Essen..

Die Übernahmeschlacht um den Essener Baukonzern Hochtief geht in eine neue Runde. Die Mitarbeiter protestierten vor der Firmenzentrale. Sie treibt die Angst um eine Zerschlagung des Unternehmens um.

Begleitet von heftigen Protesten der Hochtief-Beschäftigten hat der Aufsichtsrat des größten deutschen Baukonzerns am Montag über die Übernahmeofferte des Großaktionärs ACS beraten. Hunderte von Mitarbeitern empfingen die zwei ACS-Vertreter im Hochtief-Aufsichtsrat mit Buhrufen und einem gellenden Pfeifkonzert in der Essener Konzernzentrale.

Betriebsratschef Siegfried Müller kündigte weitere Proteste an und betonte, er wolle sich nun an die Politik wenden und diese um Unterstützung gegen ACS wenden. Müller fürchtet einen Abbau von Tausenden von Arbeitsplätzen bei Hochtief, wenn der Baukonzern aus Madrid die Mehrheit übernimmt. Vertreter der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat räumten aber ein, es werde schwer, eine Übernahme von Hochtief zu verhindern.“

Gewerkschaft befürchtet Zerschlagung

Der Chef der Gewerkschaft IG Bau, Klaus Wiesehügel sagte, der Aufsichtsrat müsse nun prüfen, wie „werthaltig“ die ACS-Offerte für Hochtief sei. Wiesehügel ist Mitglied des Gremiums. Auch die Finanzaufsicht BaFin müsse untersuchen, ob sie die Übernahmeofferte zulasse. Gebe die Behörde ACS grünes Licht, werde es für ACS einfach, Hochtief-Aktien zu kaufen. Seine Gewerkschaft teile die Sorge der Hochtief-Arbeitnehmer, dass der Konzern von dem möglichen neuen Eigner ACS zerschlagen werden könnte.

Unternehmensführung und Betriebsrat hoffen auf die Hilfe der Bundesregierung bei der Abwehr der Übernahme. Müller sagte, Hochtief sei schließlich „das letzte große deutsche Bauunternehmen mit Kompetenzen von Tunnelbau bis zur Errichtung von Kernkraftwerken“. Konzernchef Herbert Lütkestratkötter hatte bereits am Wochenende erklärt, er gehe davon aus, dass Berlin ein Interesse daran habe, dass die deutsche Bauindustrie international wettbewerbsfähig bleibe.

Müller kündigte Proteste der Hochtief-Beschäftigten vor der spanischen Botschaft in Berlin an und sagte, der Betriebsrat wolle sich an Arbeitsministerin Ursula von der Leyen wenden. Die ACS-Vertrer äußerten sich nicht. Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter sagte, der Vorstand nehme die Sorgen der Arbeitnehmer sehr ernst. In den Beratungen des Aufsichtsrats wolle er sich für die Belange der Arbeitnehmer und des Konzerns stark machen. ACS betonte erneut, der Konzern habe freundliche Absichten und wolle die Hochtief-Zentrale in Essen belassen.

Brüderle will nicht eingreifen

Hochtief arbeitet seit Tagen an einer Reaktion auf die ACS-Offerte und wird dabei von Goldman Sachs, der Credit Suisse und der Deutschen Bank beraten. Das Team werte alle verfügbaren Informationen aus und prüfe „alle Optionen“, hatte ein Hochtief-Sprecher gesagt.ACS hat ein Übernahmeangebot für Hochtief vorgelegt - doch die Offerte des spanische Konzerns ist nicht willkommen. „Wo für Hochtief und vor allem seine Aktionäre die Vorteile liegen sollen, erkennen wir nicht, und dies hat auch ACS noch nicht dargelegt“, hatte Lütkestratkötter gesagt.

Das Bundeswirtschaftsministerium dämpfte allerdings am Montag Hoffnungen auf Rückendeckung aus Berlin. Ein Sprecher des Hauses sagte, Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) wolle sich nicht in den Streit um Hochtief einmischen. „Sie kennen ja die grundsätzliche Haltung des Ministers, dass Unternehmen generell ihre Verhandlungen allein und erfolgreich führen können.“ Brüderle gehe auch in diesem Fall davon aus, dass die beteiligten Unternehmen vernünftige und faire Gespräche führen würden. (rtr/dapd)