Essen. Viel Bewegung bei Thyssenkrupp: Der Vorstand will die Belegschaft in Essen zusammenziehen. TK Elevator verlässt das Konzern-Quartier.
Bei Thyssenkrupp steht ein großes Stühlerücken an. Voraussichtlich im März wandern die Beschäftigten der früheren Aufzugsparte Richtung Düsseldorf ab. Im Essener Thyssenkrupp-Quartier wird das Gebäude Q5 auf dem weitläufigen Konzern-Areal nahe der Innenstadt freigezogen. Rund 400 Beschäftigte verlassen das Ruhrgebiet und bekommen neue Büros im sogenannten Wings-Gebäude am Düsseldorfer Flughafen.
Um dringend benötigtes Geld in die Konzernkasse zu bekommen, hatte der Thyssenkrupp-Vorstand die lukrative Sparte Elevator im vergangenen Jahr für mehr als 17 Milliarden Euro an ein Konsortium um die Finanzinvestoren Advent und Cinven sowie die Essener RAG-Stiftung verkauft. Mit dem Umzug verliert die Metropole Ruhr einen zukunftsträchtigen Konzern, der weltweit mehr als 50.000 Menschen beschäftigt.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für den künftigen Markenauftritt des Aufzugunternehmens mit neuem Logo und verändertem Design – ohne das typische Blau von Thyssenkrupp. So will das Management unter Führung von Konzernchef Peter Walker auch die unternehmerische Eigenständigkeit unter Beweis stellen. Doch Bezüge zur früheren Konzernmutter bleiben. Wie aus dem aktuellen Thyssenkrupp-Geschäftsbericht hervorgeht, hat sich das Konsortium von Advent, Cinven und RAG-Stiftung ein zeitlich unbegrenztes Nutzungsrecht für die Namen „TK Elevator“ und „TKE“ gesichert. Die Marke Thyssenkrupp gilt schließlich als Türöffner in der Aufzugbranche.
Während der traditionsreiche Stahl- und Industriegüterkonzern schwer unter den Folgen der Corona-Krise gelitten hat, zeigte sich das nunmehr unabhängige Aufzugunternehmen TK Elevator in den zurückliegenden Monaten erstaunlich robust.
TK Elevator zieht in die Nähe des Düsseldorfer Flughafens
Der Umzug des Aufzugkonzerns von Essen nach Düsseldorf soll im ersten Quartal 2021 über die Bühne gehen. In der Landeshauptstadt können die Beschäftigten mit „geräumigen und lichtdurchfluteten Büros“ auf mehr als 9000 Quadratmetern rechnen, wie das Unternehmen unlängst erklärte. Hinzu kommt ein rund 500 Quadratmeter großer Außenbereich.
Im Essener Thyssenkrupp-Quartier hinterlassen die Elevator-Beschäftigten eine Lücke. Bei der Bilanzpressekonferenz kündigte Vorstandsmitglied Oliver Burkhard an, der Konzern werde an anderer Stelle Büroimmobilien aufgeben und Beschäftigte ins Thyssenkrupp-Quartier holen. Damit reagiert der Vorstand neben dem Wegzug der Elevator-Beschäftigten auch auf den Stellenabbau in der Thyssenkrupp-Zentrale. Die Zahl der Arbeitsplätze in der zentralen Verwaltung hat sich auf rund 400 halbiert.
„Die Chance, alle Essener Kollegen an einem Ort zusammenzuziehen"
„Durch die Verkleinerung der Zentrale und den Auszug von Thyssenkrupp Elevator werden wir im Quartier Platz hinzugewinnen“, sagte Burkhard. „Das gibt uns die Chance, alle Essener Kollegen an einem Ort zusammenzuziehen.“
Von den rund 3300 Thyssenkrupp-Beschäftigten in Essen arbeiten Unternehmensangaben zufolge aktuell etwa 2200 Menschen im Konzern-Quartier. 1100 Arbeitsplätze sind an weiteren Standorten in der Stadt verteilt. Angemietete Büros befinden sich unter anderem an der Evonik-Zentrale neben der A40 sowie im Büropark Bredeney in Nachbarschaft zur Hauptverwaltung des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Allein an den beiden Standorten sind 420 beziehungsweise 360 Thyssenkrupp-Mitarbeiter beschäftigt.
Thyssenkrupp will angemietete Büros in Essen abgeben
Vorstandsmitglied Burkhard erklärte, Thyssenkrupp werde schrittweise alle angemieteten Büroflächen im Großraum Essen abgeben – beginnend im Frühjahr 2021. Denkbar sei auch, dass Thyssenkrupp freiwerdende Flächen im Quartier extern vermieten werde. Auf dem Thyssenkrupp-Areal befinden sich neben dem Haupthaus und der Multifunktions-Immobilie Q2 sechs weitere Gebäude. Bei einem Großteil der Immobilien ist der Konzern Eigentümer, bei drei „Q-Gebäuden“ laufen langfristige Leasingverträge.
Bei TK Elevator gibt es Optimismus, dass der Zeitplan für den Umzug trotz der Corona-Pandemie eingehalten wird. Derzeit laufen in Düsseldorf noch Umbauarbeiten. Viele Beschäftigte befinden sich derzeit ohnehin im Homeoffice. Bei Thyssenkrupp heißt es, für die künftige Planung der Büros spiele auch eine Rolle, wie sich das Arbeiten angesichts der Pandemie verändern wird.