Essen.. Weil sich einige alte Kohlemeiler und Gaskraftwerke nicht mehr rechnen, prüft der Stromkonzern RWE und dessen Chef Peter Terium deren Stilllegung. Neben dem bereits angekündigten Stellanbau könnten weitere Hunderte Stellen im Zuge des Kraftwerksabbaus gestrichen werden.

Der Essener RWE-Konzern gerät durch die Energiewende weiter unter Druck und hat deshalb ein neues Programm zum Personalabbau aufgelegt. Davon betroffen sind die Mitarbeiter in den Gesellschaften RWE Generation und RWE Power.

Hintergrund sind die stark gesunkenen Großhandelspreise für Strom. Nach Informationen dieser Zeitung prüft RWE deshalb die zumindest zeitweise Stilllegung insbesondere von Gaskraftwerken und älteren Steinkohlekraftwerken in einer Größenordnung von 10.000 Megawatt. Das entspricht bis zu 15 Kraftwerksblöcken; oder der Leistung von acht Atomkraftwerken. Damit stellt RWE ein Fünftel seiner gesamten Kraftwerkskapazität infrage.

„Größte Branchenkrise aller Zeiten“

In einer Mitarbeiterinformation heißt es, „angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage können für die Zukunft Auswirkungen auf Arbeitsplätze nicht ausgeschlossen werden“. Vorstand und Betriebsrat verhandelten derzeit über einen Sozialplan, in dem „einvernehmlich festgelegt werde, was mit den Beschäftigten passiert, wenn Arbeit reduziert, verlagert wird oder sogar ganz wegfällt“. Die Verhandlungen sollen im September abgeschlossen sein, heißt es in der Mitarbeiterinformation, die dieser Zeitung vorliegt.

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Wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, sei noch unklar. In Unternehmenskreisen wird mit einigen Hundert Arbeitsplätzen gerechnet. RWE hatte bereits in einem früheren Sparprogramm den Abbau von 8000 Stellen festgelegt, darin enthalten sind Verkäufe von Unternehmensteilen. Bis Ende 2014 will RWE eine Milliarde Euro einsparen. Bei RWE Generation und RWE Power sind insgesamt 17 000 Mitarbeiter beschäftigt.

Keine Tabus, auch bei den Löhnen

Von den Sparplänen sollen nach dem Wunsch des Managements aber auch die verbleibenden Mitarbeiter betroffen sein. Es dürfe auch bei den Löhnen kein Tabu geben, sagte RWE-Chef Peter Terium dem Manager Magazin: „Wir müssen auch an die Gehälter ran.“ Zusammen mit der Gewerkschaft arbeite RWE im Moment an sozialverträglichen Lösungen, „wie wir zu marktkonformen Entgelten kommen“.

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Wie bei anderen Energiekonzernen oder Stadtwerken mit Gas- und Steinkohlekraftwerken geraten bei RWE die konventionellen Anlagen durch die enorme Steigerung der Einspeisung von Sonnen- und Windenergie stark unter Druck.

Der Großhandelspreis für eine Megawattstunde (1000 Kilowattstunden) ist zwischen 2010 und heute von 60 Euro auf rund 37 Euro eingebrochen. RWE verliert rein rechnerisch je Euro Preissenkung rund 200 Millionen Euro Umsatz. Zum Preissturz sagte Terium: „Wenn sich hier nichts ändert, dann wird es wirklich gefährlich.“ Und: „Wir befinden uns in der größten Branchenkrise aller Zeiten.“

Auch Konkurrent Eon ist in Schwierigkeiten

Der große Konkurrent Eon reagiert sehr ähnlich auf die Schwierigkeiten der Branche. Der Düsseldorfer Konzern treibt derzeit den Abbau von 11 000 Stellen seit zwei Jahren voran. Im Januar hatte Eon angekündigt, dass bis zu 30 Kohle- und Gasanlagen mit insgesamt 11.000 Megawatt Leistung vom Netz gehen könnten.