Düsseldorf. Die Aldi-Familie gab nie Interviews. Streit untereinander hat Theo Albrecht Jr. nun dazu gebracht, mit diesem Grundsatz zu brechen.
Der Streit zwischen den Erben des Discount-Riesen Aldi Nord spitzt sich weiter zu. Theo Albrecht jr., der Sohn des Unternehmensgründers, warf der Witwe seines Bruders in einem Interview vor, mit ihren Bemühungen um mehr Einfluss auf die Familienstiftung dem letzen Willen ihres Mannes zuwiderzuhandeln. „Mein Bruder würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er wüsste, was hier abläuft“, sagt Theo Albrecht jr. dem „Handelsblatt“ (Bezahlinhalt).
Für sich selbst nimmt der Milliardär in Anspruch: „Ich verteidige das Testament meines Bruders und die Satzung der Stiftung.“ Der Sinn der Stiftung sei es, das Unternehmen vor einem zu großen Einfluss der Familie zu schützen. „Dafür kämpfe ich.“
Babette Albrecht und die Kinder weisen den Vorwurf, gegen den Unternehmenssinn zu handeln, nach einem früheren Bericht des Magazins „Stern“ durch ihren Anwalt zurück. Der Anwalt der Albrecht-Witwe war am Mittwoch für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Im Kern geht es bei dem Streit um eine Änderung der Satzung der Jakobus-Stiftung, die gemeinsam mit zwei weiteren Stiftungen - der Markus- und der Lukas-Stiftung - 100 Prozent des Aldi-Nord-Kapitals hält. Seine Schwägerin habe nicht ihn verklagt, „sondern die Stiftungsaufsicht, die die neue Satzung genehmigt hat“, sagte Theo Albrecht jr. (65). Sein Bruder Berthold Albrecht war 2012 plötzlich gestorben.
Witwe hatte vor Gericht Satzung gekippt
Vor dem Verwaltungsgericht Schleswig erstritt Babette Albrecht im Januar zunächst in erster Instanz die Chance auf mehr Einfluss in der Institution - und damit auch in dem Essener Unternehmen. Das Gericht kippte aus formalen Gründen eine Satzungsänderung aus dem Dezember 2010, die der Kreis Rendsburg-Eckernförde als Aufsichtsbehörde angenommen hatte.
Theo Albrecht jr. sieht dies extrem kritisch: Er und sein Bruder hätten die Stiftungssatzungen nach dem Tod ihres Vaters gemeinsam auf den neuesten Stand gebracht. Wenn die alte Satzung wieder gelte, „könnten die Kinder von Berthold zusammen mit ihrem Anwalt das Unternehmen am Nasenring durch die Manege führen. Sie hätten damit ein unbegrenztes Erpressungspotenzial“, warnte er in dem Interview. Denn das Unternehmen sei auf das Kapital der Stiftungen angewiesen und alle drei Stiftungen müssten jeder Auszahlung zustimmen. Gelder würden etwa für die Renovierung der Filialnetze in Frankreich und Dänemark benötigt.
„Die - teilweise peinlichen - Auftritte meiner Schwägerin in der Öffentlichkeit und auch die zahlreichen, von ihr geführten Prozesse sind eine Belastung für unser Unternehmen“, sagte der Sohn des Gründers.