Essen. Der Lieferdienst Flaschenpost verkauft jetzt auch Weihnachtsbäume. Kein komplizierter Transport mehr, wirbt die Firma. Doch es gibt Nachteile.

Ein Mann mit Axt, daneben der Spruch: „Lass hacken.“ So macht der Getränkelieferdienst Flaschenpost im unternehmenseigenen Online-Shop auf ein neues Geschäftsmodell aufmerksam. Neben Bier- und Wasserkästen liefern die Mitarbeiter des Unternehmens jetzt auch Weihnachtsbäume. Garten- und Baumärkte, Landwirte und Verkäufer auf Marktplätzen bekommen Konkurrenz. „Damit gehören elendig lange Suchen und komplizierte Transporte sperriger Weihnachtsbäume von nun an der Vergangenheit an“, wirbt Flaschenpost für das eigene Angebot. Doch es gibt auch einen entscheidenden Nachteil des neuen Angebots.

Onlinehandel und Lieferdienste haben bislang im Geschäft mit Tannenbäumen eine untergeordnete Rolle gespielt, berichtet Martin Rometsch vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger. „Der klassische Weihnachtsbaum wurde fast immer abgeholt“, sagt Rometsch. Ausnahmen habe es eher bei besonders großen Exemplaren – etwa für Kirchen – gegeben. Bei den bis zu zwei Meter großen Bäumen, die für Deutschlands Wohnzimmer gezüchtet werden, war der Transport in aller Regel Sache der Kunden.

Plastik-Attrappen und echte Nordmanntannen bei Amazon

Doch zunehmend entdecken Online-Händler den Versand von Weihnachtsbäumen als Geschäftsmodell. Auch auf der bundesweit führenden Plattform Amazon bieten Händler neben Attrappen aus Plastik zahlreiche echte Nordmanntannen an, vielfach mit dem Zusatz „frisch geschlagen“ und „Premium-Qualität“. Abhängig von Größe und Lieferant werden Preise zwischen 25 und mehr als 60 Euro verlangt.


Anders als bei Anbietern in Einzelhandelsfilialen oder auf Marktplätzen sind die Auswahlmöglichkeiten bei den Online-Versendern eingeschränkt. Bei Flaschenpost können sich Kunden lediglich zwischen zwei Größen entscheiden. Ein bis zu 1,40 Meter großer Baum kostet knapp 35 Euro, bei bis zu 1,70 Metern werden rund 40 Euro fällig. Zum Vergleich: Der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger nennt als durchschnittliche Preise 18 bis 23 Euro pro Meter bei Nordmanntannen.

Testläufe von Flaschenpost in Münster, Düsseldorf und Köln

Für Kunden, die sich ihren Baum selbst aussuchen möchten, seien die Lieferdienste nicht geeignet, gibt Saskia Blümel vom „Verband natürlicher Weihnachtsbaum“ zu bedenken. Eine Nordmanntanne sei eben kein Standardprodukt wie Mineralwasser. Sie sei aber sicher, dass es einen Kundenkreis für die neuen Lieferangebote geben werde.

Das Unternehmen Flaschenpost verweist auf einen Testlauf im vergangenen Jahr in Münster, Düsseldorf und Köln. Nach einer positiven Resonanz strebt Flaschenpost diesmal den Verkauf von Weihnachtsbäumen in vierstelliger Zahl an.

Christbaumständer und Lichterketten sind ebenfalls im Sortiment

Die zusätzliche Arbeit sei für die Zusteller machbar, heißt es bei Flaschenpost. „Wir sind für das Vorweihnachtsgeschäft gut gewappnet“, betont Firmensprecherin Sabine Angelkorte. Ohnehin gehe das Angebot des Unternehmens mit Sitz Münster mittlerweile weit über die Getränkelieferung hinaus. Zur Produktpalette gehören unter anderem Konserven, Drogerieartikel und Kaffee. Außerdem entspreche das Gewicht eines Weihnachtsbaums „in etwa dem einer Getränkekiste“. Christbaumständer und Lichterketten hat Flaschenpost dieser Tage ebenfalls im Sortiment.


Im Ruhrgebiet ist Flaschenpost eigenen Angaben zufolge bereits mit sechs Lager-Standorten vertreten – in Duisburg, Essen, Bottrop, Bochum, Dortmund und Kamen. Bundesweit ist das Unternehmen mit mehr als 4000 Beschäftigten in rund 120 Städten aktiv.

Kunden können Bäume nicht selbst auswählen

„Dem Umstand, dass die Kunden die Bäume nicht selbst auswählen können, tragen wir insofern Rechnung, als dass unsere Bäume mit großer Sorgfalt speziell für den Onlinehandel ausgewählt werden. Somit kommen nur optisch einwandfreie Bäume in den Onlinehandel“, sagt Flaschenpost-Sprecherin Angelkorte. „Sollte einmal ein Baum diesem hohen Qualitätsanspruch nicht gerecht werden, hat der Kunde selbstverständlich die Möglichkeit, sich bei uns zu melden. Während unseres Testlaufs im vergangenen Jahr ist dies aber so gut wie nicht vorgekommen.“

Martin Rometsch vom Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger hat einen Trend registriert, der gegenläufig zum Ansatz von Flaschenpost ist: Viele Menschen wollen ihren Baum selber schlagen und den Einkauf mit der Familie oder Freunden zelebrieren. „Solche Events sind stark nachgefragt“, berichtet Rometsch.