Essen. Jetzt ist es offiziell: Joschka Fischer wird Pipeline-Lobbyist. Der RWE-Konzern hat nun erstmals Details zu Fischers Engagement beim Nabucco-Projekt mitgeteilt. So soll sich der Ex-Bundesaußenminister um "Kontaktpflege und Dialog auf der politischen Führungsebene" kümmern.

Der ehemalige Außenminister Joschka Fischer (Grüne) wird Berater beim Pipeline-Projekt Nabucco. Jetzt hat der RWE-Konzern Details mitgeteilt. Der 61-Jährige werde für die beiden beteiligten Energieunternehmen OMV Gas & Power sowie die RWE Supply & Trading tätig, teilte der Energiekonzern RWE am Montag in Essen mit. Die entsprechende Vereinbarung gelte vorerst bis Ende 2010.

Der Mann für die Kontakte

In seiner Arbeit solle sich Fischer auf die «Kontaktpflege und den Dialog mit der politischen Führungsebene der für die Umsetzung des Nabucco-Projekts relevanten Länder konzentrieren», hieß es weiter. Einem Medienbericht im Vorfeld der offiziellen Bestätigung zufolge erhält Fischer für seine Tätigkeit jährlich ein sechsstelliges Salär.

RWE hat jetzt Details zum Pipeline-Job von Joschka Fischer mitgeteilt. Foto: ddp
RWE hat jetzt Details zum Pipeline-Job von Joschka Fischer mitgeteilt. Foto: ddp © ddp | ddp





Fischer ist damit das zweite Mitglied der ehemaligen rot-grünen Bundesregierung, das bei einem Pipeline-Projekt arbeitet. Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist Aufsichtsratschef der Betreibergesellschaft der im Bau befindlichen Ostsee-Pipeline zwischen Russland und Deutschland. An dem sogenannten Nord-Stream-Projekt sind neben dem Versorger E.ON auch die niederländische Gasunie und der russische Gasförderer Gazprom beteiligt.

Mehr Unabhängigkeit von Russland

Die rund 3300 Kilometer lange Pipeline Nabucco soll Europa mit Erdgas aus Zentralasien versorgen. Zugleich sind auch Ägypten und der Irak als Gaslieferanten für Nabucco im Gespräch. Die Pipeline beginnt in der Türkei und endet im österreichischen Baumgarten. Das Betreiberkonsortium besteht neben dem Versorger RWE und der österreichischen OMV AG aus MOL aus Ungarn, Transgaz aus Rumänien, Bulgargaz aus Bulgarien und Botas aus der Türkei. Das Vorhaben gilt politisch brisant, weil es Europa vom russischen Gas unabhängiger machen soll.

Die Investitionssumme beläuft sich nach RWE-Angaben auf rund 7,9 Milliarden Euro. Am Freitag hatte der Sprecher von EU-Energiekommissar Andris Piebalgs mitgeteilt, dass die Nabucco-Transitländer am 13. Juli die Durchleitungsbedingungen in einem Abkommen besiegeln wollen. (ddp)