Essen. Personalvorstand Oliver Burkhard wird Chef von Thyssenkrupp Marine Systems. In der neuen Doppelrolle sieht Burkhard eine „Riesenherausforderung“.

Der künftige Chef der Marine-Sparte von Thyssenkrupp, Personalvorstand Oliver Burkhard, sieht das Unternehmen angesichts einer Fülle von Aufträgen und einer veränderten Sicherheitslage in Deutschland vor einer „Riesenherausforderung“. Bei „etwas Fantasie“ mit Blick auf mögliche zusätzliche Aufträge sei klar, „dass wir vor weiteren großen Veränderungen stehen werden“, schreibt Burkhard im Online-Netzwerk LinkedIn.

Überraschend wird der frühere NRW-Bezirksleiter der IG Metall ab Mai zusätzlich zu seiner bisherigen Funktion im Thyssenkrupp-Vorstand auch Chef der Konzernsparte Marine Systems in Kiel, die mit derzeit rund 6500 Beschäftigten unter anderem Weltmarktführer beim Bau von konventionellen U-Booten ist.

Burkhard betont in seinem persönlich gehaltenen Statement, in Europa und Deutschland gebe es gerade eine „Zeitenwende“, wie es Bundeskanzler Olaf Scholz gesagt habe. „Wer Sicherheit erhalten will, muss verteidigungsbereit sein“, so Burkhard. Scholz strebt ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für Rüstungsprojekte an. Möglicherweise profitiert davon auch Thyssenkrupp.

Kürzlich erst hatte Thyssenkrupp einen Großauftrag für den Bau von sechs baugleichen U-Booten gefeiert, von denen vier an die norwegische und zwei an die deutsche Marine geliefert werden sollen. Rund 5,5 Milliarden Euro beträgt Unternehmensangaben zufolge das Auftragsvolumen. Aus Israel hat Thyssenkrupp zudem einen Auftrag für den Bau von drei U-Booten mit einem Projektvolumen von umgerechnet drei Milliarden Euro erhalten. Die neuen Schiffe mit Brennstoffzellen-Antrieb sollen die größten U-Boote werden, die Thyssenkrupp jemals gebaut hat. Fregatten für Ägypten stehen ebenfalls auf der Auftragsliste. Im Übrigen gebe es eine Reihe von „nicht militärischen Projekten“ in der Pipeline, berichtet Burkhard: „Marine Systems ist eine Wachstumsstory – und wird hoffentlich lange eine bleiben.“

Vorstandskollege Keysberg soll Burkhard als TKMS-Aufsichtsratschef kontrollieren

Burkhard folgt bei Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) auf Rolf Wirtz, der ab Mai als Berater des Unternehmens an Bord bleiben soll. Der Aufsichtsratsvorsitz von TKMS ist Unternehmensangaben zufolge durch die Bestellung von Burkhard auf Thyssenkrupp-Finanzvorstand Klaus Keysberg übergegangen. So kontrolliert das eine Vorstandsmitglied den anderen. Burkhard war seit 2017 Vorsitzender des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp Marine Systems.

In einer Pressemitteilung des Unternehmens wird die neue „Doppelrolle“ von Burkhard damit begründet, dass sich damit „die Bedeutung von Marine Systems“ innerhalb der Thyssenkrupp-Gruppe widerspiegele. Zugleich werde „langfristig eine größere Eigenständigkeit der Geschäfte angestrebt“, erklärte das Unternehmen, ohne ins Detail zu gehen.