London/Berlin.. Mithilfe ihrer Bank haben HSBC-Kunden lange Steuern hinterzogen. Doch dann leitete die Bank Reformen ein und machte Konten von Steuersündern dicht.
Die Schweizer Filiale der britischen Großbank HSBC hat Kunden aus aller Welt bei der Steuerhinterziehung im Milliarden-Maßstab geholfen. Das geht aus vertraulichen Unterlagen der Bank hervor, die mehreren Medien zugespielt und dort ausgewertet wurden. Strafen und Steuernachzahlungen in Höhe von einer Milliarde Euro seien bereits bei Steuerbehörden in nur zwölf von Dutzenden betroffener Länder eingegangen, berichteten Süddeutsche Zeitung und WDR übereinstimmend.
HSBC, die größte Bank Europas, räumte die Vorwürfe de facto ein. „Die Schweizer Privatbank der HSBC hat 2008 eine radikale Transformation begonnen, um seine Dienstleistungen davor zu bewahren, zur Steuervermeidung oder zur Geldwäsche genutzt zu werden“, sagte Franco Morra, Chef der Schweizer Sparte. Die Konten von Steuersündern seien geschlossen worden. Dieser Reformschritt habe dazu geführt, dass 70 Prozent aller Konten dichtgemacht wurden, räumte die Bank ein. Konten von US-Bürgern seien 2010 komplett abgeschafft worden. Dass die HSBC aufgeräumt habe, bestätigte am Montag auch die Schweizer Bankenaufsicht. Aktuell gebe es keinen Anlass mehr zu einem Verdacht.
Daten an Finanzämter weitergeleitet
Unklar ist, wer die Steuersünder waren und wie viele davon aus Deutschland kommen. Das Bundesfinanzministerium erklärte, die Daten seien an die zuständigen Finanzämter weitergeleitet worden. Die Daten der Schweizer HSBC-Tochter hatte die französische Polizei 2009 bei einem ehemaligen Mitarbeiter der Bank beschlagnahmt.
Die Bank hatte 2007 nach eigenen Angaben mehr als 30 000 Konten von Kunden aus mehr als 150 Ländern mit Einlagen von mehr als 118 Milliarden Dollar. Nach Medienrecherchen sollen unter den Kunden Verwandte und Regierungsmitglieder von Machthabern auch aus dem Nahen Osten sein. Außerdem sollen Waffenhändler und Kriminelle ihr Geld bei dem Institut angelegt haben. Die Zahl der Konten sei inzwischen auf 10 000 aus 50 Ländern reduziert worden, die Einlagen betrügen nur noch 68 Milliarden Dollar.
Das Ende des Bankgeheimnisses
Weltweit brechen für Schwarzgeldbesitzer schwere Zeiten an. Denn das Ende des Bankgeheimnisses ist eingeläutet worden. Mehr als 50 Länder haben sich bereits verpflichtet, sich von Herbst 2017 an gegenseitig über Auslandskonten von Privatpersonen zu informieren, weitere wollten am automatischen Datenaustausch teilnehmen. Für Steuerbehörden soll es damit einfacher werden, Steuerflucht aufzudecken. Dabei sind schon jetzt wichtige Finanzzentren wie Liechtenstein, Singapur sowie Karibik- und Kanalinseln. Die Schweiz will ebenfalls mitziehen.
HSBC erklärte, sie arbeite bei der Aufarbeitung mit den Behörden zusammen. Morra sagte: „Diese Enthüllungen über frühere Geschäftspraktiken sind eine Erinnerung, dass das alte Schweizer Geschäftsmodell des Private Bankings nicht länger akzeptabel ist.“
Unternehmens-Strafrecht gefordert
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) forderte die Politik auf, zu handeln. Das Geschäftsmodell vieler Banken, bei Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung oder Steuerhinterziehung zu helfen, müsse endlich ein Ende haben. „Wenn es ihnen nachgewiesen wird, muss knallhart ein Geschäftsverbot drohen“, forderte BDK-Vizechef Sebastian Fiedler. Solche Unternehmen hätten am deutschen Markt nichts verloren. Hierfür benötige Deutschland dringend ein Unternehmens-Strafrecht, das es in den europäischen Nachbarländern schon gebe.