Essen. Trotz Insolvenz läuft der Monat Juni bei Karstadt besser als erwartet. Die Kunden bleiben dem Warenhaus treu, sagte Insolvenzverwalter Görg. Um Quelle dagegen steht es schlecht. Derzeit hat der Versandhändler kein Geld für den Winterkatalog. Quelle hat daher den Staat um Hilfe gebeten.
Während Karstadt hoffen darf, hängt das Überleben von Quelle knapp zwei Wochen nach dem Zusammenbruch Arcandors am seidenen Faden. Bei dem Versandhaus droht der Geldfluss zu versiegen. Die Valovis Bank, die für Quelle Geld eintreibt und weiterleitet, benötige dringend eine Bürgschaft, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Für die Warenhauskette Karstadt will Görg auf einen staatlich abgesicherten Massekredit verzichten. Die Finanzierung sei bis Jahresende gesichert, sagte er am Mittwoch in Essen.
Quelle braucht Bürgschaft
Er und sein Team arbeiteten derzeit mit Hochdruck an der Grundlagenfinanzierung von Quelle, sagte Görg. Sowohl beim Bund wie auch beim Land Bayern habe er bereits um öffentliche Unterstützung geworben. Dem Insolvenzverwalter zufolge muss so schnell wie möglich der Druck des Herbst-Winter-Katalogs in zweistelliger Millionenhöhe finanziert werden. Zudem sei eine Summe in dreistelliger Millionenhöhe nötig, um die Warenausstattung sicherzustellen, andernfalls könne der Geschäftsbetrieb nicht fortgeführt werden.
Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) wollte sich am Donnerstagabend mit dem Insolvenzverwalter und wahrscheinlich auch Vertretern von Quelle und Arcandor treffen. Man werde sehen, was machbar sei, erklärte er.
Aus Sicht des Konkurrenten Otto ist Quelle wohl nicht mehr zu retten. «Wir glauben nicht, dass hier eine Sanierung möglich ist», sagte der Vorstandsvorsitzende der Otto-Group, Hans-Otto Schrader. Daher sei die Otto-Gruppe auch nicht an Quelle interessiert.
Karstadt beim Umsatz im Juni über Vorjahreswert
Besser als gedacht sieht die Situation derweil bei Karstadt aus: «Die Finanzierung des Weihnachtsgeschäftes trauen wir uns im Rahmen der bestehenden Verträge zu», sagte Görg. Ein Massekredit, mit dem Unternehmen im Insolvenzverfahren zahlungsfähig gehalten werden können, sei nicht nötig. Die Kunden hielten die Treue. Beim Umsatz lag die Warenhauskette im Juni Görg zufolge über dem Wert des Vorjahres und über Plan.
Schließungen von Karstadt-Warenhäusern wollte er nach Ende des Insolvenzverfahrens dennoch nicht ausschließen. Auch betriebsbedingte Kündigungen werde es wohl geben, da einige Filialen nicht in der Gewinnzone seien.
Einem Notverkauf der Karstadt-Häuser an den Konkurrenten Metro erteilte Görg dagegen eine klare Absage. «Meine Aufgabe ist es erst einmal, den Laden zusammenzuhalten und zu gucken, was man mit den einzelnen Teilen macht», sagte er. Bis zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. September seien Blitzverkäufe an Metro oder andere Interessenten daher kein Thema.
Noch keine Entscheidung über Beiträge der Anteilseigner
Ob auch hohe Beiträge der Anteilseigner zur Restrukturierung der Arcandor-Gruppe nötig seien, hänge von dem noch zu erarbeitenden Sanierungsplan ab, sagte Görg. Arcandor ist mehrheitlich im Besitz der Privatbank Sal. Oppenheim und der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz.
Die Zahl der Tochtergesellschaften, die mit in den Strudel der Arcandor-Insolvenz gezogen werden, hat sich unterdessen auf 22 erhöht. Am Donnerstag beantragten drei weitere Gesellschaften Gläubigerschutz, teilte das Amtsgericht Essen mit, darunter der IT-Dienstleister der Arcandor-Gruppe, Itellium, und die Primondo Marketing Solutions GmbH. Mehr als 50.000 Mitarbeiter fürchten damit seit dem Zusammenbruch des Handels- und Touristikkonzerns um ihren Job. Es sei auch nicht auszuschließen, dass die Zahl der Folgeinsolvenzen noch weiter steige, sagte Görg. «Wir versuchen sie aber in Grenzen zu halten.» (ap)
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