Hagen. Die Galerien in Hagens Innenstadt sind seit Mitte Juli wegen Flutschäden geschlossen. Darunter leidet die ganze Innenstadt.
Es ist ein ruhiger Tag für Simone Firchow. „Leider“, sagt sie. Mal wieder. Dabei könnte er so gut sein, jetzt, da eigentlich das Weihnachtsgeschäft läuft. Doch in ihrer Filiale der Juwelierkette Christ, die sie in der Hagener Innenstadt leitet, bleiben viele ihrer Kunden aus. Und das bereits seit Monaten. An Corona allein liege das nicht, sondern „weil die Stadt an Attraktivität verloren hat“, sagt sie.
Geschlossene Galerien betreffen alle
Denn seit Mitte Juli sind die beiden großen Einkaufsgalerien in Hagen dicht. Und mit ihnen mehr als 80 Geschäfte. Grund dafür ist die Flutkatastrophe Mitte Juli. Die Schäden, die durch die Wassermassen verursacht wurden, konnten auch fünf Monate später noch nicht vollständig beseitigt werden. Wann die Galerien wieder öffnen werden, ist unsicher. Vielleicht Ende März, sagt Christoph Höptner, Center-Manager der Rathausgalerie. Näheres wisse man aber wohl erst im Januar.
Die lange Schließung betrifft jedoch nicht nur die Händler in den Galerien, die seitdem keine Einnahmen mehr erzielen. Sie wirkt sich auf die gesamte Innenstadt aus. Denn die Vielfalt an Anbietern, die ein so wichtiger Magnet vor allem für Kunden außerhalb Hagens sei, gebe es seitdem nicht mehr, sagt Firchow. „So, wie es jetzt ist, reicht es nicht aus.“ Das merken auch Agnes Bartocha und Elsa Machado, die beide bei Orsay arbeiten. Das Modegeschäft sitzt an der Elberfelder Straße, mitten in der Einkaufszone, eigentlich in bester Lage. „Und trotzdem bleibt die Kundschaft weg“, sagen sie. „Wir merken das ungemein, vor allem an den Wochenenden. Kunden, die wir sonst hier haben, fehlen uns. Die fahren zum Einkaufen dann lieber in andere Städte wie Dortmund oder Bochum – und kommen für den Umtausch nach Hagen.“
Die Wiedereröffnung zieht sich hin
Das Problem seien aber nicht nur die geschlossenen Geschäfte, sagen die Innenstadt-Händler. Sondern auch die fehlenden Parkmöglichkeiten. „Das ist eine Katastrophe, hier steht man oft ewig, um etwas zu finden.“ Immerhin sind mit den Galerien auch 430 Stellplätze in der Rathausgalerie sowie 867 in der Volme-Galerie dicht.
Rund 42 Millionen Liter Wasser haben das Untergeschoss der Rathausgalerie in Hagen Mitte Juli deckenhoch geflutet, trotz eines Hochwasserschutzes, sagt Center-Manager Höptner. Zu den betroffenen Bereichen gehören die Tiefgarage sowie die Technikräume, wo sich die elektrischen Anlagen befanden, die das gesamte Gebäude mit Strom versorgen. Die Wiederherstellung ziehe sich hin, weil die Reparaturmaßnahmen sehr aufwendig seien und weil die Lieferfähigkeit vieler Ersatzteile eingeschränkt ist, sagt Höptner. Bis zur Eröffnung müsse außerdem jede Shopfläche von den zuständigen Behörden abgenommen werden.
Tatsächlich gibt die Bauordnung auch vor, dass für eine Eröffnung eine gewisse Anzahl an Parkflächen zur Verfügung stehen muss, wie Clara Treude, Sprecherin der Stadt Hagen, auf Nachfrage bestätigt. „Wir wären für Gespräche darüber aber offen“, sagt sie. Die Stadt hat bereits einen Shuttle-Service eingeführt, der Besucher von außerhalb gelegenen Parkplätzen in die Innenstadt bringt. Für die Kunden der Rathausgalerie sei das aber keine praktikable Ersatzlösung, sagt Höptner.
Händler bangen um ihr Geschäft
Den Einzelhändlern bleibt derweil nur die Unsicherheit. „Wir sind geöffnet und müssen trotzdem kämpfen, um zu überleben“, sagt Agnes Bartocha von Orsay. „Denn das betrifft nicht nur die Galerien, sondern uns alle.“ Dass immerhin der Weihnachtsmarkt öffnen durfte, sei gut und wichtig, „sonst wäre das eine Vollkatastrophe geworden“, ist sie sicher. Ausreichen werde das fürs Weihnachtsgeschäft aber nicht, sagt Christ-Filialleiterin Simone Firchow. „Aber wir geben weiterhin alles und machen das Beste draus.“
Öffnung des Parkhauses der Volme-Galerie verzögert sich
Noch Ende November hatte die Geschäftsführung des Eigentümers der Volme-Galerie, Phoenix Development, eine Öffnung des Parkhauses für diese Woche in Aussicht gestellt. Die Brandschutzabnahme sei aber noch nicht erfolgt, ein konkretes Datum könne noch nicht benannt werden, sagte gestern Lisa Radau vom Center-Management. Ebenso unklar sei, wann die Geschäfte im Inneren der Galerie wieder öffnen werden. Die Läden, die von außen hin zugänglich sind, sind es dagegen bereits: Dazu zählen etwa Sinn, die Bar Celona und die L’Osteria.