Düsseldorf/Bonn. Verdi setzt die Post erneut mit Warnstreiks unter Druck: Es geht um kürzere Arbeitszeiten als Ausgleich dafür, dass der Konzern sein Paketgeschäft umbaut - nach Verdi-Ansicht vertragswidrig. Ein Ende des Tarifkonflikts ist nicht in Sicht, es droht eine Eskalation.

Bei der Deutschen Post stehen die Zeichen auf Arbeitskampf - an diesem Wochenende müssen sich Postkunden auf Verzögerungen bei der Brief- und Paketzustellung einstellen. Nachdem Verdi und Postmanagement in der zweiten Tarifrunde keine Annäherung in der strittigen Frage von Arbeitszeitverkürzungen erreichten, folgten am Donnerstag viele Postmitarbeiter dem Aufruf ihrer Gewerkschaft zu erneuten Arbeitsniederlegungen. Auch für Freitag hat Verdi zu Warnstreiks aufgerufen.

Betroffen waren am Donnerstag zunächst Paket- und Brief-Sortierzentren in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz sowie Berlin-Brandenburg. Nach und nach sollen andere Bundesländern hinzukommen.

Verdi rechnete mit mehreren Tausend Teilnehmern an dem 24stündigen Ausstand. Die bundesweiten Warnstreiks sind zunächst auf zwei Tage beschränkt. Ob es in der kommenden Woche zu weiteren Streiks kommen wird, konnte ein Verdi-Sprecher nicht sagen.

In sechs Paketzentren in NRW wird gestreikt

In Nordrhein-Westfalen und Bayern legten mit Beginn der Mittagsschicht Beschäftigte in jeweils sechs Paketzentren die Arbeit nieder. "Wir gehen davon aus, dass die Beteiligung bei 90 bis 95 Prozent liegen wird", sagte Verdi-Fachbereichsleiter Anton Hirtreiter.

Ein Sprecher des Post-Konzerns wollte nicht ausschließen, dass es durch die Warnstreiks zu Verzögerungen kommen könnte. Diese würden sich aber nach aller Voraussicht wie schon vor Ostern in Grenzen halten.

Weitere Verhandlungsrunde Ende April in Siegburg

Mit den Aktionen protestieren die Beschäftigten gegen den Stillstand bei den Tarifverhandlungen. Knackpunkt ist der Aufbau von regionalen Gesellschaften in der Paketzustellung, wo die Beschäftigten zu niedrigeren Löhnen bezahlt werden. Darin sieht Verdi einen Bruch bestehender Schutzvereinbarungen und fordert für 140.000 Beschäftigte als Ausgleich eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 36 Stunden mit vollem Lohnausgleich.

Das lehnt die Post ab und weist auch den Vertragsbruch zurück. Durch die Gründung der neuen Gesellschaften, in welchem vor allem befristet Beschäftigte einen dauerhaften Arbeitsplatz erhalten sollen, seien die unbefristeten Mitarbeiter der Post gar nicht betroffen.

Darüber hinaus will das Unternehmen erst dann über das Thema Lohnausgleich sprechen, wenn Verdi ihre Entgelt-Forderung für die anstehenden Verhandlungen über den Haustarifvertrag auf den Tisch gelegt hat.

Eine weitere Verhandlungsrunde haben die Tarifpartner für den 27. und 28. April in Siegburg vereinbart. (dpa)