Berlin. Die meisten Mitglieder einer privaten Krankenversicherung müssen 2013 deutlich mehr bezahlen. Nur wenige Versicherer wollen die Preise stabil halten. Besonders Männer sind davon betroffen, weil es künftig nur noch Unisex-Tarife geben wird. Wechselwillige können jetzt noch eine Menge Geld sparen.
Viele privat Krankenversicherte müssen 2013 mehr für ihre Police bezahlen. Besonders hart trifft es Männer, die ab dem 21. Dezember einen der neuen Unisex-Tarife abschließen. „Sie werden für Männer im Schnitt um 20 bis 40 Prozent teurer und für Frauen um zwei bis fünf Prozent billiger“, sagt Guido Leber von der Ratingagentur Assekurata. Auch bei Neukunden, die jetzt noch eine geschlechtsspezifische Police, also einen „Bisex-Tarif“ abschließen, kann es im Einzelfall zu extremen Preisanstiegen kommen.
Ab dem 21. Dezember dürfen die Versicherer nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs nur noch Einheitstarife für Neukunden anbieten. Beim Beitragssatz spielt das Geschlecht keine Rolle mehr. Bisher waren Policen für Frauen in der Regel teurer, weil sie eine längere Lebenserwartung haben und damit die Versicherer mehr kosten.
Die neuen Unisex-Tarife
Noch gibt es keine offiziellen Zahlen, aber: „Für Männer werden die Tarife teurer, für Frauen etwas billiger“, sagt ein Sprecher der Privaten Krankenversicherung (PKV). Die Axa rechnet mit Steigerungen für Männer um durchschnittlich 30 Prozent, Leber geht von bis zu 40 Prozent aus. Die Gründe: Zum einen werden die Versicherer Finanzpuffer aufbauen, weil sie nicht wissen, wie viele Bestandskunden in die Unisex-Tarife wechseln und wie hoch die Anzahl der Frauen ist.
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Zum anderen werden Versicherer neue Extras anbieten. Außerdem senken einige den Rechnungszins von 3,5 auf 2,75 Prozent. Mit diesem Satz wird das Geld verzinst, das als Altersrücklage der Kunden dient. Sinkt aber der Zins, müssen die Beiträge steigen, damit im Alter dieselbe Rücklage herauskommt. Allein das würde die Tarife um sechs Prozent verteuern, sagt Alois Schnitzer, Sprecher der HUK-Coburg.
Kosten für Bestandskunden
Die Tarife für bereits PKV-Versicherte werden im Schnitt um vier Prozent teurer, prognostiziert Leber. Allerdings bleibt für etwa jeden Dritten der rund neun Millionen Privatversicherten 2013 (zunächst) alles beim Alten. Branchenprimus Debeka will die bestehenden Tarife für die 2,2 Millionen Versicherten stabil halten. Für 100 000 „ältere Versicherte“ will der Konzern die Preise leicht senken. Beim Branchenzweiten, der DKV, sind die Anpassungen noch unklar. Sie sollen zum April erfolgen. Die Axa erhöht ihre Tarife im Schnitt um zwei Prozent, wobei die meisten Hauptverkaufstarife nicht betroffen sind. Die Allianz legt im Schnitt drei Prozent zu. Bei der Signal steigen die Preise insgesamt um 0,2 Prozent, wobei sie die meisten Tarife stabil halten will. Die Kölner Central erhöht die Bestandstarife im Schnitt um 2,6 Prozent. Bei der Continentale gibt es keine Preiserhöhungen. Eine Anpassung im Laufe des Jahres schloss eine Sprecherin nicht aus. Bei der HUK-Coburg gibt es zum Teil ab 1. März neue Preise.
Bisex-Tarife für Neukunden
Neukunden, die kürzlich eine Bisex-Police erworben haben oder noch bis zum 20. Dezember abschließen, müssen 2013 in Einzelfällen mit massiven Aufschlägen rechnen. Dies zeigt die Liste „PKV Premium Selection“ des Softwarehauses „Volz-ITSC“ zu den Neupolicen von 16 Versicherern. Im Vision1-4500-Tarif der Axa steigt der Beitrag für Männer gar um 41,65 Prozent.
Dabei handelt es sich - so eine Axa-Sprecherin - um einen „seltenen Fall“. Auch bei anderen Versicherern sind die Aufschläge für Männer mitunter happig.
Wege aus der Kostenfalle
Wege aus der Kostenfalle: Wer satte Mehrkosten vermeiden will, dem empfiehlt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen drei Wege: Im bisherigen Tarif könne man einen höheren Selbstbehalt wählen. Weiter kann der Versicherte eine billigere Police wählen. Für relativ neue Kunden könnte sich ein Wechsel des Versicherers rechnen. Denn seit 2008 darf man mindestens die Hälfte der gebildeten Rücklagen mitnehmen. Aber es dürfte für Männer 2013 schwierig werden, preiswertere Policen zu finden – wegen der Unisex-Tarife.
Bisex- und Unisex-Police
Bisex- oder Unisex-Police: Wer demnächst in die PKV wechseln will, sollte sich aus Expertensicht beeilen. „Für Männer ist es ratsam, jetzt noch einen Bisex-Tarif abzuschließen“, sagt Leber. Weidenbach empfiehlt dasselbe. Dahinter steckt folgender Gedanke: Selbst wenn man jetzt eine ungünstige Bisex-Police abschließt, kann man laut PKV immer noch in einen anderen Bisex-Tarif oder in den Unisexbereich wechseln. Andersherum wird dies aber nicht möglich sein. Leber rät kurz entschlossenen Männern zu Bisex-Tarifen, die jetzt schon ein höheres Leistungsniveau haben. „Hier ist die Gefahr nicht so groß, dass es später zu sprunghaften Preissteigerungen kommt.“ Frauen hingegen sollten eher abwarten, bis die Unisex-Tarife kämen. Doch auch hier rät Leber zur Wachsamkeit: „Bei vergleichsweise billigen Tarifen mit niedrigem Leistungsniveau ist Vorsicht geboten. Hier könnten die Preise später deutlich steigen.“