Hagen.. Der Stahlkonzern Schmolz+Bickenbach, zum dem auch die Deutschen Edelstahlwerke gehören, hält am strikten Sparkurs fest. Gegenüber dem Jahresende 2015 ist die Verschuldung tatsächlich gesunken, allerdings im dritten Quartal auch Absatz und Umsatz im Vorjahresvergleich.
Die Unternehmensgruppe Schmolz + Bickenbach, zu der auch die Deutschen Edelstahlwerke mit rund 4000 Beschäftigten gehören, schreibt weiter rote Zahlen und arbeitet weiter an einer harten Restrukturierung des Tochterunternehmens Deutsche Edelstahlwerke mit Werken in Hagen, Siegen, Witten, Krefeld und einem kleineren in Hattingen. Mit der Profitabilität sei man in der Konzernzentrale in Luzern nach wie vor nicht zufrieden, teilte Vorstandsvorsitzender (CEO) Clemens Iller gestern bei der Vorstellung der Quartalszahlen mit. „Wir haben bei den Deutschen Edelstahlwerken momentan keine profitable Kapazitätsauslastung“, monierte Iller.
Hauptziel bleibt Schuldenabbau
In der Gruppe ist zwar das Hauptziel erreicht worden, die Verschuldung zu reduzieren, gleichzeitig sind aber auch Absatz und Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal noch einmal gesunken. Das lag sowohl an Produktionsstillständen in der Schweiz, als auch in Witten, wo nach Unternehmensangaben nach einem Brand in einem Steuerstand zwei Wochen kompletter Stillstand herrschte. Entsprechend sanken durch diese außerordentlichen Effekte die Absatzmengen im ohnehin traditionell schwachen dritten Quartal noch einmal um 25 000 Tonnen.
Während der Markt bei der Belieferung der Automobilindustrie mit guten Wachstumsraten überzeugt habe, das Segment Maschinen- und Anlagenbau stabil blieb, gab es im Bereich Öl- und Gasindustrie starke Einbrüche von 12,5 Prozent. Insbesondere in den USA brach die Nachfrage ein. Auf dem Nordamerikamarkt wurde ein Minus von 20 Prozent verzeichnet, obwohl es in Kanada sogar Zuwachsraten gab.
Für die Deutschen Edelstahlwerke, die im Vergleich zu den Schweizern mit rostfreiem Stahl und Edelbaustahl die hochwertigeren Produkte herstellen, sind die Vereinigten Staaten ein wichtiger Markt mit Konkurrenz aus den USA selbst. Sollte Trump wie im Wahlkampf angekündigt protektionistisch agieren, könnte dies den Druck nochmals erhöhen. Auch, weil dies auch die Chinesen als Importeure treffen würde. Die könnten dann möglicherweise versuchen, ihre Produkte verstärkt in Europa abzusetzen.
Blick auf USA-Markt mit einem Präsidenten Trump
„Ich rechne bis zum Jahresende in den USA mit relativ stabilen Verhältnissen. Offen bleibt die Frage, in welche Richtung sich das Land mit einem Präsidenten Donald Trump bewegt“, sagte Iller.
Klar ist für Schmolz+Bickenbach dagegen, dass die Restrukturierung bei den Edelstahlwerken weiter forciert werden soll. Um die Effizienz zu steigern werde 2017 eine neue eigene Vertriebsgesellschaft sowie eine Produktionsgesellschaft an der Start gehen. Wann und wo das genau sein wird - und ob zentral gesteuert - darüber schwieg sich der Stahlkonzern gestern noch aus. Es werde dazu auch noch Gespräche mit Gewerkschaften und Betriebsräten geben.
Die Standorte Hagen, Siegen, Witten und auch Krefeld stünden aber nicht zu Disposition. „Diese Werke werden wir sicherlich nicht antasten“, versicherte Unternehmenssprecher Ulrich Steiner. Man wolle den technologischen Vorsprung gegenüber Mitbewerbern erhalten und mittelfristig über Innovationen ausbauen - was auch Investitionen voraussetzt.
Fakten zum 3. Quartal:
Umsatz: Rückgang auf 534,1 Mio. Euro (Vorjahresquartal 619,7 Millionen Euro).
Absatzmenge: 391 000 Tonnen (Vorjahresquartal 410 000 Tonnen).
Nettoverschuldung: 421 Millionen nach 471 Mio. Euro Ende 2015.
Schmolz + Bickenbach ist ein weltweit führender Anbieter von Langstahl- und Spezialstahlprodukten, die in der Automobilindustrie, dem Werkzeug- und Maschinen- und Anlagenbau verwendet werden.
Beschäftigte: Rund 9000, davon etwa 4000 bei den Deutschen Edelstahlwerken - Witten (ca.1700), Siegen (gut 1200), Hagen (420), Krefeld (c. 550), Hattingen (40).