drucker-Hersteller im Computer-Zeitalter ein Leichtes: Sie verwandeln rote, gelbe, blaue und schwarze Tinten für sich in flüssiges Gold.
Verbraucher sehen beim Anblick von Druckertinten häufig Schwarz: Die extrem hohen Preise, die Drucker-Bauer für ihre Tinten verlangen, sind in jedem Computer-Haushalt ein Ärgernis. Da ist die Nachricht der Stiftung Warentest ein kleiner Lichtblick: Auch mit Tinten fremder Hersteller könne man gut drucken. Und das bei Einsparungen von 60 bis 90 Prozent.
Auf dem Prüfstand: 21 Original- und Fremdpatronen für die Drucker-Scanner-Kombigeräte. Um Druckkosten zu vergleichen, prüften die Tester die durchschnittliche Summe, die für den Druck eines Blatts anfiel. Dafür wurden so viele Seiten Text und Fotos im DIN-A-4-Format gedruckt, bis die Patronen leer waren.
Labor-Fotos sind billiger
Bilder aus dem Fotolabor sind meist deutlich billiger und besser als Ausdrucke mit dem PC-Drucker. Beispiel: Ein Foto, auf dem Brother-Drucker mit Brother-Tinte ausgedruckt, kostet etwa 1,60 Euro, mit der Tinte von Pearl/iColor rund 10 Cent. Ein Laborbild kostet oft weniger als 10 Cent.
Folgekosten bedenken
Vor dem Drucker-Kauf sollte man sich über Folgekosten informieren. Auch die preisgünstige Versorgung mit alternativen Tinten anderer Hersteller sollte eine Rolle spielen. Die Tester: „Die Qualität der Ausdrucke kann bei den geprüften Fremdtinten meist nicht mit den Originalen mithalten, aber viele schlugen sich ,gut'”.
So lieferten für Brother-Geräte mehrere Tinten vergleichbare Qualität. Auf Canon-Druckern kam die Peach-Patrone am nahesten ans Original heran. Bei Epson rutschten die Fremdanbieter-Tinten etwas ab. Bei HP, so das Fazit der Prüfer, sei es schon schwieriger gewesen, geeignete preiswerte Tinten zu finden.
Tücken der neuen Modelle
Wer einen Drucker kauft, sollte nicht unbedingt das neueste Modell wählen. Oft führen Anbieter bei Modell-Wechseln neue Druckerpatronen ein. Sie sind über elektronische Bauteile, die für den Druck kaum von Bedeutung sind, davor geschützt, dass Fremdanbieter die Patronen nachbauen.
Diese Anbieter brauchen daher oft Monate oder Jahre, bis sie billigere Tinte für die neuen Modelle auf den Markt bringen können. Bis dahin sind Drucker-Käufer den hohen Preisen für Originaltinte nahezu ausgeliefert.
Drucker als „Verpackung”
Elektronische Spielereien mit Chips an Druckpatronen machen diese Plastikartikel zusätzlich teuer. Das ist das Geschäftsmodell vieler Drucker-Hersteller: Die Geräte selbst werden billig verramscht, die Druckertinte aber mit hohen Preisen zu „flüssigem Gold” veredelt.
Beispiel: Ein Canon-Drucker der Einstiegsklasse kostet 60 Euro. Sind die darin enthalten fünf Druckerpatronen aufgebraucht, kostet der neue Satz gut 50 Euro. Der Drucker dient also mehr oder weniger als Verpackung für die Tinte.
Dafür ist die Originaltinte deutlich teurer als Champagner oder Parfüm. So kostet der Liter für die Tinte im erwähnten Canon-Drucker – je nach Einkaufsquelle – zwischen 1100 und 1600 Euro.
„Tintenpreis-Wucher”
Das sei zu viel, entrüstet sich die EU-Kommission. Das sei „Tintenpreis-Wucher”. Dagegen werde man vorgehen. Verbraucher, die sich von der EU eine Entlastung bei den Druckkosten versprechen, haben Pech gehabt. Diese EU-Ankündigung stammt von 2002. Seitdem wird untersucht – und die Firmen kassieren weiter für ihr „flüssiges Gold”.