Berlin. Beim Fairphone können Display und Batterie ausgebaut werden. So entsteht weniger Müll. Dafür wird das Smartphone nun ausgezeichnet.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat Konzerne wie Apple und Samsung dazu aufgerufen, reparierfähige Handys anzubieten. „Ich hoffe, das Debakel mit dem Smartphone Galaxy Note 7 löst Nachdenken aus“, sagte Hendricks der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Günstiger wäre es gewesen, wenn der Akku austauschbar gewesen wäre.
Auch Telefonanbieter wie Telekom oder Vodafone sollten umweltfreundliche Handys in ihr Programm aufnehmen, bei denen kaputte Akkus oder Displays ersetzt werden könnten, sagte Hendricks. Dies sei nötig, weil die meisten Verbraucher ihre Smartphones nicht im Handel kauften, sondern Verträge direkt mit Anbietern machten.
Die Ministerin nannte es „sehr sinnvoll“, dass die „bahnbrechende Idee“ des reparierfähigen Fairphones an diesem Sonntag mit der Hälfte des insgesamt mit 500.000 Euro dotierten Preises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird.
Erstmals wird Smartphone ausgezeichnet
„Der Blaue Engel“ ist Lob und Aufforderung zugleich. Produkte, die das Umweltzeichen erhalten, müssen anspruchsvollen Kriterien genügen. Und die Firmen sollen an weiteren Fortschritten arbeiten. Erstmals hat nun ein Smartphone der niederländischen Firma Fairphone das imageträchtige Siegel für Nachhaltigkeit erhalten.
Das Unternehmen aus Amsterdam will mit seinen Kommunikationsgeräten beweisen, dass eine höhere ökologische und soziale Qualität möglich ist, obwohl die Smartphones in China gefertigt werden und die Rohstoffe teilweise aus Afrika kommen.
„Mobiltelefone mit dem Blauen Engel müssen unter anderem ein Wechsel-Akku und eine Garantiedauer von mindestens zwei Jahren haben“, erklärte Hendricks. Weitere Kriterien: Die Firma bietet ein eigenes Rücknahmesystem für Altgeräte. Und die Bedingungen in der Produktion entsprechen den Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (Ilo). Die legen beispielsweise fest, dass die Fabrikarbeiter frei über ihren Lohn verhandeln können.
Lebensdauer des Geräts gesteigert
Diese Kriterien klingen nicht besonders streng. Doch die Geräte der großen Elektronikhersteller genügen ihnen oft nicht. Das Fairphone unterscheidet sich beispielsweise durch seine modulare Bauweise. Zentrale Elemente wie der Bildschirm und die Batterie kann man mit wenigen Handgriffen ausbauen und bei Defekt ersetzen. Das steigert die Lebensdauer des gesamten Gerätes – und reduziert Rohstoffverschwendung und Müll.
Die Kernarbeitsnormen hält Fairphone nach eigenen Angaben zwar ein. Bei zusätzlichen Sozialstandards hat aber auch diese Firma Probleme. Wie Fairphone selbst einräumt, wird etwa bei der Endfertigung im chinesischen Konzern Hi-P die von der Ilo festgelegte Maximalarbeitszeit überschritten. Eigentlich soll diese höchstens 60 Stunden pro Woche betragen. In etwa einem Drittel der Wochen des Jahres 2016 jedoch mussten die Beschäftigten zum Teil deutlich länger arbeiten.
Auch Waschmittel wurden ausgezeichnet
Die Holländer versuchen nun, das Problem in den Griff zu bekommen, sagt Flavia Fries von Fairphone. Es hänge aber auch damit zusammen, dass die Fabrik zahlreiche Produkte für mehrere Auftraggeber fertige und Fairphone nur begrenzten Einfluss habe.
Für besondere Umweltfreundlichkeit ausgezeichnet wurden auch zwei Waschmittel für Kleidung aus der Reihe Denk mit, die das Unternehmen dm-Drogeriemarkt anbietet. Weitere Zertifikate gingen an ein Pril-Handspülmittel von Henkel, LED-Lampen der hessischen Firma Carus, Plüschtiere von International Bon Ton Toys und Telefonanlagen der Unify GmbH. Mittlerweile tragen rund 12.000 Produkte aus 120 Produktgruppen den Blauen Engel.