In Tarifverhandlungen wird die Altersvorsorge ein immer wichtigeres Thema. Allianz-Vorstand Hessling rechnet mit einer Vervierfachung der betrieblichen Absicherung bis 2030. Bei der Privatrente scheuen die Deutschen das Risiko

Essen. Die staatlichen Renten werden nicht nur kleiner, sie werden bis 2040 auch voll versteuert. Wer nicht selbst fürs Alter spart, wird seinen Lebensstandard nicht halten können. Was für die heute Berufstätigen schmerzhafte Zusatzausgaben sind, ist für die Versicherungen das Geschäft der Zukunft.


80 bis 85 Prozent der heutigen Alterseinkünfte stammen aus der gesetzlichen Rentenversicherung, der Rest aus betrieblicher und privater Altersvorsorge. Dieses Verhältnis wird sich dramatisch ändern, sagt Michael Hessling, Vorstand der Allianz Leben: "In Zukunft werden die zweite und dritte Säule die Hälfte der Alterseinkünfte ausmachen müssen, wenn ein vergleichbarer Lebensstandard erreicht werden soll."


Während die Riester-Rente immer populärer wird (mehr als elf Millionen Verträge), gibt es vor allem bei der betrieblichen Altersvorsorge noch viel Potenzial. Zwar haben zwei von drei Beschäftigten eine, doch die Summen sind gering - sie machen nur etwa fünf Prozent der Alterseinkünfte aus. "Je nachdem, wie sich die Tarifpartner engagieren, kann dieser Anteil auf durchschnittlich 15 bis 20 Prozent bis zum Jahr 2030 wachsen", so Hessling. Durch die staatlich geförderte Entgeltumwandlung sei die betriebliche Altersvorsorge zuletzt vor allem durch Arbeitnehmerbeiträge gewachsen. Doch weil Altersvorsorge in Tarifverhandlungen eine zunehmende Bedeutung hat, dürften künftig auch die Arbeitgeber mehr beitragen.


Das Problem, bei den künftig immer häufigeren Jobwechseln die Alterssicherung mitzunehmen, hält Hessling für fast gelöst. "Es gibt für Direktversicherungen und Pensionskassen Übertragungsabkommen zwischen den Versicherungen, für Unterstützungskassen stehen sie kurz vor dem Abschluss. Nur für Pensionsfonds und Direktzusagen gibt es das noch nicht."


Derzeit noch wichtiger als Betriebsrenten sind die Privatrenten, und sie werden es laut Allianz auch bleiben. Das Geschäft mit den Riester-Renten boomt seit Jahren, 1,3 Millionen Verträge hat allein die Allianz abgeschlossen. Die Kritik, gerade jene, die von Altersarmut bedroht seien, würden nicht riestern, kann Hessling nicht bestätigen: "Wir erschließen über Riester neue Kundengruppen, auch Geringverdiener."


Umgekehrt investierten auch Gutverdiener mehr in ihre Alterssicherung. Das zeige das stark wachsende Geschäft mit Einmalbeiträgen. "Immer mehr Erben geben uns hohe Summen und kaufen sich damit eine Rente", so Hessling. 2007 verzeichnete die Allianz gut vier Milliarden Euro aus Einmalbeiträgen (auch von Unternehmen) - mehr als doppelt so viel wie noch 2004.


Bei ihrer Altersvorsorge scheuen die Deutschen das Risiko. "Zwei Drittel wählen bei uns klassische Produkte, nur ein Drittel setzt auf fondgebundene Produkte", so Hessling. Das sei aber nicht verkehrt: "Die Deutschen sind hier zurecht konservativ. Wenn man die aktuellen Turbulenzen auf dem Kapitalmarkt sieht, sind Produkte mit Garantiezinsen nicht das schlechteste." Kommentar