Cupertino. Apple hat noch nie so viele iPhones und iPad verkauft wie im Weihnachtsquartal 2012. Trotz des damit verbundenen Rekordumsatzes konnte Apple aber keinen höheren Gewinn verzeichnen. Vor allem die Produktoffensive des iPad Mini lässt den Gewinn schrumpfen. Apples Aktionäre sind enttäuscht.
Die Sorgen um das weitere Wachstum von Apple gewinnen trotz neuer Rekordergebnisse die
Oberhand. Obwohl Apple so viele iPhones und iPad
verkaufte wie noch nie und gut 13 Milliarden Dollar Quartalsgewinn einfuhr,
brach die Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel am Mittwoch um mehr als 10
Prozent ein. Auf einen Schlag verpufften annähernd 50 Milliarden Dollar oder
umgerechnet 38 Milliarden Euro an Börsenwert - das ist soviel, wie die Deutsche
Telekom derzeit insgesamt auf die Waage bringt.
Dabei sahen die Zahlen des Weihnachtsquartals auf den ersten Blick
gar nicht schlecht aus. Die iPhone-Verkäufe stiegen im Vergleich zum bereits
überragenden Vorjahreszeitraum von 37,0 auf 47,8 Millionen Geräte. Der Absatz
des iPad-Tablets kletterte von 15,4 auf 22,9 Millionen.
iPhone-Verkäufe vergiften Stimmung
Einige Analysten hatten jedoch mit mehr als 50 Millionen verkauften
iPhones gerechnet. "Es war enttäuschend", sagte Gene Munster von der
US-Investmentbank Piper Jaffray auf Bloomberg TV. Er gehört zu den
renommiertesten Apple-Beobachtern. Die
iPhone-Verkäufe hätten die Stimmung total vergiftet, erläuterte er den
Kursrutsch.
Überdies stieß den Börsianern ein weiterer Punkt sauer auf: Zwar
hatte Apple dank der Rekordverkäufe einen
Rekordumsatz eingefahren; er stieg um 18 Prozent auf 54,5 Milliarden Dollar.
Doch dem standen höhere Kosten für Entwicklung, Produktion und Marketing bei den
zahlreichen neuen Produkten gegenüber. Dadurch stagnierte der Gewinn beim
bisherigen Rekordwert von 13,1 Milliarden Dollar.
Apple verliert Umsatz trotz Produktoffensive
Apple-Chef Tim Cook verteidigte die
Geschäftszahlen in einer Telefonkonferenz mit Analysten: "Kein
Technologieunternehmen hat jemals solch ein Ergebnis erreicht."
Apple hatte pünktlich zum
Weihnachtsgeschäft die bisher größte und wohl auch teuerste Produktoffensive der
Firmengeschichte gestartet: So brachten die Kalifornier die vierte
iPad-Generation und erstmals auch ein iPad Mini mit kleinerem Bildschirm heraus.
Kurz davor hatte Apple das iPhone 5 vorgestellt
mit einem größeren Bildschirm als die Vorgänger. Der Konzern rundete das Ganze
mit neuen Mac-Computern ab.
Rückgang beim Verkauf von Mac-Computern
Das iPhone 5 und das iPad Mini seien das Quartal über knapp gewesen,
sagte Cook. Man sei mit der Produktion nicht nachgekommen. Das gleiche habe für
den neuen iMac gegolten, der sogar erst im Dezember in den Handel gelangt sei.
"Wir sind sicher, ohne diese Einschränkungen wären unsere Verkäufe höher
gewesen", ergänzte Finanzchef Peter Oppenheimer. Bei den Mac-Computern hatte es
einen Verkaufsrückgang von 5,2 auf 4,1 Millionen Stück gegeben.
Im Vorfeld hatte ein Bericht für Unruhe gesorgt, Apple habe weniger Bauteile bei seinen Zulieferern
bestellt. Das war als ein Rückgang der Nachfrage interpretiert worden. "Es wäre
klug, die Richtigkeit eines jeden Gerüchts in Frage zu stellen", mahnte Cook.
"Die Zulieferkette ist sehr komplex."
Spekulationen über das sogenannte Apple TV
Doch auch mit den offiziellen Apple-Zahlen zeigten sich die Börsianer unzufrieden.
Viele sahen sich sogar in ihren Befürchtungen bestätigt, dass langsam die
Grenzen des Wachstums erreicht seien. Für das laufende zweite Geschäftsquartal
prognostizierte Apple einen Umsatz zwischen 41 und
43 Milliarden Dollar sowie einen anhaltenden Druck auf die Profitabilität.
"Wir vertrauen auf unsere kommenden Produkte", erklärte Konzernchef
Cook. Erwartet wird unter anderem ein billigeres iPhone. Auch um das Apple TV kreisen immer wieder Spekulationen. Apple selbst macht seit jeher ein großes Geheimnis aus
Neuheiten.
Apple-Konkurrent Microsoft veröffentlich am Donnerstag seine Bilanz
Apple steht auf jeden Fall unter Druck,
denn die Konkurrenz rüstet auf. Als Hauptrivale hat sich Samsung mit seinen
Galaxy-Smartphones auf Basis des Android-Betriebssystems herauskristallisiert.
Zudem ist Microsoft mit seinem neuen Betriebssystem Windows 8 für PC, Tablets
und Smartphones auf den Markt gegangen.
Mit dem Surface hat der Software-Primus
auch einen eigenen Tablet-Computer herausgebracht. Microsoft wird an diesem
Donnerstag Bilanz ziehen. Mit dem iPad mini konnte Apple zwar die Führung im Tablet-Markt zwar verteidigen,
doch zugleich ist es etwas weniger profitabel als andere Apple-Produkte. (dpa)