Berlin..
Viele Azubis klagen über Überstunden, fühlen sich als billige Arbeitskraft ausgenutzt, und sind unzufrieden mit dem Berufsschulunterricht. Der Ausbildungsreport des DGB zeigt, in welchen Berufen es besonders hakt.
Lehrjahre sind zwar keine Herrenjahre. Aber die Qualität der Ausbildung unterscheidet sich je nach Berufswahl in Deutschland erheblich. Besonders unzufrieden mit ihrer Ausbildungssituation sind Azubis im Hotel- und Gaststättengewerbe. Auch Verkäufer im Lebensmittelhandwerk halten die Qualität ihrer Lehre eher für schlecht. Das geht aus dem Ausbildungsreport 2010 hervor, den er Deutsche Gewerkschaftsbund am Mittwoch vorgestellt hat.
Harte Arbeit, ständig Überstunden und der Eindruck als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden - das beklagen besonders die jungen Leute, die sich für eine Lehre in einem Restaurant oder Hotel entschieden haben. Schon 2009 war diese Lehrberufe auf der Zufriedenheitsskala der 25 meistgewählten Ausbildungsplätze ganz unten. „Wenige Lehrinhalte, dafür aber eine hohe Arbeitsintensität führen dabei bei so manchem zu körperlichen und geistigen Erschöpfungszuständen“, prangert der DGB im Report an.
Am zufriedensten sind dagegen Azubis, die den Beruf des Industriemechanikers lernen. Auf den Plätzen 2 und 3 folgt die Lehre zum Bankkaufmann/-frau und Industriekaufmann/-frau. (siehe Grafik)
40 Prozent der Azubis machen Überstunden
Die Azubis beklagen besonders die Arbeitsbelastung. Immerhin zwei Drittel der Lehrlinge im Gaststätten- und Hotelgewerbe gaben an, dass sie regelmäßig Überstunden leisten müssen. Im Durchschnitt aller Befragten waren das 40 Prozent. Auch bei der fachlichen Anleitung und Betreuung sind die angehenden Restaurant- und Hotelfachleute von allen am unzufriedensten.
Neben der Mehrarbeit beklagt jeder Dritte, dass er Arbeiten im Betrieb übernehmen muss, die mit seiner Ausbildung nichts zu tun haben. Vor allem Friseur/-innen, Kfz-Mechatroniker und Zahnartzhelfer/-innen werfen das ihren Ausbildungsbetrieben vor.
Schließlich beklagen 13 Prozent aller befragten Lehrlinge die Qualität des Berufsschulunterrichts. Nur 9,8 Prozent bewerten sie mit „sehr gut“. Der größte Kritikpunkt des DGB: Die Schulen können oft mit dem technologischen Fortschritt nicht mithalten. Ingrid Sehrbrock, Vize-DGB-Chefin, warnt deshalb: „Wir befürchten, dass sich diese Situation angesichts großer Sparpakete in den Bundesländern und der falschen Schuldenbremse noch verschlechtern wird.“
Erneut spielte laut DGB die Firmengröße bei der Bewertung der Qualität eine wichtige Rolle: Großbetriebe werden demnach deutlich besser bewertet als kleine Firmen. Dies liege vor allem daran, dass große Firmen in der Regel durchgehend eine strukturierte Ausbildung anbieten können, während Klein- und Kleinstbetriebe mit wenig Personal ihre Azubis stark abhängig von der Auftragslage in die Arbeit einbinden - und nicht abhängig vom Ausbildungsplan.
DGB fordert Kontrollen und notfalls Sanktionen
Die Folge schlechter Ausbildung ist im schlimmsten Fall der Abbruch der Lehre. Immerhin jeder fünfte Azubi bricht seine Ausbildung vorzeitig ab, wie aus dem Bildungsbericht der Bundesregierung hervorgeht. Der DGB appelliert deshalb an die Arbeitgeber, die Qualität der Ausbildung zu verbessern. Von den Kammern fordert er, die Qualität der Ausbildung zu kontrollieren. Des Weiteren verlangt die Gewerkschaft notfalls Sanktionen, um dies durchzusetzen.
Was tun, wenn der Traumberuf zum Alptraum wird - Expertentipps
Der Ausbildungsreport zum Download
Einen Überblick über Berufe und Informationen gibt es auf dem Portal Azubot