Köln (ots) - Noch nie dagewesener Bedarf: Islamic Relief verdoppelt weltweiten Einsatz gegen Hungersnot auf mehr als 27 Millionen US-Dollar

Ausbleibende Regenfälle, schlechte Ernten und zunehmende Unsicherheit in den letzten Monaten treiben immer mehr Menschen in Teilen Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens an den Rand einer Hungersnot, warnt die internationale Hilfsorganisation Islamic Relief. Um den wachsenden Bedarf zu decken, verdoppelt die Hilfsorganisation mit ihrem weltweiten Netzwerk ihren dringenden Spendenaufruf zur Bewältigung der gegenwärtigen Hungerkrise auf mehr als 27 Millionen US-Dollar. Islamic Relief Deutschland beteiligt sich an dem Einsatz gegen die aktuelle Hungersnot mit 1,4 Millionen US-Dollar.

"Der von Menschenhand verursachte Klimawandel trifft wieder die Ärmsten, vor allem am Horn von Afrika. Wir stehen in der Pflicht, den alarmierenden Warnungen unserer Experten vor Ort unsere ganze Aufmerksamkeit zu schenken", erklärt Tarek Abdelalem, Geschäftsführer von Islamic Relief Deutschland.

Der ursprüngliche Einsatz von über 13,5 Millionen US-Dollar, der Ende 2021 beschlossen wurde, hat bereits Zehntausende von Menschen in den am stärksten betroffenen Ländern wie Afghanistan, Äthiopien und Südsudan mit lebenswichtigen Gütern wie Mehl, Zucker, Reis und Speiseöl versorgt. Außerdem wurden Menschen und Landwirte, die verzweifelt um das Überleben ihrer Tiere kämpfen, mit Wasser versorgt.

"Es sind heute Millionen Menschen mehr, die im Vergleich zum letzten Jahr um diese Zeit hungern und die Lage wird immer schlimmer. Die erhofften Regenfälle am Horn von Afrika sind im Januar ausgeblieben. Und Afghanistan steht am Rande einer katastrophalen Hungersnot. Internationale Unterstützung wird dringend benötigt, da uns die Zeit davonläuft, um Leben zu retten", sagt Affan Cheema, Direktor für internationale Programme bei Islamic Relief Worldwide.

"Wir befürchten, dass ohne eine beispiellose Aufstockung der Hilfe das Leben von Millionen Menschen in Teilen Afrikas, Asiens und des Nahen Ostens in Gefahr ist. Jeden Tag wächst der Bedarf und unsere Teams sehen, wie die Menschenschlangen für Nahrungsmittelsoforthilfe in Städten und Dörfern in beunruhigend vielen Ländern anschwellen."

Mehr als 43 Millionen Menschen in 38 Ländern auf der ganzen Welt sind derzeit von einer Hungersnot bedroht. Ihnen droht der Hungertod, wenn sie nicht sofort lebensrettende Hilfe erhalten.

Äthiopien, Nigeria, Südsudan und Jemen sind die Länder mit der größten Hungersnot. Aber auch in vielen anderen Ländern, in denen Islamic Relief tätig ist - wie Afghanistan, Somalia und Sudan - herrscht eine Krise.

Afzal Sadat, Programmkoordinator von Islamic Relief in Afghanistan, zur Lage vor Ort:

"Afghanistan steht am Rande einer katastrophalen Hungersnot, und wir als humanitäre Helfer sehen jeden Tag Anzeichen dafür. Letzte Woche traf ich eine Mutter mit vier Kindern. Sie flehte unser Team an: Wenn Sie meine Kinder ernähren können, nehmen Sie sie bitte mit. Ich habe nichts, was ich ihnen geben könnte. Und sie werden sterben."

"Die Menschen haben nicht nur verzweifelten Hunger, sie frieren auch. Sie haben kein Feuerholz, keine Holzkohle und kein Gas, um zu heizen. Viele sterben buchstäblich vor Kälte, vor allem Kinder. Die Familien füllen heißes Wasser in Plastiktüten und legen sie unter die Decken, sofern sie Decken besitzen, bevor ihre Kinder zu Bett gehen."

In Teilen des Horns von Afrika: Die geringsten Niederschläge seit mehr als 40 Jahren

Affan Cheema zur Dürre in Somalia: "Dies ist das erste Mal seit der Hungersnot in den 1980er Jahren am Horn von Afrika, dass es drei aufeinanderfolgende Trockenperioden gab. In Somalia, das am stärksten betroffen ist, sind bis zu 80 Prozent des Landes von der Dürre betroffen."

Tausende von Landwirten und Viehzüchtern waren und sind noch immer gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, da die Wasserknappheit ihr Vieh tötet und ihre Ernten ruiniert. Viele Familien sind tagelang gelaufen, um Weideland zu finden, und Kinder sind unterwegs verhungert und verdurstet. Tausende leben bereits jetzt in Lagern für Binnenflüchtlinge.

Yaroy Amin Abdirizak (54) floh mit ihrem Mann und ihren acht Kindern vor der Hungersnot im Bezirk Dinsor in der Region Bay. Sie leben jetzt in einem Vertriebenenlager im Bezirk Bardhere in der Region Gedo. Sie erzählt: "Wir sind drei Tage lang hierhergelaufen. Viele Kinder sind auf dem Weg gestorben. Wir haben den ganzen Tag noch nichts gegessen, und meine Kinder sind zum Verzweifeln hungrig. Wir sind hoffnungslos. Wir brauchen dringend Hilfe von humanitären Hilfsorganisationen."

"In den letzten drei Tagen sind etwa zehn Kinder im Lager an Krankheiten und Hunger gestorben. Wir stehen am Rande des Todes und brauchen sofortige Unterstützung."

Shukri Mohamud, Programmleiter von Islamic Relief Somalia, schildert die Situation vor Ort:

"Unsere Teams bereiten sich auf den Ausbruch von Malaria und anderen Krankheiten vor, wenn sich die Situation nicht sofort verbessert. Erschwerend kommt hinzu, dass sich mit der Verschärfung der humanitären Krise auch die Sicherheitslage verschlechtert hat."

Islamic Relief leistet seit 2006 humanitäre Arbeit in Somalia. In der aktuellen Notsituation versorgen Teams vulnerable Familien mit Bargeld, damit sie Lebensmittel kaufen und die lokalen Märkte beleben können, verteilen Tierfutter, um das Vieh gesund zu halten, und reparieren die Wasserversorgung oder verbessern sie durch die Installation von Solarzellen.

Im Rahmen des Appells wird Islamic Relief in den nächsten drei Monaten Lebensmittel, Bargeld, Wasser und andere lebenswichtige Hilfsgüter in 10 Ländern bereitstellen. In Äthiopien unterstützen wir das Gesundheitspersonal bei der Versorgung von schwer unterernährten Kindern. In Afghanistan haben wir bereits Lebensmittelpakete, Weizensaatgut und Tierfutter an mehr als 20.000 Familien verteilt. Wir wollen diese Zahl fast verdreifachen.

In Kenia, wo wir bisher fast 200.000 Tiere gegen Krankheiten geimpft haben, werden wir die Wasserversorgung für mehr als 12.000 Menschen reparieren und Bauern mit dürretolerantem Saatgut versorgen. In Niger schulen wir Landwirte in klimagerechter Landwirtschaft und verteilen Lebensmittelgutscheine.

"Die Weltgemeinschaft muss jetzt handeln. Als Islamic Relief Deutschland unterstützen wir diesen wichtigen Einsatz und bitten die Öffentlichkeit sowie unsere Spenderinnen und Spender, unserem Aufruf zu folgen und damit Hunderttausende vor dem Hungertod zu bewahren", betont Abdelalem.

Islamic Relief Deutschland wurde vor mehr als 25 Jahren in Köln gegründet und ist eine gemeinnützige deutsche Nichtregierungsorganisation mit humanitärem Auftrag. Sie vertritt die Überzeugung, dass wir uns in Deutschland in einer privilegierten Lage hinsichtlich der Verwirklichung universeller humanitärer Ziele befinden und daraus eine besondere Verantwortung erwächst, den weniger Begünstigten zur Seite zu stehen. Dabei hält sich die NGO strikt an die Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals) und ist den Core Humanitarian Standards on Quality and Accountability (CHS) verpflichtet, einem weltweiten Qualitätsstandard für humanitäre Arbeit. Humanitäre Arbeit und großherziges Geben lindern Not in der Welt und fördern zudem das gegenseitige Verständnis und dienen dem Frieden.

Richtschnur ihres Handelns sind universelle humanitäre Ziele: Schutz des Lebens und der Würde des Menschen, Schutz der Familien und Kinder, Anrecht auf materielle Sicherheit sowie freie geistige und spirituelle Entfaltung. Wir haben uns dazu verpflichtet, Armut und Leid der Ärmsten dieser Welt zu lindern - unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Kultur.

Mehr zur Arbeit von Islamic Relief Deutschland erfahren Sie unter www.islamicrelief.de.

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