Paris. General Electric legt im Tauziehen um den französischen Alstom-Konzern nach. Der US-Konkurrent von Siemens verspricht mehr Jobs und einen Sitz in Frankreich. Die Regierung in Paris sieht noch viel Arbeit - und bei Siemens-Investoren regt sich Unmut.

Im Tauziehen um den französischen Alstom-Konzern hat General Electric (GE) nachgelegt. Der US-Mischkonzern will 1000 zusätzliche Arbeitsplätze in Frankreich schaffen. Ein entsprechendes Angebot unterbreitete GE-Chef Jeffrey Immelt am Mittwoch bei einem Treffen mit Frankreichs Präsident François Hollande. Es bleibe noch viel Arbeit in der nächsten Zeit, hieß es danach im Élysée-Palast. Sowohl GE als auch der deutsche Konkurrent Siemens haben Interesse vor allem an der Energietechnik-Sparte von Alstom.

Immelt hatte bereits am Dienstagabend in einem Parlamentsausschuss in Paris für die bisher 12,35 Milliarden Euro umfassende Offerte seines Konzerns geworben und mehr Jobs angekündigt. "Wir haben ein gutes Angebot vorgelegt", sagte der Konzernchef. GE wolle mit Alstom einen echten Weltmarktführer mit Sitz in Frankreich schaffen.

Siemens will Mitte Juni ein Angebot vorlegen

Siemens will laut Frankreich-Chef Christophe de Maistre "spätestens" am 16. Juni ein Angebot vorlegen. Die Deutschen prüfen aktuell die Bücher von Alstom. Der französische Konzern, der auch den Schnellzug TGV baut, gilt als zu klein, um langfristig überleben zu können.

Ursprünglich wollte die Siemens-Führung bis zum Ende dieser Woche beschließen, ob sie das GE-Angebot kontert. Bei Alstom berät ein Sondergremium über die Offerte. Siemens hat zudem vorgeschlagen, im Bahngeschäft ein von französischer Seite kontrolliertes Gemeinschaftsunternehmen zu gründen. So könnten in den Bereichen Transport und Energie zwei starke europäische Konzerne entstehen.

Hollande und Immelt waren bereits Ende April zusammengekommen. Der Staatschef hatte das GE-Angebot zuletzt als nicht ausreichend bezeichnet. Die Regierung hatte gleichzeitig ihre Interventionsrechte bei Übernahmen gestärkt. Sie will keine für Frankreich nachteilige Entscheidung bei Alstom akzeptieren.

Kritik an möglicher Übernahme

Unter Siemens-Investoren regte sich auch scharfe Kritik an einer möglichen Übernahme. Ein Kauf des Rivalen passe nicht zur Strategie von Konzernchef Joe Kaeser, sagte Christoph Niesel von der Fondsgesellschaft Union Investment in einer Mitteilung. Zum einen würde eine Integration des Energiegeschäfts der Franzosen Siemens jahrelang beschäftigen und für den Konzernumbau benötigte Kapazitäten im Management binden. Zum anderen würde sich Siemens so noch abhängiger von Versorgerkunden wie Energieerzeugern machen.

"Die Ausbalancierung des Konzerns würde ad absurdum geführt, die Glaubwürdigkeit in die Neuausrichtung von Siemens erschüttert", sagte Niesel. Dass die Münchner mit der Übernahme Kosten senken könnten, sei wenig glaubwürdig, da Siemens auf Jahre hinaus Jobgarantien in Frankreich geben müsse. Erschwerend komme hinzu, dass es im Alstom-Management großen Widerstand gegen den deutschen Rivalen gebe. Siemens steckt gerade in einem umfassenden Konzernumbau, der das Unternehmen schlanker und schlagkräftiger machen soll. (dpa)