Düsseldorf/Essen. Beim Energiekonzern Uniper sind durch den Kohleausstieg 650 Arbeitsplätze in den Kraftwerken bedroht.

Der Ausstieg aus der Kohleverstromung führt beim Düsseldorfer Energiekonzern Uniper zu Stellenabbau. Die geplante Stilllegung mehrerer Kraftwerke betreffe direkt rund 650 Beschäftigte an den Standorten sowie weitere Mitarbeiter in der Firmenzentrale, sagte Uniper-Chef Andreas Schierenbeck in einer Videokonferenz der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung (WPV). „Wir sind im Austausch mit dem Betriebsrat und auch mit den Gewerkschaften, um diese Themen zu regeln“, erklärte Schierenbeck. Ziel sei es, den Wegfall der Jobs „so gut wie möglich aufzufangen“. Der Uniper-Chef verwies auf Pläne für eine Weiterentwicklung der betroffenen Kraftwerksstandorte, etwa im Zusammenhang mit Gas und Wasserstoff.

Die frühere Eon-Tochter Uniper hatte angekündigt, das Steinkohlekraftwerk in Gelsenkirchen-Scholven bis Ende 2022 stillzulegen – ebenso das Kraftwerk in der niedersächsischen Küstenstadt Wilhelmshaven. Bis spätestens Ende 2025 will Uniper die Kohleverstromung an den Standorten im hessischen Staudinger und im nordrhein-westfälischen Heyden einstellen. Das letzte Kohlekraftwerk von Uniper in Deutschland soll danach das Kohlekraftwerk in Datteln sein.

„Wir stehen zu Datteln“, sagte Schierenbeck. In dem Kraftwerk werde insbesondere Strom für die Deutsche Bahn produziert, der bislang aus Gelsenkirchen komme. Unter anderem aufgrund technischer Probleme ist das Kraftwerk in Datteln erst mit jahrelanger Verzögerung in Betrieb gegangen. Mittlerweile funktioniere die Anlage reibungslos, berichtete Schierenbeck.

Schierenbeck zeigt sich mit Blick auf Proteste in Datteln gelassen

Er verteidigte die Entscheidung, das Kraftwerk trotz des von Bundestag und Bundesrat beschlossenen Kohleausstiegs ans Netz zu bringen. Die politische Entscheidung sieht vor, dass Deutschland spätestens 2038 aus der Kohleverstromung aussteigt. Schnellere Stilllegungen – insbesondere bei der Steinkohle – gelten als wahrscheinlich. Zur Frage, ob es möglich sei, dass das Kraftwerk Datteln früher als im Jahr 2038 vom Netz gehen könnte, sagte Schierenbeck, dies sei „reine Spekulation“. „Jetzt sind wir dabei, den Betrieb aufzunehmen“, betonte er.


Mit Blick auf die Proteste gegen das Kohlekraftwerk in Datteln zeigte sich Schierenbeck gelassen. „Wir leben in einer Demokratie“, sagte er, jeder könne seine Meinung äußern, so lange das im Rahmen von Recht und Gesetz geschehe. Sachbeschädigungen oder Besetzungen seien aber nicht akzeptabel. Die Demonstrationen in Datteln seien „bis jetzt sehr friedlich verlaufen“, sagte Schierenbeck. „Da habe ich kein großes Problem mit.“

Uniper-Eigner Fortum dringt auf schnelle Veränderungen

Uniper befindet sich mehrheitlich in den Händen des finnischen Energiekonzerns Fortum. Der neue Fortum-Chef Markus Rauramo erklärte unlängst, der Konzern wolle auch bei Uniper „die angestoßene Transformation nicht nur fortsetzen, sondern beschleunigen“. Die Steinkohle-Kapazitäten werde der Konzern „weiter konsequent abbauen“.


Die Corona-Krise bremse Uniper bislang kaum, berichtete Schierenbeck vor der WPV. „Unsere Geschäfte laufen eigentlich relativ reibungslos weiter“, sagte der Uniper-Chef. Daher gebe es auch keine Kurzarbeit bei Uniper, Einsparungen oder Stellenabbau aufgrund der Krise sei nicht vorgesehen.