Essen.. Spielekonsolen und Tablet-PC haben in deutschen Kinderzimmern längst Puppenstuben und Kaufmannsläden abgelöst. Geblieben sind allerdings die kleinen bunten Klötze, mit denen nicht nur Kinder herrlich bauen können. Die Legosteine werden am 10. August 80 Jahre alt.
Computerspiele und Cyberfiguren sind in. Die technische Revolution in den Kinderzimmern haben die Kunststoff-Bausteine aber überlebt. Seit 80 Jahren spielen Klein und Groß mit Legosteinen. Der Marktanteil der kleinen bunten Klötze hat sich in den letzten Jahren sogar noch erhöht. Im Durchschnitt hat jeder Weltbürger 80 Legosteine zu Hause.
Vor fünf Jahren waren es noch 18 Steine weniger. Das zeitlose Spielzeug ist so flexibel, dass es mit dem technischen Wandel mithalten kann. Mit Legosteinen lässt sich eben so ziemlich alles nachbauen.
Die Geschichte des nach Umsatz inzwischen drittgrößten Spielzeugherstellers der Welt ist die Geschichte eines einfachen Tischlers, der sich auch von allen Höhen und Tiefen des privaten und unternehmerischen Lebens nicht vom Kurs abbringen ließ. Ole Kirk Christiansen kam 1891 in der damals bitterarmen dänischen Region Jütland zur Welt.
1916 machte er sich als Schreiner und Tischler selbstständig, 1924 brannte seine erste Werkstatt mitsamt seinem Haus ab, nachdem zwei seiner vier Söhne mit Feuer gespielt hatten.
Lego ist aus Holzbausteinen entstanden
Der Beinahe-Ruin hielt ihn aber nicht davon ab, seinen Fokus weiter auf Kinderspielzeug zu legen. Christiansen baute acht Jahre später eine neue Werkstatt auf und gründete am 10. August 1932 in Billund seine Fertigung von Bügelbrettern, Stühlen und Holzspielzeug. Die Umstände für die Geburtsstunde des Unternehmens hätten nicht ungünstiger sein können: Nur gut einen Monat danach starb Christiansens Frau, obendrein brach die Weltwirtschaftskrise ein.
Doch der Tischler zeigte sich zäh. Er holte seinen gerade zwölf Jahre alten Sohn Godtfred Kirk in die Firma. Zwei Jahre später erfand er den heutigen Namen. Es ist eine Kurzform von Leg godt, was übersetzt „Spiel gut“ heißt.
Der alte Christiansen legte die Basis des Unternehmens, sein junger Sohn war der begnadete Tüftler für die Weiterentwicklung. 1935 entwickelt Lego das erste Konstruktionsspielzeug, bald hing das Familienmotto „Nur das Beste ist gut genug“ auf einem Holzschild in der Werkstatt. Den Durchbruch schaffte die Familie mit der Abkehr vom bisherigen Material Holz.
Direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs schaffte Lego als erste Firma in Dänemark eine Kunststoff-Spritzgussmaschine an und begann mit dem Material zu experimentieren.
1955 gab es im Lego-System gerade mal 28 verschiedene Baukästen
Zu den ersten durch die Maschine möglich gewordenen Neuerfindungen gehörten die so bezeichneten sich „automatisch verbindenden Steine“, ein Vorläufer der heutigen Legosteine. Sie hatten vier und acht Noppen und wurden nur in Dänemark angeboten.
1954 lernte Godtfred Kirk bei einer Schiffsreise nach Großbritannien einen Einkäufer kennen, der der Meinung war, dass es Spielzeug an System fehle. Es wurde ein wegweisendes Gespräch: Der nun voll in die Unternehmensführung integrierte Junior entwickelte die Idee für das Lego System.
1955 gab es im Lego System 28 verschiedene Baukästen. Als Christiansen diese auf der Nürnberger Spielwarenmesse vorstellte, gab es allerdings ein vernichtendes Echo. Für den deutschen Markt sei Lego vollkommen ungeeignet. Dennoch setzte Lego voll auf Expansionskurs und gründete 1956 seine erste Auslandsfiliale in Hohenwestedt in Schleswig-Holstein.
Noppen und Röhren
Technisch wurde das Jahr 1958 das entscheidende: Denn bislang hielten die Ur-Legosteine nur mäßig zusammen. Doch in diesem Jahr patentierte Lego die Fortentwicklung der Steine, die seitdem außer Noppen an der Oberseite auch Röhren in der Unterseite haben und stabil zusammenhalten.
Obwohl das Patent längst ausgelaufen ist und es schon lange Nachahmerprodukte gab - so etwa in der DDR die Pebe-Steine - hat Lego praktisch eine unangefochtene Alleinstellung. Längst überwunden ist die kurze Krisenphase der Jahre 2003 und 2004.
Inzwischen steigen in jedem Jahr die Umsätze des vor einigen Jahren zum Spielzeug des 20. Jahrhunderts gewählten Lego. Seit einigen Jahren gibt es neben eigenen Bildungsprogrammen etwa für Schulen auch Bausätze speziell für Erwachsene, die auch gern bauen und spielen. (mit afp)