Bremen /Everswinkel.
Es entsteht ein Milch-Imperium. Die beiden größten deutschen Molkereien, Nordmilch und Humana, schließen sich zusammen. Zusammen verarbeiten die beiden 6,7 Milliarden Kilogramm Milch. Ihr Umsatz: vier Milliarden Euro.
Die beiden größten deutschen Molkereien Nordmilch und Humana wollen im Januar 2011 ihre geplante Fusion perfekt machen. Zuvor sei noch die Zustimmung der Vertreter der genossenschaftlich organisierten Muttergesellschaften und die des Bundeskartellamtes notwendig, sagte Nordmilch-Vorstandschef Josef Schwaiger am Montag in Bremen. Von beiden Seiten sei aber grünes Licht zu erwarten. Durch die Fusion versprechen sich die Unternehmen Synergien bei den Kosten. Die gemeinsame Hauptmarke soll „Milram“ sein, als Regionalmarke bleibt „Osterland“ bestehen. Der neue Name des Unternehmens steht noch nicht fest.
Zurzeit bereiten 90 Arbeitsgruppen den Zusammenschluss der operativen Einheiten von Nordmilch AG und Humana Milchindustrie GmbH vor. „Wir wollen alle Details vorher klären“, betonte Schwaiger. Präzision gehe vor Schnelligkeit. „Wir können uns nicht leisten, dass die Fusion schief geht.“ Die neue Molkerei werde mit einem Umsatz von 4 Milliarden Euro und 6,7 Milliarden Kilogramm verarbeiteter Milch pro Jahr die größte in Deutschland sein. In Europa werde das Unternehmen unter den ersten zehn sein.
Auch der Unternehmenssitz ist noch nicht geklärt
Ein neuer Unternehmensname werde noch bis zum Herbst gesucht, sagte Schwaiger. Fest stehe nur, dass er weder Nordmilch noch Humana lauten werde. Auch der künftige Sitz der Großmolkerei sei noch unklar. Nordmilch hat seinen Hauptsitz in Bremen, Humana im münsterländischen Everswinkel.
Vom Zusammenschluss verspricht sich Schwaiger große Einsparungen. In welcher Höhe wollte Schwaiger nicht sagen. Es sei aber eine „signifikante Zahl“. Einkäufe etwa von Verpackungsmaterialien könnten gemeinsam getätigt und somit bessere Preise erzielt werden. Zudem könnten die Technologien effizienter genutzt werden. Werke werden zumindest in den nächsten zwei Jahren nicht geschlossen, sagte Schwaiger. Personal werde sozialverträglich vor allem in der Verwaltung abgebaut. In welcher Höhe, sei noch nicht entschieden. Die Großmolkerei wird rund 5000 Mitarbeiter haben.
Schon jetzt gibt es Kooperationen zwischen beiden Unternehmen
Nordmilch und Humana waren bereits vor einigen Jahren ein Joint-Venture im Bereich der Molkeverarbeitung eingegangen. Zuletzt waren die Vertriebsaktivitäten zusammengelegt worden. Schwaiger sagte, es sei naheliegend gewesen, „auch noch die nächste Stufe der Zusammenarbeit“ zu wagen. Das zurückliegende Jahr sei für Nordmilch ein „sehr hartes, schwieriges“ gewesen, auch wenn ein Gewinn von 29 Millionen Euro (2008: 20 Millionen) erzielt und die Eigenkapitalquote um sechs Prozent auf 31 Prozent gesteigert werden konnte.
Ein Überangebot an Milch und die Verunsicherung der Verbraucher in der Wirtschaftskrise hätten 2009 einen massiven Preisverfall zur Folge gehabt. Die Milchpreise für die Produzenten seien zum Teil existenzbedrohend gewesen. Nordmilch habe seinen Mitgliedern mit 22,9 Cent für einen Liter Milch jedoch mehr als andere Molkereien bezahlt.
Für 2010 rechnet Schwaiger mit einem stabileren Markt und steigenden Milchpreisen für die Landwirte. Damit würden auch die Preise für die Verbraucher wieder steigen. Vor allem der Butterpreis werde anziehen, allerdings lange nicht den von Anfang 2008 erreichen. (ddp)