Düsseldorf. Rückschläge für die beiden größten deutschen Stromkonzerne: Die Gespräche von RWE mit dem russischen Unternehmen Gazprom scheiterten. Eon verlor den Bieterwettstreit um einen portugiesischen Rivalen. Der Atomausstieg ließ die Gewinne einbrechen.

Für die beiden großen deutschen Stromkonzerne gibt es in diesem Jahr keine
Weihnachtsgeschenke. Dafür endet das Jahr 2011 für Eon und RWE mit weiteren
Rückschlägen. RWE musste die Hoffnungen auf ein Kraftwerks-Bündnis mit dem
russischen Erdgas-Monopolisten Gazprom
begraben, Eon seine Expansionspläne in
Portugal
aufgeben.

Dabei war 2011 ohnehin ein schwarzes Jahr für die Stromriesen. Denn
der Atomausstieg nach der Katastrophe von Fukushima ließ die Gewinne der einst
erfolgsverwöhnten Konzerne drastisch einbrechen. Und er entzog ihren
Zukunftsplanungen die Grundlage.

Gespräche zwischen RWE und Gazprom scheiterten

Beide Konzern versuchen seitdem, sich neu zu erfinden. Mit
Sparprogrammen, dem Abbau tausender Stellen, milliardenschweren
Beteiligungsverkäufen und Investitionen in erneuerbare Energien sowie
vielversprechende Auslandsmärkte wollen sie verlorenen Boden gut machen.

Doch das ist nicht so einfach, wie die Konzerne ausgerechnet kurz vor
Heiligabend erfahren mussten. Beispiel RWE: Deutschlands größter Stromproduzent
hatte seit Juli mit Gazprom über ein Gemeinschaftsunternehmen zum Bau und
Betrieb von Kraftwerken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden
verhandelt. Konzernchef Jürgen Großmann hatte gehofft, durch eine engere
Zusammenarbeit mit den Russen
Spielraum bei der Bewältigung der Energiewende zu
gewinnen. Doch die Gespräche platzten in dieser Woche. Angesichts des
schwierigen Marktumfeldes sei es nicht gelungen, eine für beide Parteien
attraktive Struktur für die Zusammenarbeit zu finden, hieß es in Essen.

Eon bot 200 Millionen Euro weniger als die Chinesen

Nicht besser erging es dem Düsseldorfer Energieriesen Eon bei seinem
Versuch, eine Beteiligung am portugiesischen Rivalen EDP zu erwerben. Beim
Bieterwettkampf um ein 21-prozentiges EDP-Aktienpaket aus portugiesischem
Staatsbesitz unterlag der Konzern dem chinesischen Konkurrenten Three Gorges,
der mit rund 2,7 Milliarden Euro ein höheres Gebot vorlegte.

Eon verpasst damit einen Akquisition, die zumindest auf den ersten
Blick geradezu ideal in die Zukunftsplanung des Konzerns gepasst hätte. Denn EDP
verfügt über ein starkes Standbein auf dem von Eon als künftige Wachstumsregion
ausgewählten brasilianischen Markt und außerdem über eine starke Position bei
erneuerbaren Energien.

Medienberichten zufolge hatte der Düsseldorfer Konzern rund 200
Millionen Euro weniger geboten als die Chinesen. Konzernchef Johannes Teyssen
betonte, der Konzern sei bei seinem Grundsatz geblieben, "nicht mehr zu bieten
als nach unserer Analyse marktgerecht und wertschaffend wäre". Tatsächlich ist
E.on ein gebranntes Kind, was teuere Auslandszukäufe angeht. Erst vor knapp zwei
Wochen musste er rund drei Milliarden Euro an Wertberichtigungen auf frühere
Auslandsengagements vornehmen.

Aktien haben an Wert eingebüßt

Bei den Aktionären scheint dieser nüchterne Angang, der im
Zweifelsfall lieber auf spektakuläre Schritte verzichtet, als Risiken
einzugehen, nicht schlecht anzukommen. Der Aktienkurs der Konzern litt
jedenfalls nicht unter den letzten Rückschlägen. Allerdings ist das für Anleger
nur ein kleiner Trost: Denn seit den Jahreshöchstständen im Januar hat die
Eon-Aktie rund ein Drittel und das RWE-Aktie sogar die Hälfte ihres Wertes
eingebüßt. (dapd)