Werdohl. Der Bahntechnikkonzern Vossloh aus dem Sauerland bewegt sich erfolgreich durch das Corona-Jahr 2020 und steigerte Umsatz und Profitabilität.
Der Bahntechnikkonzern Vossloh aus Werdohl sorgt dafür, das Züge auch in Extremsituationen in der Spur bleiben. Am Stammsitz im Sauerland mit knapp 300 Beschäftigten werden dafür beispielsweise Spannklemmen zur Schienenbefestigung hergestellt. Im vergangenen Sommer zählte man die Nummer eine Milliarde.
„Krisenfest“
2020 war trotz der weltweiten Wirtschaftseinbrüche kein schlechtes Jahr für den Konzern, der den Umsatz auf knapp 870 Millionen Euro leicht steigern konnte. Dabei sorgte die Pandemie dafür, dass Aufträge im Wert von 90 Millionen Euro verschoben werden mussten. Vossloh-Chef Oliver Schuster blickt in die mehr oder weniger nahe Zukunft: „Es wird nach der Pandemie eine neue Realität geben, dennoch gehen wir von Umsatzsteigerungen aus.“ Vier bis fünf Prozent Wachstum im Schnitt prognostiziert der Vorstandsvorsitzende für das Unternehmen, das er als „krisenfest“ bezeichnet.
Die intelligente Schiene
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Nach mehreren Jahren Umstrukturierungen und zuletzt der endgültigen Trennung vom defizitären Lokgeschäft, sieht Schuster die Vossloh AG als Profiteur des Nachhaltigkeitstrends in der Wirtschaft. Man sei ein „grünes Unternehmen“ und ermögliche grüne Mobilität. Das Portfolio reicht vom traditionellen Geschäft längst weit ins Digitale. Die intelligente Schiene, ein Projekt, das in Frankreich vorangetrieben wird, sei dafür ein Beispiel. Sie meldet Verschleiß am Gleis so frühzeitig, dass Schienennetzbetreiber entweder austauschen oder die Schienen von Vossloh instandsetzen lassen können.
Künstliche Intelligenz, Algorithmen, aber weiterhin auch hohe Ingenieurskunst und „tiefe Kenntnisse von der Physik der Schiene“ (Schuster) prägen das Arbeiten der weltweit noch rund 3500 Beschäftigten im Konzern immer mehr.
Mehr Effizienz, aber kein weiterer Personalabbau geplant
Ein Effizienzprogramm steht auf dem Plan. „Mit weiterem Personalabbau hat das aber nichts zu tun“, betont der neue Finanzchef Thomas Triska, der das Unternehmen seit vielen Jahren kennt und seit Februar den Posten im Vorstand bekleidet. Vossloh ist im vergangenen Jahr trotz der widrigen Umstände deutlich profitabler geworden. Das soll auch den Aktionären zugute kommen, denen Vorstand und Aufsichtsrat nach der vergangenen Nullrunde nun einen Euro pro berechtigter Aktie vorschlagen.
Vom Tod des Hauptaktionärs Heinz Hermann Thiele schockiert
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Einer, nämlich Hauptaktionär Heinz Hermann Thiele, hat davon persönlich nichts mehr. Der überraschende Tod des vielseitigen Geschäftsmannes (Knorr-Bremse) und Milliardärs im Februar steckt dem Vorstand nach eigenem Bekunden noch in den Kleidern: „Wir sind alle sehr betroffen. Heinz Hermann Thiele hat Vossloh in den vergangenen Jahren viel Freiraum gegeben. Er hatte eine Vision von Vossloh und war uns ein hoch geschätzter Berater“, erklärte Schuster am Donnerstag. Freiraum wie diesen: Trotz schwieriger Geschäfte, die in den vergangenen Jahren deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben waren, hatte Vossloh das 40 Millionen Euro teure Projekt „Fabrik der Zukunft“ gestartet und im Sauerland einen Hightech-Standort und das Herz der Forschung und Entwicklung umgesetzt. Im dritten Quartal dieses Jahres soll es abgeschlossen sein.
Was nun Thieles Erben mit seinem Mehrheitsanteil an der Vossloh AG vorhaben, wisse man nicht genau, sagt Schuster. Allerdings gebe es auch keine Anzeichen für Veränderungen.
Bilanz 2020:
Der Umsatz stieg leicht auf 869,7 Millionen Euro (Vorjahr: 861,5 Mio. Euro). Das Konzernergebnis lag mit 20,8 Mio. Euro wieder im Plus (Vorjahr: minus 136,8 Mio. Euro). Die Eigenkapitalquote verbesserte sich auf 34,1 Prozent (2019: 30,3 Prozent). Der Auftragsbestand wuchs 594,5 Mio. Euro (549,2), der Auftragseingang lag bei 915,5 Mio. Euro (2019: 866,7). Die Ebit-Marge betrug 8,4 Prozent (2019: 6,1 Prozent)