Essen. In den Kantinen von Konzernen wie Eon, Evonik und Thyssenkrupp ist die Currywurst fester Bestandteil des Speiseplans, auch in vegetarischer Form.
Die Reaktion von Telekom-Chef Tim Höttges war eindeutig. „Ich liebe Currywurst“, schrieb der Manager – versehen mit sechs Ausrufezeichen – unter einen Beitrag von Altkanzler Gerhard Schröder, als sich dieser auf der Onlineplattform LinkedIn über die Entscheidung von Volkswagen echauffierte, die Currywurst aus der Kantine des VW-Hochhauses in Wolfsburg zu verbannen. Eine Kantine ohne das, was Schröder „den Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion“ nennt?
Im Ruhrgebiet jedenfalls ist die Currywurst ein fester Bestandteil des Speiseplans großer Arbeitgeber – und wird es voraussichtlich auch bleiben, wie die Ergebnisse einer Umfrage unserer Redaktion bei Unternehmen wie Aldi, Evonik und Thyssenkrupp nahelegen.
Eon will „Vielfalt statt Bevormundung“
Auch bei Deutschlands größtem Energiekonzern Eon gibt es keine Pläne, nach dem Vorbild von VW einen vollständig vegetarischen oder gar veganen Speiseplan für die Beschäftigten einzuführen. „Wir sind dagegen, unseren Mitarbeitern zu sagen, was sie essen sollen“, wird in der Essener Eon-Zentrale betont. Das Unternehmen setze „auf Vielfalt, nicht auf Bevormundung“.
Auch eine „gut gemachte Currywurst“ gehöre zu einem abwechslungsreichen Angebot eines Betriebsrestaurants, betont Eon-Sprecher Christian Drepper. Das Thema Nachhaltigkeit spiele für die Eon-Gastronomie aber eine große Rolle. Etwa die Hälfte der Speisen an den 60 Standorten des Konzerns sei verpflichtend vegan. Gleichwohl ist die Currywurst bei Eon das beliebteste Kantinengericht, gefolgt von Spagetti Bolognese und einem veganen Bowl-Gericht.
„Currywurst – gerade im Ruhrgebiet“
„Die Currywurst gehört gerade im Ruhrgebiet zu den Gerichten auf dem Speisenplan, die man nicht einfach streichen kann“, sagt Deborah Lippmann, die für den Essener Chemiekonzern Evonik spricht. In den Kantinen an den Evonik-Standorten im Revier gebe es allerdings „auch immer gesunde Alternativen“. Die Köche in der Evonik-Kantine hätten auch daran gearbeitet, „die Currywurst sowie die Pommes im möglichen Rahmen gesünder zuzubereiten – und zwar mit hochwertigerem Fett“. Es enthalte einen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren und komme ohne Palmfettanteile aus. Außerdem habe die bei Evonik aufgetischte Currywurst mittlerweile einen geringeren Fettanteil als in der Vergangenheit.
In der Kantine der Essener Thyssenkrupp-Zentrale gebe es stets „mindestens ein vegetarisches oder veganes Gericht sowie eine breite Salat- und Rohkostauswahl“, berichtet Unternehmenssprecher David Hahn. Doch wie bei Eon steht auch bei den Beschäftigten von Thyssenkrupp die Currywurst an erster Stelle. Sie sei „nach wie vor das beliebteste Gericht“, bestätigt Hahn.
Quote für veganes Essen beim Energieversorger RWE
Beim Essener Energiekonzern RWE steht die Currywurst ebenfalls auf dem Speiseplan. Gleichzeitig hat das Unternehmen eine Quote für veganes Kantinenessen eingeführt. „Alle Speisen sind mit einem Punktesystem besonders kenntlich gemacht, grüne Punkte bedeuten, dass die Speisen vegan und CO2-neutral sind“, erläutert Olaf Winter aus der Kommunikationsabteilung von RWE. In der Zwischen- und Mittagsverpflegung weise der Speiseplan ein veganes Angebt von mindestens 50 Prozent aus. Der überwiegende Teil der Nahrungsmittel stamme zudem aus nachhaltigen bäuerlichen Betrieben. Die Frage, ob es bei RWE auch Currywurst gibt, ließ das Unternehmen unbeantwortet.
Bei Metro heißt es, aufgrund der aktuellen Situation und der geringen Anzahl von Kolleginnen und Kollegen auf dem Campus in Düsseldorf biete die Kantine derzeit nur ein begrenztes Angebot an. Grundsätzlich gehöre es zum Konzept der Metro-Kantine, jeden Tag eine breite Auswahl an Gerichten anzubieten, darunter Klassiker wie Currywurst und Schnitzel mit Pommes, aber auch Salat und mindestens ein vegetarisches Gericht. Eine „vollständig fleischfreie Kantine“ strebe die Metro nicht an. Die Currywurst zählt immerhin zu den „Top Ten“ der Belegschaft, das beliebteste Gericht ist aber Spaghetti Bolognese.
Lasagne al Forno und vegetarische Pizzen bei Aldi Süd
Aldi Süd in Mülheim setzt in der Kantine „Südseite“ eigenen Angaben zufolge „auf ein vielseitiges Angebot aus regionalen und internationalen Gerichten“ – über Grillspezialitäten bis hin zu vegetarischen und veganen Speisen. „Wir achten darauf, einen Speiseplan zu erstellen, der für jeden Geschmack etwas bietet“, sagt Pressereferentin Annika Büschken. „Auch Currywurst haben wir in unserer Kantine schon angeboten. Beliebte Gerichte sind zudem Lasagne al Forno und vegetarische Pizzen.“
Aldi Nord baut gerade in Essen einen neuen Campus. Bis zur Eröffnung sind viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Aldi Nord auf verschiedene Standorte verteilt, wo es unterschiedliche Kantinen und teilweise auch nur provisorische Essensangebote gibt. Mit der Eröffnung der neuen Firmenzentrale soll sich das ändern.
„Beliebteste Gerichte: Burger, Schnitzel und Currywurst“
Auch das Universitätsklinikum Essen, einer der großen Arbeitgeber in der Stadt, hat die Currywurst regelmäßig auf dem Speiseplan im Casino für die Beschäftigten. „Die beliebtesten Casino-Gerichte unsere Mitarbeitenden sind Burger, Schnitzel und Currywurst“, berichtet Klinikum-Sprecher Thorsten Schabelon.
Die Kantine von Evonik hat mittlerweile auch eine vegetarische Currywurst im Angebot. Generell sei aber das „Wirtshausschnitzel“ bei den Beschäftigten des Chemiekonzerns „der Renner“, erzählt Deborah Lippmann, selbst wenn es vegetarisch als „Milchschnitzel“ auf der Speisekarte stehe.