Essen.. 7,4 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr wecken den Appetit großer Hotelbetreiber. Sie planen in der Region zahlreiche Neueröffnungen.

Der Tourismus im Ruhrgebiet boomt. Die 7,4 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr machen Investoren Appetit, neue Hotels etwa in Duisburg, Essen, Mülheim und Dortmund zu bauen. Dabei ist die Region mit 5452 Betrieben und mehr als 322.000 Betten schon gut versorgt.

„Liegt die Auslastung in einer Stadt über 38 Prozent, ist der Hotelmarkt gesund und es könnte neues entstehen“, sagt Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH. Die meisten Ruhrgebietsstädte liegen deutlich über dieser magischen Grenze. Laut Biermann füllen Geschäftsreisende die Betten.

„Aber auch am Wochenende nimmt die Auslastung zu, weil sich der Freizeitbereich im Ruhrgebiet weiter entwickelt“, so der Tourismusexperte. Insbesondere der Ruhrtal-Radweg sei ein Magnet, aber auch das Musical Starlight-Express in Bochum und der Moviepark in Bottrop. Biermann: „Erhebliche Impulse erwarten wir auch vom neuen Fußballmuseum in Dortmund.“

„Ein hochinteressanter Markt“

Und so erweckt das Ruhrgebiet, dessen Hotellerie bislang von mittelständischen Betreibern dominiert war, zunehmend Interesse auch bei internationalen Ketten. „NRW und die Region Rhein-Ruhr sind für uns ein hochinteressanter Markt“, sagt Gunther Träger, Sprecher der Steigenberger-Gruppe, die im ersten Quartal 2017 ein Intercity-Hotel am Duisburger Hauptbahnhof eröffnen will.

Das Unternehmen hat Geschäftsreisende sowie die wachsende Zahl von City-Touristen im Blick, die kulturelle Veranstaltungen besuchen und dabei auch die Region erkunden wollen. Und so werde das Neubau-Projekt in Duisburg nicht das einzige bleiben, betont Träger. „Wir haben weitere Expansionspläne und sind auf der Suche nach Standorten.“

Expansion im Ruhrgebiet geplant

In Mülheim hat B&B vor einigen Monaten eröffnet. In Duisburg ist der Start für Ende des Jahres geplant. Im Ruhrgebiet ist die Hotelgruppe bereits in Herne, Dortmund, Oberhausen und Essen vertreten. „Mit unserer Expansion im Ruhrgebiet sind wir noch nicht am Ziel. Wir schauen uns auch Standorte in Gelsenkirchen und einen weiteren in Dortmund an“, sagt Mark Thompson, Deutschland-Chef der internationalen Kette B&B Hotels.

Tourismus und Geschäftsreiseverkehr hätten in NRW und im Ruhrgebiet großes Potenzial. „Die deutschen Flughäfen sind das Tor für eine wachsende Zahl von Gästen aus Asien“, so Thompson. Hotels seien darüber hinaus ein „sicheres Investment“. Fünf bis sechs Millionen Euro koste ein B&B-Neubau mit 100 Betten im Schnitt. Zur Finanzierung hole sich das Unternehmen zunehmend Investoren mit ins Boot.

99 Hotels in Essen sind nicht genug

Obwohl Mülheim in diesem Jahr mit 24,5 Prozent die schlechteste Hotelauslastung aller Revier-Großstädte aufweist, hat die Kette B&B gerade erst ein Haus mit 101 Betten in der Nähe des Hauptbahnhofs eröffnet. Auf dem bisherigen Kaufhof-Gelände an der Ruhr ist zudem ein Holiday Inn Express geplant. Inge Kammerichs, Geschäftsführerin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH, verteidigt die Ansiedlungen auch gegen Kritik etablierter Hoteliers.

„Viele Kongresse und Tagungen wurden nicht nach Mülheim vergeben, weil wir keine größeren Zimmerkapazitäten in einem Hotel anbieten konnten. Es war extrem schwierig, auch nur 30 Zimmer zu bekommen“, so Kammerichs. Dabei sei etwa die Stadthalle bei Veranstaltern stark nachgefragt. Zudem baut der Discounter Aldi Süd seine internationale Zentrale aus und zieht immer mehr Geschäftsreisende nach Mülheim. Kammerichs: „Die Investoren kommen aufgrund von Marktanalysen nach Mülheim und nicht, weil wir uns das wünschen.“

Zu den 99 Hotels, die es in Essen bereits gibt, sollen sechs weitere kommen. In Hauptbahnhofsnähe wollen Ghotel, Moxy-Hotel, Holiday-Inn und Ibis Budget bauen. McDreams will in der Nähe der Thyssen-Krupp-Zentrale eröffnen. Ein Novum Style Hotel ist an der Friedrichstraße geplant. Bochum hat 13 potenzielle Hotelstandorte definiert, Neubau-Pläne gebe es nach Angaben der Wirtschaftsförderung nicht. Auf Investoren wartet die Stadt dennoch.