Ehingen. Die Insolvenz de Drogeriekette Schlecker hat auch die Eigentümerfamilie schwer getroffen. Nach eigenen Angaben sei “kein signifikantes Vermögen“ mehr vorhanden, sagte Meike Schlecker. Trotzdem wollen die beiden Kinder von Anton Schlecker alles tun, um das Unternehmen zu retten.

Durch den Zusammenbruch ihrer Drogeriekette hat die Unternehmerfamilie Schlecker ihr ganzes Privatvermögen verloren. "Es ist
kein signifikantes Vermögen mehr da, das dem Unternehmen hätte helfen können",
sagte Meike Schlecker, die Tochter des
Firmengründers Anton Schlecker, der in besseren
Zeiten zu den reichsten Deutschen gezählt wurde. Es gebe zwar keine
Bankschulden, aber das Vermögen der Familie sei aufgezehrt.

Die Schleckers
hätten in den vergangenen Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag in das
Geschäft gepumpt, um die Restrukturierung voranzubringen. Am Schluss habe ein
zweistelliger Millionenbetrag zur Trendwende gefehlt, die Privatinsolvenz ihres
Vaters als Einzelkaufmann sei damit unabwendbar gewesen.

Hat die Familie Schlecker Geld zur Seite geschafft?

Meike Schlecker trat auf der ersten
Pressekonferenz des Unternehmens seit 1990 Gerüchten entgegen, die Familie habe
Geld zur Seite geschafft. "Das ist falsch", sagte sie am Montag im Schlecker-Hauptquartier im schwäbischen Ehingen. Nun
sollen sie und ihr Bruder Lars das weit verzweigte Handelsunternehmen über die
Insolvenz retten. Sie könnten nach Zustimmung der Gläubiger ein entschuldetes
Nachfolgeunternehmen leiten, sagte Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. "Ich stehe
der Familienlösung offen und positiv gegenüber", sagte er. "Wir wollen das
Unternehmen weiterführen und so viele Arbeitsplätze wie möglich retten", sagte
Meike Schlecker. Ein Verkauf komme nicht
infrage.

Das bereits vor der Pleite begonnene Sanierungsprogramm könnte
fortgeführt werden. Von den gut 6000 Filialen würden einige hundert unprofitable
Standorte geschlossen, kündigte Schlecker-Finanzchef Sami Sagur an. Um die Forderungen
der Gläubiger zu bedienen, stehe auch das Auslandsgeschäft des
Familienunternehmens zur Disposition. Die Auslandsholding hat bisher noch keine
Insolvenz angemeldet.

140 Zulieferer ebnen Weg für Weiterführung von Schlecker

Die Schlecker-Lieferanten ebneten
unterdessen den Weg für eine Weiterführung des Betriebs. Neben der
Markant-Gruppe hätten rund 140 weitere Unternehmen die weitere Belieferung der
Handelskette zugesichert, sagte Geiwitz. Darunter seien auch Großkonzerne wie
Procter & Gamble, Beiersdorf, Unilever und Henkel. Die gut 32.000
betroffenen Mitarbeiter in Deutschland würden ihre Gehälter pünktlich bis März
aus dem Insolvenzgeld erhalten. Auch die 6000 Vermieter der Filial-Immobilien
würden zunächst weiter ihr Geld bekommen.

Geiwitz betonte, er werde weiter mit der Eigner-Familie, Gläubigern
und Arbeitnehmervertretern an einer Zukunftslösung arbeiten. "Ich kann mir nicht
vorstellen, dass die Marke Schlecker spurlos von
der Landkarte verschwinden wird", sagte er. Es gebe ein erstes Konzept, an dem
weiter gefeilt werde. Auch nach der Schließung von einigen hundert Filialen
werde Schlecker noch mehr Niederlassungen haben
als die gesamte Konkurrenz zusammen, sagte Schlecker-Finanzchef Samir Sagur.

Modernisierung von Schlecker kostet "dreistelligen Millionen-Betrag"

Für die Modernisierung der Geschäfte veranschlagte Geiwitz einen
dreistelligen Millionen-Betrag. Es hätten sich bereits erste potenzielle
Investoren gemeldet. Konkreter wollte der Verwalter allerdings nicht werden. "Es
ist alles denkbar, und jedem Seriösen werde ich Zugang gewähren. Namen und
Zahlen nenne ich allerdings nicht", sagte Geiwitz.

"Für eine Zerrupfung des
Konzerns bin ich nicht zu haben." Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di
sicherte Rückendeckung zu. "Die Situation ist dramatisch. Es stehen mehr als
30.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagte Gewerkschaftschef Frank Bsirske.
Seine Organisation werde sich mit aller Kraft für die Beschäftigten einsetzen
und verlange Transparenz über die Schlecker-Finanzen. (rtr)