Detroit/Rüsselsheim. Der Autokonzern Opel kommt nicht zur Ruhe. Nachdem die Konzernmutter GM nun europaweit im zweiten Quartal 361 Millionen Euro Verluste machte, fordert Opel-Aufsichtsratschef nun eine schnellere Sanierung. Unterdessen bekräftigt GM, dass in Europa Werke geschlossen werden sollen.

Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) verhandelt nach eigenen Angaben mit den Gewerkschaften über die Schließung von einem oder mehreren Standorten in Europa. Beim deutschen Autobauer Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall sollten "dauerhaft" Produktionskapazitäten abgebaut werden, sagte GM-Sprecher James Cain der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Auf die Frage, ob dies die Schließung einer oder mehrerer Werke in Europa bedeute, antwortete er: "Ja, darüber wird derzeit verhandelt." Zuvor hatte GM-Chef Dan Akerson gesagt, bis zum Herbst eine "umfassende
Einigung" mit der IG Metall über die Zukunft von Opel erreichen zu wollen.

GM dringt bei seiner angeschlagenen Europa-Tochter Opel auf schnellere Sanierungserfolge. "Wir sind nicht schnell genug gewesen", erklärte Opel-Aufsichtsratschef Stephen Girsky, der auch Strategiechef des Detroiter Mutterkonzerns ist, am Donnerstag. Opel hatte Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke vor Kurzem überraschend von seinem Posten entbunden. Als Grund dafür wurde vermutet, dass GM die Sanierung nicht schnell genug voranschreitet. Opel leidet besonders stark unter dem Verkaufsrückgang in den Krisenstaaten Südeuropas und schreibt tiefrote Zahlen.

Weltweiter Einbruch des Gewinns

Von April bis Juni häufte GM in seinem Europageschäft unter Führung von Opel einen Betriebsverlust von 361 Millionen Dollar an. Vor einem Jahr hatte noch ein operativer Gewinn von gut 100 Millionen Dollar in den Büchern gestanden. Die Verluste summierten sich bis Ende Juni auf fast 620 Millionen Dollar (502 Millionen Euro). Arbeitnehmer fürchten, dass der US-Konzern nun noch stärker auf Werksschließungen in Europa dringen wird, um die Verluste einzudämmen. Girsky äußerte sich dazu nicht. Er bekräftigte, GM halte an seinem Sanierungsplan für Opel fest. Den hatte der Aufsichtsrat erst jüngst - damals noch im Beisein von Stracke - verabschiedet. Teile des Plans seien Kostensenkungen, Absatzsteigerungen, höhere Gewinnmargen und Bürokratieabbau, erklärte Girsky.

Weltweit brach der GM-Gewinn um eine Milliarde Dollar auf 1,5 Milliarden Euro ein. Beobachter hatten allerdings mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Der Umsatz sank um rund 2 Milliarden Dollar auf 37,6 Milliarden Dollar. "Wir müssen mehr tun, um den Gegenwind auszugleichen", sagte Vorstandsvorsitzender Dan Akerson. Opel hatte in den letzten Jahren Milliardenverluste angehäuft und steht vor einer neuen Sanierungsrunde mit Arbeitsplatzverlusten. Die Opel-Produktion fiel im zweiten Quartal um 30 Prozent auf nur noch 230.000 Fahrzeuge. (rtr/dapd/afp)

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