Bochum.. Der Bochumer Konzern Vonovia ist mit seinem Versuch gescheitert, die Deutsche Wohnen feindlich zu übernehmen. Vorstand Rolf Buch bekennt sich zu NRW.
Um kurz nach 12 Uhr am Aschermittwoch ist der größte Deal, der jemals auf dem deutschen Wohnungsmarkt geplant war, geplatzt: Der Bochumer Konzern Vonovia muss einräumen, dass er nicht genügend Aktionäre des Konkurrenten Deutsche Wohnen für eine feindliche Übernahme auf seine Seite ziehen kann.
„Dieses Ergebnis habe ich mir und meiner Mannschaft nicht gewünscht“, muss Vonovia-Chef Rolf Buch zwei Stunden später vor Journalisten zugeben. Es ist die erste Niederlage für den bislang erfolgsverwöhnten Manager, der das Image des börsennotierten Wohnungsriesen aufpoliert und im vergangenen Jahr den Mülheimer Wettbewerber Gagfah unter sein Dach geholt hat.
„Schwieriges Börsenklima“
Für das Scheitern nennt Buch, der seit knapp drei Jahren an der Spitze der früheren Deutschen Annington steht, zwei zentrale Gründe: „Wir haben in den letzten Tagen unter dem schwierigen Börsenklima gelitten“, sagt er. In den letzten zwei Wochen fiel der Kurs der Vonovia-Aktie im Zuge der Talfahrt des Dax um rund 13 Prozent.
Finanzchef Stefan Kirsten macht aber auch deutlich, dass große Teile der Aktionäre von Deutsche Wohnen auf einen höheren Preis für den Aktientausch gedrängt hätten. „Das hätte es für uns unwirtschaftlich gemacht“, sagt Kirsten. „Berlin wird nicht London oder Paris. Die Mieten dort werden nicht so stark steigen wie erwartet.“ Im Gespräch mit dieser Zeitung konkretisierte Vonovia-Chef Buch: „20 Euro pro Quadratmeter für eine bezahlbare Wohnung wie in London wird man in Berlin niemals erzielen. Dagegen spricht schon die Mietpreisregulierung des Senats.“
Nur 30 000 Wohnungen in Berlin
Der Boom auf dem Immobilienmarkt der Hauptstadt war einer der Beweggründe, warum Vonovia nach der Deutsche Wohnen gegriffen hatte. Der zweitgrößte deutsche Immobilienkonzern hat in Berlin seinen Schwerpunkt, während Vonovia dort nur 30 000 seiner 367 000 Wohnungen besitzt.
Nach dem geplatzten Übernahmeversuch hält Buch an seinem Ziel fest, nicht nur in Berlin weiter zu wachsen. „Zwei Millionen Wohnungen werden in den nächsten Jahren neue Eigentümer suchen. Daraus werden wir uns die Themen heraussuchen, die uns gefallen“, kündigt der Vonovia-Chef an.
Den historisch gewachsenen Schwerpunkt in NRW will das Unternehmen indes weiter abschmelzen. Im Herbst hatte Vonovia bereits rund 14 000 Wohnungen, die zumeist im Ruhrgebiet liegen, an die Düsseldorfer LEG verkauft. Den Wettbewerber bezeichnete Buch gestern als „Partner“. Die LEG, die ihrerseits im Sommer von der Deutschen Wohnen geschluckt werden sollte, war der Auslöser für Vonovia, die Übernahme der Deutsche Wohnen zu starten, nachdem diese Abstand vom Kauf der LEG genommen hatte.
„Wir investieren in NRW.“
Im Gespräch mit dieser Zeitung unterstrich Buch gestern, dass die Ausdünnung des Bestands in NRW nicht gegen den Standort gerichtet sei. „Wir haben nichts gegen NRW. Im Gegenteil investieren wir hier – auch in die neue Zentrale in Bochum“, so der Vonovia-Chef. Die „ausbalancierte Strategie“ des Konzerns sei aber, bundesweit – also auch in München, Berlin, Hamburg und Hannover – vertreten zu sein. Die drei Milliarden Euro, die sich Vonovia für den jetzt geplatzten 14-Milliarden-Deal mit Deutsche Wohnen am Kapitalmarkt beschafft hatte, will Buch nun in den Abbau von Schulden stecken.
Der Mieterbund NRW zeigt sich erfreut über das Scheitern der Vonovia-Pläne. Der Vorsitzende des Verbandes, Hans-Jochem Witzke, sagte: „Wir meinen, dass eine weitere Konzentration auf dem Wohnungsmarkt den Mietern nicht hilft und auch nicht dazu beiträgt, dass mehr Wohnungen errichtet werden.“
Auch die Deutsche Wohnen reagierte erleichtert: „Wir freuen uns und bedanken uns bei unseren Aktionären, Mitarbeitern und Mietern für die Unterstützung“, sagt Vorstandschef Michael Zahn. „Unsere Argumente gegen die Transaktion haben den Markt überzeugt.“