Düsseldorf. Alltours-Inhaber Verhuven im Interview: Alltours will in den eigenen Allsun-Urlaubshotels künftig nur noch Gäste mit Corona-Impfung beherbergen.
Alltours will ab der Wintersaison in den eigenen Urlaubshotels der Marke Allsun nur noch Gäste mit einer Corona-Impfung beherbergen. Sein Wunsch sei, dass es dann in Zukunft nicht mehr nötig sein werde, im Hotel Abstand zu halten und Masken zu tragen, sagt Alltours-Inhaber Willi Verhuven im Gespräch mit unserer Redaktion. Die „Sehnsucht nach Normalität“ sei groß. In unserem Interview erklärt der Chef von Deutschlands größtem konzernunabhängigen Reiseveranstalter auch, wie er zum Thema Impfpflicht steht – und wie sein Unternehmen durch die Corona-Krise kommt.
Herr Verhuven, künftig soll nur noch nach einer Corona-Impfung ein Urlaub in einem Hotel der Alltours-Kette Allsun möglich sein. Ist Ihr Ziel etwa eine Impfpflicht durch die Hintertür?
Verhuven: Nein, keineswegs. Es geht uns allein um die Sicherheit unserer Gäste, nicht um ein politisches Signal. Von einer Impfpflicht halte ich nichts. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich würde mich sofort impfen lassen – je früher, desto besser.
Impfungen für Kinder sind allerdings noch nicht absehbar. Dürfen in Zukunft nur noch Erwachsene in Ihre Hotels?
Verhuven: Wir reißen natürlich keine Familien auseinander. Wenn es in einigen Monaten noch keine flächendeckenden Impfungen für Kinder gibt, werden wir entsprechend reagieren. Wir planen ein spezielles Sicherheitsprogramm für Kinder, zu dem regelmäßige Corona-Tests während des Urlaubs gehören sollen.
Erwachsene ohne Impfung schließen Sie künftig aus. Das klingt nach einem unternehmerischen Risiko.
Verhuven: Ich sehe das anders. Ich glaube, dass die Nachfrage für unsere Angebote eher steigen wird. Die Sehnsucht nach Normalität ist groß. Die allermeisten Menschen sehen in einer Impfung eine große Chance.
Sollen Ihre Gäste in den Hotels trotzdem noch Abstand halten und Masken tragen?
Verhuven: Mein Wunsch ist, dass es in Zukunft nicht mehr nötig sein wird. Aber mir ist klar, dass es dazu noch Gesprächsbedarf mit den Behörden gibt. Ich hoffe generell, wir kommen möglichst schnell zurück zur Normalität.
Ein Problem ist auch: Heute wissen viele Menschen noch nicht, ob Sie in einigen Monaten eine Chance auf eine Impfung bekommen.
Verhuven: Daher bieten wir unseren Kunden auch an, dass sie bis zum 15. Oktober kostenlos stornieren können. Mit der Regelung, dass zukünftig nur noch ein Urlaub mit Corona-Impfung in den Hotels unserer Hotelkette Allsun möglich ist, möchten wir ab November beginnen. Sollte es generell Verzögerungen bei den Impfungen geben, werden wir darauf reagieren.
Dürfen bei Ihnen künftig auch nur noch Menschen arbeiten, die geimpft sind?
Verhuven: Wir möchten, dass unsere Hotel-Mitarbeiter schnellstmöglich geimpft werden. Das deckt sich auch mit dem Wunsch unserer Beschäftigten, wie wir bei Umfragen in unseren Hotels festgestellt haben. Besonders wichtig ist, dass insbesondere die Mitarbeiter im direkten Kundenkontakt geimpft sind.
Alltours ist bundesweit der erste große Reiseanbieter, der Impfungen zu einer Voraussetzung für Urlaube in den unternehmenseigenen Hotels machen will. Haben Sie eine Erklärung für dieses Alleinstellungsmerkmal?
Verhuven: Wir sind kein Konzern, in dem viele Gremien tagen müssen, bevor es eine Entscheidung gibt. Ich bin Inhaber und kann pragmatisch handeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Unternehmen irgendwann nachziehen werden.
Der Branchenriese TUI hat angesichts der Corona-Krise milliardenschwere Staatshilfen erhalten. Hat Alltours auch ein Rettungspaket erhalten?
Verhuven: Nein, wir haben keinen Staatskredit. Durch das erste Jahr der Corona-Krise sind wird gut durchgekommen. Wir haben sogar ein leicht positives Ergebnis erwirtschaftet. Natürlich befinden sich bei uns einige Mitarbeiter in Kurzarbeit und an vielen Stellen steht der Geschäftsbetrieb. Aber wir lassen uns nicht aus dem Konzept bringen und blicken nach vorn. Ich gehe davon aus, dass das Geschäft ab Mitte Mai wieder anspringen wird. Wenn alles gut läuft, wird sogar schon zu Ostern Urlaub auf den Kanaren möglich sein.
Sie sind Gründer und Inhaber von Deutschlands größtem konzernunabhängigen Reiseveranstalter. Wie sehr belastet Sie die Corona-Krise persönlich?
Verhuven: Geld hat für mich persönlich nie eine große Bedeutung gehabt. Mir geht es vielmehr um Lebensqualität, Menschlichkeit und natürlich um meine Firma, die ich über viele Jahre aufgebaut habe. Wenn ich darauf blicke, bin ich optimistisch. Die Pandemie wird bald überstanden sein. Auch wenn es manchen Menschen schwerfällt: Wir müssen jetzt noch einige Wochen Abstand halten. Meine Hoffnung ist, dass wir dann Mitte Juni oder Anfang Juli über den großen Berg sind.