Büren. Green Airlines heißt die neue Fluggesellschaft, die mitten in der Krise ab Paderborn an den Start geht und „öko“ sein will.
Als am Freitagmorgen um 9.05 Uhr bei beinahe wolkenlosem Himmel die ATR72 mit rund 70 freien Sitzplätzen am Flughafen Paderborn-Lippstadt (PAD) landet, kommen tatsächlich Glücksgefühle auf. Es ist nicht nur der erste Ferienflieger seit langer Zeit, sondern auch die Premiere für eine neue Fluggesellschaft: Die Green Airlines, gegründet im vergangenen Jahr mitten in der größten Krise der Luftfahrtbranche – von einem IT-Fachmann mit Öko-Anspruch. „Wir müssen das Wie des Fliegens ändern“, sagt Stefan Auwetter: „Und wir wollen damit klein anfangen.“
Heckenpflanzen und mehr als Kompensation für Kerosinverbrauch
Green Airlines, das ist ein Team von weniger als einem Dutzend Menschen, die den Anspruch haben, den CO-Fußabdruck beim Transfer durch die Lüfte so gering wie möglich zu halten und am Boden mehr als auszugleichen. Mit vergleichsweise kleinen Turboprop-Maschinen statt Düsenfliegern – weil die angeblich weniger Kerosin verblasen als die Airbusse und Boeings der Luftfahrtwelt. Mit Holzbesteck und Catering vom regionalen Anbieter aus dem Raum Paderborn. „Wir kooperieren mit dem Naturfund und stoßen regional Projekte an, wie eine Heckenpflanzaktion in Rostock“, versucht Auwetter die Glaubwürdigkeit des Ökoanspruchs zu untermauern.
Im Kleinen anfangen bedeutet, dass die erste Base der Green Airlines am Flughafen Paderborn-Lippstadt entstehen wird. Von hier sollen mit gechartertem Fluggerät der französischen Chalair in Zukunft auch Flüge nach Zürich und Paris starten. Ein Angebot, das sich vor allem an die Wirtschaft in Ostwestfalen richtet – natürlich sind auch Touristen willkommen. Wie beim Erstflug nach Sylt, zu dem die Maschine um 11.18 Uhr am Freitag abhebt. Nur leicht besetzt mit ein paar Journalisten und knapp einem Dutzend „echten“ Fluggästen für 119 Euro pro Platz und Strecke. Gegen 12.15 Uhr landet die Maschine auf dem nordfriesischen Eiland, meldet das Inselblatt.
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Im Kleinen anfangen passt beinahe perfekt zum Flughafen, der sich gerade gesund schrumpft. Flughafenchef Marc Cezanne begrüßt „das Konzept, fliegen so grün wie möglich zu machen“. Nach beinahe einem Jahr ohne viel Flugverkehr sei Sylt als Anfang super, noch wichtiger aber sei das Thema Zürich und Paris für den Standort. Auch Cezanne sieht hier Potenzial aufgrund der Nachfrage aus der Wirtschaft.
Für den PAD ist die Zusammenarbeit mit Green Airlines eine willkommene Ergänzung auf dem Weg zur Genesung. Cezanne rechnet damit, dass die Insolvenz im April abgeschlossen sein wird. Mit 64 statt 170 Beschäftigten will man weiter das komplette Angebot als 24-Stunden-Flughafen bieten. Und Ende April sollen dann die ersten Ferienflieger nach Mallorca, in die Türkei und nach Griechenland abheben. „Ich finde es besser, damit noch etwas zu warten, um dann sicher das Sommerprogramm durchführen zu können. Der Sommer muss kommen.“ Fiele das Geschäft aus, dürfte es so manchen Airport wirtschaftlich dorthin verwehen, wo man in Paderborn gerade herkommt.