Berlin. Die Modehäuser haben kein gutes Frühjahr hinter sich. In den Sommerschlussverkauf starten viele daher früh - und mit hohen Rabatten.

Wann ist eigentlich mal kein "Sale"? Die roten Prozent-Zeichen sind aus den Schaufenstern der deutschen Innenstädte kaum mehr wegzudenken. Seit Wochen locken Händler mit Rabatten von 30 Prozent oder mehr. Anfangs war der Sommer noch trübe - was luftige Kleidchen oder kurzen Hosen zu Ladenhütern machte.

Auch wenn zwischenzeitlich die Sonne brannte, hat der Einzelhandel einiges nachzuholen. Zum Ende der Saison verspricht er noch einmal größere Rabatte. "Der Höhepunkt steht bevor", heißt es beim Handelsverband HDE. Am 27. Juli startet der offizielle Sommerschlussverkauf (SSV).

Und da lassen sich in diesem Jahr möglicherweise wirklich gute Schnäppchen machen. Denn die Lager sind voll wie selten. "Wir haben große Überbestände", sagt Siegfried Jacobs vom Textileinzelhandelsverband BTE. In manchen Geschäften werde daher früher und "etwas massiver" als sonst zum Rotstift gegriffen

Viele Modehäuser machen im Frühjahr weniger Umsatz

Bisher liefen die Geschäfte nämlich nicht gut. "Der Frühsommer war nicht so schön, selbst im Vergleich zum eigentlich schon schwachen Vorjahr", erläutert HDE-Sprecher Stefan Hertel. Trotz einigermaßen guter Witterung machte die Mehrzahl der Modehäuser im Frühjahr weniger Umsatz. Zwar hätten die Geschäfte durch die heißen Tage jetzt etwas angezogen, doch auch mit der Sommersaison könne man nicht zufrieden sein, sagt Jacobs.

Dabei müsste bei vielen Kunden das Geld eigentlich locker sitzen. Der stabile Arbeitsmarkt und niedrige Zinsen brachten die Stimmung der Verbraucher den Marktforschern der GfK zufolge auf das höchste Niveau seit fast 15 Jahren.

In den Innenstädten jedoch fehle mehr und mehr die Laufkundschaft, beklagt Jacobs. "Immer mehr Dinge, wie Bankgeschäfte oder Reisen buchen, kann man im Internet erledigen", begründet er. Der klassische Schaufensterbummel, bei dem die roten "Sale"-Schilder Kunden in die Läden locken, werde seltener.

Je länger die Schlussverkaufs-Aktionen werden, desto mehr müssen sich die Händler einfallen lassen. "Es ist sicherlich wenig hilfreich, von Anfang Juni bis Mitte August dasselbe Sale-Plakat ins Schaufenster zu hängen", warnt der BTE.

Der Verband rät zu einer Art Spannungsbogen mit steigenden Rabatten oder kreativen Aktionen. "Die Gefahr ist, dass sich der Kunde an den Sale gewöhnt", sagt Jacobs. Viele achteten nur noch darauf, ob die Jeans, der Bikini oder das Kleid reduziert seien - und weniger auf die Produktqualität.

Auch Rabatte bei Markenware und Hochpreisiges

Doch Schlussverkauf muss nicht gleich Wühltisch sein. Auch Markenware und Hochpreisiges wird mit teils enormen Rabatten losgeschlagen. Das Berliner Nobelkaufhaus KaDeWe zum Beispiel lockt mit Nachlässen von bis zu 50 Prozent - auch für Mode von Armani oder Dolce & Gabbana.

Trotz vollerer Läden ist der Schlussverkauf für die Textilhändler kein Mega-Geschäft. "Reduziert verkaufen ist immer aus der Not heraus", meint Jacobs. "Das sind keine rentablen Umsätze." Gerade bei Mode gebe es ein Überangebot auf dem Markt - und alles, was zu viel sei, verkaufe sich nur über den Preis.

Bei einigen Händlern beobachtet der Verband in diesem Jahr daher ein Umdenken. "Sie überlegen, ob sie die Ware lieber über den Winter ins Lager stellen, als sie zu verschenken." Das gelte nicht für das extravagante Stück aus der aktuellen Sommerkollektion. Aber die Shorts, ein klassisch geschnittenes T-Shirt oder ein Polo-Hemd verkaufe sich im nächsten Frühjahr auch noch - dann zwar etwas reduziert, doch immer noch teurer als im "Sale"-Endspurt. (dpa)