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Die Löhne der Drogeriemarktkette Schlecker sind im Visier der Politik. Die umstrittenen Praktiken haben eine neue Debatte über Leiharbeit ausgelöst . Doch wie die Drogeriekette vorgehe, sei fast schon an der Tagesordnung, sagt DGB-Chef Guntram Schneider.
Die Drogeriemarktkette Schlecker hat über die Parteigrenzen hinweg Empörung ausgelöst. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) schaltete sich ein, ihr NRW-Amtskollege Karl-Josef Laumann prangerte das Verhalten der Unternehmensführung in einem Brief an die Schlecker-Belegschaft an. Arbeitsmarktexperten von SPD und FDP sowie Gewerkschafter forderten generell neue Regeln, um zu verhindern, dass durch Leiharbeit Lohndumping möglich wird.
Wer den nordrhein-westfälischen DGB-Vorsitzenden Guntram Schneider auf den Fall Schlecker anspricht, erhält eine verblüffende Antwort. Wie die Drogeriekette vorgehe, sei fast schon an der Tagesordnung, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. „Schlecker ist kein Einzelfall.“ Auch in Branchen wie der Metall- und Elektroindustrie oder im Maschinenbau gebe es Betriebe, die eigene Leiharbeitsfirmen gründen, um ihre Stammbelegschaften zu ersetzen. Vom Einkommen bis zu den Arbeitsbedingungen würden die Leiharbeiter schlechter behandelt.
„Sozialer Skandal“
Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung sind in Deutschland nur noch sechs von zehn Arbeitnehmern unbefristet und in Vollzeit beschäftigt. „Wir erleben seit Jahren den schleichenden Prozess, dass Stammbelegschaften durch Leiharbeitnehmer ersetzt werden“, kritisierte Schneider. Er spricht von einem „sozialen Skandal“.
Der Fall Schlecker beschäftigt die Gewerkschaft Verdi schon seit geraumer Zeit. Verdi wirft Schlecker vor, kleinere Filialen zu schließen, Angestellten zu kündigen und für neu eröffnete so genannte XL-Märkte Personal fast ausschließlich über eine Leiharbeitsfirma namens Meniar („Menschen in Arbeit“) zu schlechteren Bedingungen einzustellen. „Hier wird auf unanständige Art und Weise Tarifflucht betrieben und Lohndumping praktiziert“, sagte Verdi-Experte Achim Neumann. Anstelle des im Einzelhandel geltenden Tariflohns von 12,70 Euro erhielten die neu Eingestellten in der Regel nur 6,78 Euro, so Verdi. Allein im vergangenen Jahr seien 1000 kleinere Schlecker-Filialen geschlossen und im gleichen Zeitraum bis zu 300 XL-Märkte eröffnet worden.
Schlecker weist Vorwurf zurück
Das Unternehmen weist den Vorwurf, Lohndumping zu betreiben, zurück. Die Arbeitsbedingungen in den XL-Märkten würden sich „im Rahmen des allgemein Üblichen“ bewegen. Der Stundenlohn liege „in vielen Fällen bei bis zu 13 Euro und mehr“. Gleichwohl zog Schlecker am Montagabend erste Konsequenzen: Man wolle künftig darauf verzichten, „Arbeitnehmerüberlassungsverträge mit der Firma Meniar abzuschließen“.
Es war die frühere rot-grüne Bundesregierung, die liberalere Regeln für Zeitarbeiter eingeführt hatte. Der DGB fordert nun eine Reform dieser Reform. Künftig müsse wieder das Prinzip „gleiches Geld für gleiche Arbeit“ gelten, sagte Schneider.